Diskriminierung
Versorgungslücke von HIV-Infizierten ohne Aufenthaltspapiere
HIV-infizierte Menschen ohne Aufenthaltstitel haben keinen Zugang zu ärztlicher Therapie. Gehen sie zum Arzt, droht ihnen die Abschiebung. Die Deutsche Aidshilfe beklagt eine menschenrechtlich und epidemiologisch inakzeptable Versorgungslücke.
Montag, 22.07.2024, 18:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 22.07.2024, 18:28 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Deutsche Aidshilfe hat eine bessere Versorgung HIV-infizierter Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung gefordert. Eine gute Versorgung für alle sei längst möglich, aber noch lange nicht erreicht, sagte Sylvia Urban vom Vorstand der Organisation zum Start der Welt-Aids-Konferenz am Montag in München. So hätten in Deutschland Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung noch immer keinen regulären Zugang zur HIV-Therapie. „Alle Menschen haben ein Recht auf Prävention, medizinische Behandlung und ein Leben ohne Ausgrenzung und Diskriminierung“, betonte Urban.
Menschen ohne Aufenthaltspapiere hätten in Deutschland zwar ein Recht auf Behandlung akuter Erkrankungen. Wenn sie medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, erfolge jedoch laut Gesetz eine Meldung an die Ausländerbehörde – und damit drohe die Abschiebung, hieß es weiter. Viele Menschen würden sich deshalb selbst mit schweren Leiden nicht in Behandlung begeben. Bei einer HIV-Infektion drohten dann potenziell tödliche Aids-Erkrankungen sowie weitere HIV-Übertragungen, die sich mit einer Therapie vermeiden ließen.
Versorgungslücke menschenrechtlich und epidemiologisch inakzeptabel
Diese Versorgungslücke sei menschenrechtlich wie epidemiologisch inakzeptabel, sagte Urban. Die Bundesregierung habe im Koalitionsvertrag eine Lösung versprochen, bisher aber nicht geliefert. In Deutschland leben nach Schätzung des Robert Koch-Instituts 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion. Rund 8.200 Menschen wissen demnach nichts von ihrer Ansteckung.
Die Deutsche Aidshilfe ist der Dachverband von rund 115 Organisationen und Einrichtungen. Sie vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von Menschen mit HIV/Aids in der Öffentlichkeit sowie gegenüber Politik, Wissenschaft und medizinischer Forschung. (epd/mig) Aktuell Panorama
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