Ost-Studie
Jeder dritte U18-Jugendliche würde die AfD wählen
Die politische Einordnung in links und rechts hat für junge Menschen keine Relevanz mehr. Sie orientieren sich mehr nach den Inhalten, lassen sich aber auch von ihrer Perspektivlosigkeit treiben – oft in die Fänge der AfD. Das geht aus aktuellen Studien hervor.
Montag, 26.08.2024, 15:52 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 26.08.2024, 15:52 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die klassische Einordnung des politischen Spektrums in links und rechts hat für junge Menschen offenbar keine Relevanz mehr. 26 Prozent lehnen eine solche Zuschreibung sogar ab, wie die am Montag vorgestellte „Jugendwahlstudie 2024 Ost“ des Augsburger Instituts für Generationenforschung ergab. Das bedeutet konkret, dass sich beispielsweise 33 Prozent der befragten Erstwähler zwar der politischen Mitte zuordnen, 17 Prozent dieser Gruppe aber die AfD und 18 Prozent das BSW wählen wollen.
Ein weiteres Ergebnis der Studie sei, dass sich der große Zuspruch für die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nur schwer mit „Protestwählen“ erklären lässt, betonten die Studienmacher bei einer virtuellen Pressekonferenz. So gaben 74 Prozent an, sie würden ihre präferierte Partei wegen der „inhaltlichen Positionen“ wählen und nur 16,1 Prozent als „Denkzettel“. 41 Prozent stimmten der Aussage voll oder eher zu, dass „einfache Menschen“ der Regierung egal seien, 32 Prozent glauben sogar, dass die Regierung gegen die eigene Bevölkerung arbeitet.
Kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen am 1. September und in Brandenburg am 22. September haben die Studienmacher auch eine klassische Wahlumfrage unter den 16- bis 25-Jährigen gemacht. Im Osten würden 19 Prozent AfD wählen (Westen: 9 Prozent), 13 Prozent die CDU (Westen 19 Prozent), 12 Prozent die Linke (Westen: 5 Prozent), 11 Prozent BSW (Westen: 7 Prozent), 9 Prozent Grüne (Westen: 16 Prozent), 9 Prozent Volt (Westen: 8 Prozent) sowie 5 Prozent SPD (Westen: 13 Prozent).
U18-Wahl in Sachsen: Mehr als ein Drittel stimmt für AfD
Der Kinder- und Jugendring Sachsen teilte am Montag in Dresden die Ergebnisse einer weiteren Umfrage mit. Danach setzen 34,5 Prozent der jungen Menschen in Sachsen auf die AfD. Auf Platz zwei und drei kamen die CDU mit 16,2 Prozent und die Linke mit 11,8 Prozent. Auf die SPD entfielen 8,5 Prozent der Stimmen, auf die Grünen 5,7 Prozent und auf das BSW 4,8 Prozent. Bei der U18-Wahl konnten sich Jugendliche vor der Landtagswahl am nächsten Sonntag für eine Partei entscheiden. Es wurde nur die Zweitstimme abgegeben.
Der Vorsitzende des Kinder- und Jugendrings Sachsen, Vincent Drews, erklärte: „Das Abschneiden der AfD ist natürlich besorgniserregend.“ Es zeige, dass die Ideen der Partei auch bei jungen Menschen verfangen. „An uns und alle demokratischen Akteure geht der klare Auftrag, weiterhin demokratische Werte zu fördern und für diese einzutreten“, appellierte Drews.
Perspektivlosigkeit unter Jugendlichen
Als Problem ermittelten die Studienmacher der „Jugendwahlstudie 2024 Ost“ eine große Perspektivlosigkeit unter jungen Menschen. 56 Prozent der Erstwähler hätten „nichts nennen können“, was ihnen Zuversicht gibt. Die Werte im Westen seien dabei nochmals höher als im Osten gewesen. Grund dafür könnte sein, dass sich Jugendliche mehrheitlich über Social Media informieren. Die dort verbreiteten Nachrichten seien oft stark emotional aufgeladen. Die jungen Menschen seien daher weniger offen für Faktenwissen und könnten weniger rational denken.
Für die Studie wurden in einem dreistufigen Verfahren mehr als 1.000 Personen quantitativ oder qualitativ befragt. Die Mehrheit der Befragten kam aus Ostdeutschland.
Wahlprognosen zufolge liefern sich die CDU und die AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Laut einer INSA-Wahlumfrage von Sonntag lag die AfD mit 32 Prozent der Wählerstimmen vor der CDU mit 30 Prozent. Wenige Tage zuvor lag allerdings die CDU bei einer Forsa-Umfrage vorn. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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Leider ist der Titel offenbar ein redaktioneller Fehlgriff in die „Effektkiste“ oder die folgenden Daten falsch wiedergegeben. Jedenfalls kann sich die „Ein Drittel“-Angabe nur auf die Teilstudie Sachsen beziehen, nicht auf „die“ ostdeutschen Jüngeren insgesamt (unter den 16-25-Jährigen wählen nämlich „nur“ 19% die AfD). Ist natürlich alles schlimm genug, zumal wenn man die Sozial-Nationalisten vom BSW (11%) dazu zählt…