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Warten am Flughafen © katyveldhorst @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Win-Win

Unternehmen zeigt, wie Fachkräfte-Migration geht

Das Sozialunternehmen Diakoneo im bayerischen Neuendettelsau wirbt Fachkräfte in Spanien an und unterstützt sie beim Ankommen. Innerhalb von zwei Jahren sind bereits elf Fachkräfte gekommen. Trotz des Aufwands ist es für beide Seiten ein Gewinn.

Von Dienstag, 17.09.2024, 10:09 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 17.09.2024, 9:17 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Gema Sanchez ist auf der Suche nach Anerkennung. Die 22-Jährige aus Granada in Andalusien ist seit Mitte Mai in Deutschland und arbeitet seit Juli beim diakonischen Sozialunternehmen Diakoneo im fränkischen Neuendettelsau in einer Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. In Spanien hat sie bereits eine dreijährige Ausbildung im Inklusions- und Integrationsbereich absolviert. Für die Anerkennung dieser Ausbildung muss sie nicht nur die nötigen Unterlagen übersetzen lassen und einreichen, sondern auch genügend Sprachkenntnisse nachweisen. Bis dahin arbeitet sie als Gruppenhilfe.

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Abraham Herrero möchte eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger beginnen. Für den 28-Jährigen geht es in erster Linie darum, überhaupt einen Job zu haben. „Ich bin ausgebildeter Labortechniker, aber in Spanien habe ich keine Arbeit gefunden“, erzählt er. Seit Anfang 2023 ist er bei Diakoneo ebenfalls als Gruppenhilfe tätig. Anders als Sanchez hat er vor seiner Ankunft in Neuendettelsau noch kein Deutsch gelernt. „Es ist schwer, Deutsch von null auf zu lernen. Aber ich übe jeden Tag.“ Herrero liebt die Arbeit mit den Kindern in der Wohngruppe. „Manchmal verstehe ich sie nicht so gut, aber sie sind so sympathisch und erklären mir alles.“

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Elf angehende Fachkräfte aus Spanien sind innerhalb von zwei Jahren zu Diakoneo gekommen. „Für die ersten war es ein bisschen schwieriger, aber mittlerweile haben wir Piktogramme mit deutschen und spanischen Wörtern“, erzählt Patricia Lamas. Auch sie kommt aus Granada und hat alle Schritte, die die neuen Mitarbeitenden gehen müssen, selbst erlebt. Seit sieben Jahren arbeitet sie bei Diakoneo Wohnen, ist inzwischen Wohnbereichsleitung. Für die ankommenden Spanier ist Lamas Kollegin, Vorgesetzte, Erstkontakt, Mentorin, Übersetzerin und Vertraute. Bei allen bürokratischen Herausforderungen steht sie ihren Kolleginnen und Kollegen zur Seite.

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2,9 Millionen EU-Ausländer arbeiten in Deutschland

Das Anwerbeprogramm in Spanien gehörte zu den ersten Ideen von Torsten Voigt, dem Leiter von Diakoneo Wohnen, als er im Herbst 2022 zu dem Sozialunternehmen mit mehr als 11.000 Mitarbeitenden kam. „Der Fachkräftemarkt in Deutschland ist mehr als übersichtlich. Nach Spanien gab es über den Freiwilligendienst und über Frau Lamas schon Kontakte.“ Also begannen Voigt und Lamas damit, vor Ort auf die Suche zu gehen und über Universitäten und einen in Granada ansässigen Partnerverein Menschen anzusprechen. „In Spanien ist der Fachkräftemarkt recht gut ausgestattet, weil das Sozialsystem ein anderes ist als bei uns“, erklärt Voigt. Die Menschen arbeiteten oft in Teilzeit oder in befristeten Stellen. Diakoneo hat allen zehn Mitarbeitenden, die es seitdem geworben hat, unbefristete Stellen angeboten.

Migration gilt als eine wichtige Maßnahme gegen den Fachkräftemangel. EU-Bürgerinnen und Bürger können dabei uneingeschränkt in Deutschland arbeiten. Wie viele von ihnen jährlich hierherkommen, um eine Beschäftigung aufzunehmen, oder in welchen Branchen sie in den Arbeitsmarkt einsteigen, wird daher nicht dokumentiert. Erfasst wird allerdings die Gesamtanzahl der Beschäftigten nach Staatsangehörigkeit. 2023 haben nach Informationen des Statistischen Bundesamts insgesamt 2,9 Millionen EU-Ausländer in Deutschland gearbeitet. Laut Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit von Dezember 2023 kamen rund 88.000 von ihnen aus Spanien.

Wohngemeinschaft, Deutschlandticket, Stammtisch

Für Torsten Voigt ist die Einstellung der Menschen, die Diakoneo nach Deutschland holt, wichtig: „Sie wollen was am Menschen machen, auch mit Menschen mit Behinderungen arbeiten“, sagt er. Ein Vorteil bei der Integration sei, dass das Unternehmen durch Freiwilligendienste schon immer mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten zu tun hatte. „Und unsere Bewohner stellen das überhaupt nicht infrage. Die gehen auf alle offen zu.“

Damit die neuen Fachkräfte dauerhaft bleiben und sich von Anfang an in Deutschland wohlfühlen, investiert das Unternehmen viel. So gibt es eine spanische Wohngemeinschaft, in der für alle Neuankömmlinge ein Zimmer bereitsteht, bis sie sich eine eigene Wohnung suchen. Patricia Lamas organisiert nicht nur das Deutschlandticket für die nötige Mobilität, sondern auch Ausflüge und einen regelmäßigen Stammtisch, bei dem die Spanierinnen und Spanier auch in Kontakt mit ihren deutschen Kollegen und den Einheimischen kommen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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