Sachsen-Anhalt
Pfleger aus dem Ausland, Ärzte im Wartezimmer
Sachsen-Anhalt fehlen Pfleger und Ärzte – und so wird auch auf ausländische Fachkräfte gesetzt. Bei Pflegern setzt das Land auf Fachkräfte aus Indien und Lateinamerika, bei Ärzten ist die Bürokratie das Problem.
Montag, 16.12.2024, 13:08 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 16.12.2024, 13:09 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Sachsen-Anhalt bleibt der Fachkräftemangel auch 2024 ein Problem: So waren 1.300 offene Stellen in Pflegeberufen gemeldet, wie aus einer Analyse der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht. Die Lücke zwischen Bedarf und Personalangebot wächst, besonders bei qualifizierten Fachkräften wie Pflegefachpersonen.
Die amtliche Pflegestatistik für Sachsen-Anhalt zeigt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2021 auf über 166.000 gestiegen ist – ein Zuwachs von etwa 50 Prozent seit 2017. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Pflegekräfte nur um etwa 16 Prozent gestiegen.
Internationale Fachkräfte helfen
Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzt die Universitätsmedizin Halle beispielsweise auf die Integration von Auszubildenden aus Indien. Die insgesamt 16 Auszubildenden befinden sich im ersten und zweiten Jahr der generalistischen Pflegeausbildung. Bisher verlaufe die Ausbildung erfolgreich, teilte die Pressestelle mit. Nach Abschluss der Ausbildung sollen die Fachkräfte als Pflegefachpersonen in unbefristete Arbeitsverhältnisse übernommen werden. Dabei könnten sie sich in der Folge weiter beruflich entwickeln, hieß es. Um die Integration der Auszubildenden zu erleichtern, würden Sprachkurse bis zum B2-Niveau angeboten sowie Mentoren, die auf kulturelle Unterschiede vorbereitet seien, um die Auszubildenden im Arbeitsalltag zu unterstützen.
Das Bundesland setzt zudem verstärkt auf Auszubildende aus Lateinamerika, um den wachsenden Bedarf an Pflegekräften zu decken. So haben beispielsweise seit 2020 etwa 14 Menschen aus El Salvador erfolgreich ihre Ausbildung zur Pflegekraft am Senioren- und Pflegezentrum Am Lerchenberg in Wittenberg abgeschlossen.
Ausländische Ärzte im Wartezimmer
Ein Mangel an Fachkräften gibt es auch in der Ärzteschaft. Dennoch müssen ausländische Ärzte von außerhalb der EU in Sachsen-Anhalt etwa eineinhalb Jahre warten, bis sie die Approbation als Grundlage für ihre Tätigkeit in Deutschland erhalten. Das teilte das Landesverwaltungsamt in Halle auf Nachfrage mit. Deutlich schneller gehe es bei Medizinern mit Studienabschluss aus EU-Staaten oder der Schweiz – da liege die Dauer bei rund einem Monat. Bei der Behörde sind den Angaben zufolge aktuell 68 Anträge auf Approbation ausländischer Ärzte offen. Bei den Zahnärzten seien es 13.
Im Jahr 2022 hatte das Landesverwaltungsamt 148 ausländischen Ärzten und 16 Zahnärzten die staatliche Anerkennung erteilt, 2023 waren es 167 Ärzte und 15 Zahnärzte gewesen. In diesem Jahr erhielten bislang 128 Ärzte und 3 Zahnärzte ihre Anerkennung. Am häufigsten kamen die Mediziner aus Aserbaidschan, der Türkei, Rumänien, der Ukraine, Syrien, der Russischen Föderation und aus Usbekistan.
Fast jeder zweite Arzt in Sachsen-Anhalt ein Ausländer
Die Zahl der ausländischen Ärzte, die in Sachsen-Anhalt praktizieren, steigt immer weiter. Mitte September waren es laut Ärztekammer insgesamt 1.879. Zum Jahreswechsel waren es noch 46 weniger gewesen. Die größte Gruppe bildeten Rumänen mit 159 Medizinern, gefolgt von Ärzten aus Aserbaidschan (146), Syrien (132), der Ukraine (128) und der Russischen Föderation (125). Aus der Türkei stammten 75 Mediziner, aus Indien 73. Häufig waren auch Bulgaren, Polen und Serben vertreten.
Damit haben ausländische Mediziner inzwischen einen Anteil von 18,7 Prozent in Sachsen-Anhalt. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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