Nebenan
So jung und schon so versaut
Das neue Jahr fängt gut an. Facebook, Xitter, Weidels Lieblingskommunist und natürlich die deutsche Polizei, die entweder Rassisten mit Vornamen versorgt oder draufhaut – wie immer.
Von Sven Bensmann Montag, 13.01.2025, 10:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 13.01.2025, 10:02 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Das neue Jahr ist noch jung und schon macht es keinen Spaß mehr. Facebook entscheidet, dass es eine Geisteskrankheit ist, wenn man nicht „normal heterosexuell“ ist, bei Xitter trifft sich der reichste Mann der Welt mit einer Nazilesbe, um mit ihr gemütlich in gebrochenem Englisch darüber zu plaudern, dass Hitler eigentlich ein Kommunist gewesen sei. Es werfen sich die US-Oligarchen reihenweise vor Donald Trump in den Staub. Das 1,5°-Ziel, mit dem der Klimawandel gerade noch so handhabbar wäre, ist offiziell Geschichte und während in den USA die Villen der Reichen brennen und die Münchener Rück verkündet, dass der Klimawandel für sie immer teurer und teurer wird, treten ebendiese Münchener Rück, Blackrock und diverse andere Finanzinvestoren aus Klimaschutzbündnissen aus, frei nach dem Motto: Jetz is eh egal.
Egal scheint der US-Rechten dagegen (die sich doch aus der Unterstützung der Ukraine zurückziehen will, weil das Kriegstreiberei sei), wenn ihr Präsident gleichzeitig militärisch in Kanada, Grönland und in Panama intervenieren will, um diese zu annektieren. Gerade in Kanada scheint man sich des Ernsts der Lage dabei nicht bewusst zu sein: Dort wird einerseits gewitzelt, dass es einem Sexualstraftäter wie Trump in Kanada gar nicht erlaubt sei, Premierminister zu werden oder bietet andererseits an, bis zu drei US-Staaten den Beitritt zum kanadischen Staat zu erlauben – um dann zuzuschauen, wie sich der halbe Nordwesten darum streitet, zu diesen Auserwählten zu gehören.
„Auch nichts entgegenzusetzen zu haben scheint der deutsche Rechtsstaat seiner Polizei. Die hat nach Silvester die Vornamen Tatverdächtiger an die Naziklitsche „Nius“ durchgestochen.“
Immerhin die französisch-deutsche Achse steht, solidarisch mit Dänemark und Grönland, um die imperialen Ambitionen der USA entgegenzutreten – auch wenn deren Bedrohungspotenzial natürlich eher gering ist: Wem es nicht einmal gelingt, Russland in Schach zu halten, der hat dem US-Militär nichts entgegenzusetzen – französische Atomwaffen hin oder her.
Auch nichts entgegenzusetzen zu haben scheint der deutsche Rechtsstaat seiner Polizei. Die hat nach Silvester die Vornamen Tatverdächtiger an die Naziklitsche „Nius“ (sprich: nie-us) durchgestochen, weil den Rassisten dort die Staatsangehörigkeit allein nicht für die fremdenfeindliche Propaganda ausreichte.
Im Amtsgericht erklärte derweil ein Polizist, der mit einem Kollegen anlasslos einen türkisch-stämmigen Handwerker verprügelt hatte: „Das machen wir immer so.“ – und meinte damit wohl sowohl das Verprügeln von im Polizei-Jargon „südländisch-aussehenden“ Personen, als auch, im Anschluss zu behaupten, der Angriff sei von der anderen Person ausgegangen. Im Allgemeinen kommen Polizisten damit schließlich durch, weil ihrem Wort vor Gericht erstaunlicherweise immer noch mehr Gewicht zugestanden wird – wenn denn der oder die Verprügelte überhaupt wagt, sich juristisch zur Wehr zu setzen. Von Folgen für die Prügel-Polizisten ist indes wenig überraschend nichts bekannt.
Hiervon schon: Linken-Politiker Nguyen wurde laut Leipziger Volkszeitung im Umfeld des AfD-Parteitags von einem Polizisten K.O. geschlagen, was, anders als das bisschen Seife in Lindners Gesicht, bisher aber kaum Aufmerksamkeit erreicht (wird schon nicht an dessen Hautfarbe oder Familiennamen liegen), andere Demonstranten wurden einem Handyvideo zufolge durch Polizisten mithilfe eines Polizeihundes, der als Rammbock missbraucht wurde, gewaltsam in die Leitplanke einer Zufahrtsstraße gestoßen.
Auch hier: Von Obergrenzen für Polizisten, Vorratsdatenspeicherung und Abschiebung in sichere Polizeistaaten bisher keine Rede.
Das fängt ja gut an. Na ja, musste selber wissen, Deutschland. Meinung
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