Karlsruhe
Tausende demonstrieren gegen „Abschiebetickets“ der AfD
Der Karlsruher Marktplatz ist voller Menschen. Unter dem Motto „Mit uns statt gegen uns“ demonstrieren sie gegen eine AfD-Wahlkampfaktion. Die hatte „Abschiebetickets“ in Briefkästen von Migranten einwerfen lassen.
Sonntag, 19.01.2025, 15:27 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 19.01.2025, 15:27 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Rund 3.500 Menschen haben nach Polizeiangaben auf dem Marktplatz in Karlsruhe gegen eine AfD-Wahlkampfaktion demonstriert. Der Protest richtete sich gegen „Abschiebetickets“ der AfD: Flyer, die optisch an Flugtickets angelehnt sind. Die Demonstration verlief nach Angaben der Polizei friedlich. Die Veranstalter sprachen von etwa 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Es sei sehr friedlich und schön gewesen, voller Zuspruch und Zusammenhalt, sagte Mitorganisator Ahmad Hawarnah nach der Demo. Hawarnah sitzt im Integrationsausschuss der Stadt Karlsruhe. Den Protest habe er privat und gemeinsam mit zwei weiteren Personen, die er aus dem Ausschuss kenne, initiiert und organisiert. Anfangs hätten sie mit lediglich 500 Menschen bei der Demo gerechnet.
Kritik an Wahlkampfaktion
Bei der Kundgebung waren junge und alte Menschen zu sehen, auch Familien mit Kindern. Unter dem Motto „Mit uns statt gegen uns“ hatten Migrantinnen und Migranten zu der Demonstration aufgerufen. Auf Plakaten war zu lesen: „AfD wählen ist so 1933“ oder „Mit Nazis wird nicht gekuschelt!“. Auch Regenbogenfarben waren auf dem Marktplatz zu sehen. In Sprechchören skandierten die Demonstranten: „Alle zusammen gegen den Faschismus, alle zusammen gegen den Rassismus.“
Die an Flugtickets erinnernden Flyer hatten Anfang der Woche bundesweit für Schlagzeilen und Empörung gesorgt. Sie richten sich an „illegale Einwanderer“. Das Abflugdatum ist auf den Tag der Bundestagswahl am 23. Februar datiert: „Von: Deutschland – Nach: Sicheres Herkunftsland“. Versehen ist der Flyer mit folgendem Hinweis: „Nur Remigration kann Deutschland noch retten“.
Historische Vorläufer
Die Idee mit den Flugtickets ist nicht neu und hat sogar historische Vorläufer. Die rechtsextreme NPD hatte mit einer ähnlichen Aktion vor gut zehn Jahren für Aufregung gesorgt. Bereits in der Zeit des Nationalsozialismus gab es „Freifahrtkarten nach Jerusalem“. Im Kleingedruckten stand: „Hin- und nicht wieder zurück“.
Der AfD-Landesverband Baden-Württemberg hatte mitgeteilt, dass es sich um eine Wahlkampfaktion des Kreisverbandes Karlsruhe handele. Laut der Linken tauchten die Flyer in Briefkästen von Menschen mit Migrationshintergrund auf. Die Polizei ermittelt anlässlich der Flyer wegen Verdachts der Volksverhetzung. (dpa/mig) Aktuell Gesellschaft
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