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Donald Trump © Gage Skidmore @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Zahlungen ausgesetzt

Welche Auswirkungen haben Stopp der US-Hilfen für den Globalen Süden?

Die US-Auslandshilfen sind ein wichtiger Baustein beim Kampf gegen Hunger, Armut und Fluchtursachen. US-Präsident Trump hat die Zahlungen nun ausgesetzt. Was sind die Folgen? Welche Staaten sind besonders betroffen?

Donnerstag, 06.02.2025, 12:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 06.02.2025, 12:23 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

In der Entwicklungszusammenarbeit sind die USA in vielen Ländern des Globalen Südens bisher der größte Geldgeber. Die Hilfen sind ein wichtiger Baustein bei der Bekämpfung von Armut, Hunger und Fluchtursachen. Menschenrechtsorganisationen beklagen seit vielen Jahren, dass das Geld nicht reicht, um die Not zu lindern. Sie appellieren an die internationale Gemeinschaft, mehr gegen ungleiche Verteilung von Ressourcen und Wohlstand zu tun.

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US-Präsident Donald Trump ist diesem Appell nicht gefolgt. Im Gegenteil: Er hat die Zahlung von US-Hilfsgeldern nun ausgesetzt und einen Schock ausgelöst. Seine Politik wird massive Auswirkungen in Krisen- und Konfliktregionen haben. Einige Beispiele:

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Millionen Todesfälle in Afrika befürchtet

„Zwei bis vier Millionen zusätzlichen Todesfälle durch vermeidbare und behandelbare Krankheiten“ – das könnte die Folge der US-Entscheidung sein, wie eine Berechnung der afrikanischen Gesundheitsbehörde CDC Africa ergeben hat. Finanzielle Engpässe könnten die Errungenschaften der vergangenen Jahre im Gesundheitsbereich zunichtemachen, schreibt CDC-Direktor Jean Kaseya in einem offenen Brief an die Afrikanische Union. Für die betroffenen Familien sei dies wiederum mit schweren wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden. „Geschätzt 39 Millionen Menschen mehr würden in Armut gestürzt und den Kontinent jährlich Milliarden kosten – das ist nicht nur eine afrikanische Krise, es ist eine globale Krise im Entstehen“, warnt Kaseya.

HIV-Programme in Südafrika in Gefahr

Mit einer der höchsten HIV-Infektionsraten weltweit gehört Südafrika seit mehr als zwei Jahrzehnten zu den größten Empfängern von Mitteln aus dem US-Aidshilfe-Programm Pepfar. Bislang wurden damit knapp 20 Prozent des südafrikanischen HIV-Budgets und damit die medikamentöse Behandlung von 5,5 Millionen Menschen finanziert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind rund 8,5 Millionen Südafrikaner – etwa 14 Prozent der Bevölkerung – mit dem Virus infiziert. Zudem seien nun die Stellen von rund 15.000 Beschäftigten im Gesundheitswesen bedroht, sagte Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi.

Projekte in Konfliktregionen in Gefahr

Ob Syrien oder Gaza, Ukraine, Sudan oder Demokratische Republik Kongo: Das UN-Nothilfebüro OCHA sieht jetzt seine Projekte in diversen Krisen- und Konfliktregionen in Gefahr. In Gaza etwa hänge der Erfolg der Feuerpause auch vom Gelingen humanitärer Hilfslieferungen ab. In Syrien und dem Sudan seien durch die andauernden Konflikte Millionen Flüchtlinge von Unterstützung abhängig, ebenso in der Ukraine. Könne die dringend notwendige Hilfe nicht mehr geleistet werden, drohe die Ausbreitung von Hunger und Krankheiten.

Ukraine stark betroffen – Gelder für Wiederaufbau fallen weg

Die Ukraine ist von der Einstellung der Zahlungen der US-Entwicklungsbehörde (USAID) mit am stärksten betroffen. Umgerechnet mehr als 2,5 Milliarden Euro an humanitärer Hilfe hat die US-Entwicklungsbehörde seit dem russischen Einmarsch nach Zählung des Zentrums für Oststudien in Warschau geleistet. Dazu kamen noch gut 4,8 Milliarden Euro an Entwicklungshilfe und mehr als 29 Milliarden Euro an US-Haushaltshilfen. Mehrere USAID-geförderte Entwicklungsprojekte beim Wiederaufbau von kritischer Infrastruktur unter anderem für die Stromversorgung, aber auch beim Ausbau von Grenzübergängen in die EU, sind demnach betroffen.

USA größtes Geberland für Afghanistan

Seit der Machtübernahme der Taliban 2021 hat USAID gemeinsam mit anderen US-Behörden umgerechnet mehr als 3,57 Milliarden Euro an humanitärer Hilfe und Entwicklungsunterstützung bereitgestellt. Das geht aus dem Ende Januar veröffentlichten Quartalsbericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar) hervor. Damit sind die USA das wichtigste Geberland für Afghanistan. Rund 64 Prozent der Mittel stammen den Angaben nach von USAID und dem US-Außenministerium.

Ein Stopp der Hilfe wird gravierende Folgen für die humanitäre Lage, das Gesundheitssystem und die Wirtschaft des Landes haben. Während internationale Hilfe in den vergangenen Jahren weiter gekürzt wurde, sind laut UN-Nothilfebüro Ocha rund 22,9 Millionen Menschen – fast die Hälfte der Bevölkerung – auf humanitäre Unterstützung angewiesen.

Projekte der Minenräumung in Kambodscha ausgesetzt

Das südostasiatische Kambodscha gehört zu den am stärksten betroffenen Ländern mit nicht explodierten Kampfmitteln. 93 aktive Projekte bei der Minenräumung müssten nun pausieren, sagte der Vizepräsident der dortigen Behörde für Minenräumung, Ly Thuch, der „Khmer Times“. Die USA hätten die Räumung jährlich mit etwa 10 Millionen Dollar unterstützt. Betroffen seien auch mehr als 1000 Mitarbeiter, denen die Arbeitslosigkeit drohe. Die USA sind nach eigenen Angaben der weltweit größte Unterstützer von Projekten zur Räumung von Landminen und nicht explodierten Sprengsätzen.

UN: Hilfe im Sudan größtenteils aus den USA

Der blutige Machtkampf im Sudan hat zu einer der größten humanitären Krisen weltweit und zu Flucht und Vertreibung von mehr als zwölf Millionen Menschen geführt. Gut 25 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. „Ein Großteil der Hilfsgelder, auf die wir angewiesen sind, kommt aus den USA“, zitierte die Aktivistenplattform Avaaz einen hohen UN-Beamten. Sollte die Finanzierung nicht wieder aufgenommen werden, drohe ein Zusammenbruch der UN-Arbeit in dem Krisenstaat. „Es wäre einfach nicht machbar, weiterhin ernsthafte Hilfe im Sudan zu leisten.“

Gravierende Folgen für Flüchtlinge in Myanmar

In Myanmar ist die Aussetzung der Hilfen schon zu spüren: Im Grenzgebiet zu Thailand mussten seither mindestens acht Krankenhäuser schließen, die sich seit Jahrzehnten um Opfer der bewaffneten Konflikte in dem Vielvölkerstaat gekümmert hatten. Viele Patienten müssen wegen schwerer Verletzungen nach Artilleriebeschuss oder Luftangriffen behandelt werden. „Es ist grausam, die Hilfen ohne Vorwarnung einzustellen“, so Ärztin Linn Nway Oo. Laut der US-Botschaft in dem südostasiatischen Land leisteten die USA im Haushaltsjahr 2024 humanitäre Hilfe in Höhe von umgerechnet 136 Millionen Euro.

Stromprojekt im Senegal in der Schwebe

Im westafrikanischen Senegal ist laut Premierminister Ousmane Sonko ein Projekt zur Verbesserung der Stromversorgung für die 18 Millionen Einwohner betroffen. Mit den umgerechnet mehr als 480 Millionen Euro sollten unter anderem grüne Energieversorgung ausgebaut und damit die Wirtschaft nachhaltig angekurbelt werden. Unklar war zunächst, wie viel des 2021 abgeschlossenen Fünf-Jahres-Programms bereits ausgezahlt wurde.

Sonko betonte erneut, wie wichtig es für afrikanische Staaten sei, sich von internationaler Finanzierung unabhängig zu machen. „Wir können nicht weiterhin auf Hilfe von außen hoffen. Unsere Entwicklung muss in erster Linie von innen kommen.“ (dpa/mig) Aktuell Ausland

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