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Psychiatrieprofessor
Leben im Flüchtlingsheim ist „nicht gut für die Gesundheit“
Der tödliche Messerangriff in Aschaffenburg hat eine Migrationsdebatte ausgelöst. Gesundheitsverbände rufen zu Zurückhaltung auf. Psychiatrieprofessor Bönsch sieht das Hauptproblem woanders.
Montag, 10.02.2025, 12:11 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 10.02.2025, 12:15 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Verbände des Gesundheitswesens warnen vor Auswirkungen der aktuellen Migrationsdebatte auf Medizin, Psychotherapie und Pflege. Das Gesundheitssystem sei geprägt von Internationalität und kultureller Vielfalt, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Aufruf von sieben Verbänden, darunter die Bundesärztekammer, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Deutsche Pflegerat und die Bundespsychotherapeutenkammer.
Die Verbände sähen es „mit großer Sorge“, dass derzeit nichtdeutsches Fachpersonal im Gesundheitswesen zutiefst verunsichert werde durch Schlagworte wie Remigration und Massenabschiebungen. Einige der Beschäftigten würden bereits darüber nachdenken, anderswo in Europa zu arbeiten.
Rund 15 Prozent der Ärzte und Pflegefachpersonen in Deutschland hätten eine ausländische Staatsbürgerschaft, hieß es. Besonders auf dem Land sei deren Anteil besonders hoch. „In vielen Teilen Deutschlands wäre die Versorgung ohne diese Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland akut gefährdet“, betonen die Verbände. Für eine gelingende Integration sei eine offene Kultur Grundvoraussetzung.
Mediziner beklagt fehlende Präventionsangebote
Der Leiter des psychiatrischen Bezirkskrankenhauses in Aschaffenburg, Dominikus Bönsch, sieht in der Gewalttat einen Hauptrisikofaktor: „schizophrene Erkrankung in Kombination mit Alkohol- und Drogenkonsum und männlichem Geschlecht“, sagte der Professor der „Main-Post“. Migration sei ein zusätzlicher Risikofaktor, weil sie für psychiatrische Erkrankungen prädestiniere. Jahrelang in Auffanglagern oder Asylbewerberheimen zu leben sei „definitiv nicht gut für die psychische Gesundheit“, so Bönsch. „Es hätten in Aschaffenburg und Würzburg aber genauso gut deutsche Patienten sein können. Diese Gefahr geht nicht per se von Menschen mit Migrationshintergrund aus“, sagte Bönsch.
Der Mediziner kritisiert die derzeitigen rechtlichen Möglichkeiten zur psychiatrischen Unterbringung. Die Schwelle, jemanden in die Psychiatrie zu bringen, sei in Bayern extrem niedrig. Aber die Schwelle, die Betroffenen weiterzubehandeln, unter anderem auch gegen ihren Willen, sei wahnsinnig hoch. Zudem fehle es an Präventionsangeboten. „Wir bräuchten einen Ausbau der sozialpsychiatrischen Dienste, wir bräuchten aufsuchende Hilfen und gerade im Bereich Alkohol und Drogen mehr niederschwellige Angebote, die die Patienten langfristig begleiten“, so Bönsch.
In Aschaffenburg hatte am 22. Januar ein mutmaßlich psychisch kranker Flüchtling aus Afghanistan auf Kinder und Passanten eingestochen. Ein zweijähriger Junge marokkanischer Herkunft und ein Deutscher (41) starben. Einen ähnlichen tödlichen Messerangriff hatte es 2021 in Würzburg gegeben. Damals hatte ein psychisch kranker Flüchtling aus Somalia in der Innenstadt drei Menschen getötet. (epd/dpa/mig) Aktuell Panorama
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