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Sponsoring
Große Integrationsleistung, wenig Unterstützung
Migrantische Sportvereine leisten wertvolle Integrationsarbeit, doch ihnen fehlt oft die finanzielle Unterstützung. Während etablierte Clubs Sponsoren finden, kämpfen viele migrantische Vereine ums Überleben. Warum das so ist – und was sich ändern muss.
Donnerstag, 13.02.2025, 0:55 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 14.02.2025, 13:00 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Sportvereine spielen eine zentrale Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Jugendförderung – besonders für Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Doch während etablierte Vereine in vielen Städten problemlos Sponsoren finden, stehen migrantische Sportclubs oft vor finanziellen Schwierigkeiten – so etwa auch in Ulm. Trotz ihres Beitrags zur Integration und Nachwuchsförderung bleibt ihnen die wirtschaftliche Unterstützung häufig verwehrt. Ohne gesicherte Finanzierung wird es für diese Vereine zunehmend schwieriger, ihre sozialen und sportlichen Aufgaben wahrzunehmen.
Sponsoring ist längst ein wichtiger Bestandteil der Sportförderung. Unternehmen nutzen es, um ihre Marke zu präsentieren und gleichzeitig soziale Verantwortung zu zeigen. Doch nicht alle Vereine profitieren gleichermaßen von dieser Entwicklung. Während bekannte Clubs mit gewachsenen Strukturen leichter Zugang zu Sponsoren haben, kämpfen migrantische Sportvereine oft um Anerkennung.
Unternehmen wiederum sehen Sponsoring als Möglichkeit, ihre Markenbekanntheit zu steigern und gleichzeitig etwas für die Gemeinschaft zu tun. Besonders in Zeiten, in denen Unternehmen immer mehr auf soziale Verantwortung setzen, wird Sportsponsoring zu einer Win-Win Situation. Beispielsweise ist es nicht ungewöhnlich, dass Online Plattformen lokale Teams unterstützen. Diese Art von Engagement zeigt, wie vielfältig die Quellen für Sportförderung sein können.
Hürden bei der Sponsorensuche
Viele Unternehmen bevorzugen Sponsoring-Partnerschaften jedoch mit Vereinen, die bereits medial sichtbar sind oder über lange Traditionen verfügen. Sportclubs, die von Migranten gegründet wurden, werden hingegen seltener als attraktive Partner wahrgenommen – oft aus Unkenntnis oder unbewussten Vorurteilen. Hinzu kommt, dass die Vernetzung mit lokalen Wirtschaftsakteuren fehlt, die für langfristige Förderpartnerschaften notwendig wäre. Gleichzeitig fehlen oft professionelle Strukturen, um Sponsoringanfragen gezielt und effektiv zu stellen.
Man stelle Anfragen, doch die Antwort bleibe oft aus oder es werde mitgeteilt, das Budget sei bereits vergeben, berichten Vereinsverantwortliche immer wieder. Dabei leisten gerade diese Clubs wertvolle Arbeit: Sie bieten jungen Menschen aus einkommensschwachen Familien eine Perspektive, fördern soziale Bindungen und tragen aktiv zur Integration bei. Neben dem sportlichen Training stehen oft auch Bildungsangebote oder berufliche Orientierungshilfen auf dem Programm, die eine nachhaltige Wirkung für die Gemeinschaft haben.
Ungleiche Chancen in der Sportförderung
Ein weiteres Problem ist die Verteilung von Fördermitteln. In vielen Städten fließen öffentliche Gelder vorrangig an große, traditionsreiche Sportvereine, während kleinere, migrantisch geprägte Clubs oft übergangen werden. Ohne finanzielle Unterstützung fehlen jedoch Mittel für Trainingsplätze, Ausrüstung oder Nachwuchsarbeit. Oft sind diese Vereine auf Mitgliedsbeiträge angewiesen, die nicht immer ausreichen, um die laufenden Kosten zu decken.
Hinzu kommen gesellschaftliche Vorurteile. Während etablierte Vereine als fester Bestandteil der Stadtgesellschaft wahrgenommen werden, müssen sich migrantische Clubs oft erst beweisen – obwohl sie längst einen wichtigen Beitrag für das soziale Miteinander leisten. Einige Kommunen unterstützen gezielt den Breitensport, doch Förderprogramme sind oft kompliziert und nicht an die spezifischen Bedürfnisse migrantischer Vereine angepasst. Dies führt dazu, dass potenzielle Fördermöglichkeiten ungenutzt bleiben.
Wie Unternehmen und Politik reagieren sollten
Damit migrantische Sportvereine die gleichen Chancen erhalten, braucht es gezielte Maßnahmen. Unternehmen könnten ihre Sponsoring-Strategien diversifizieren und gezielt Vereine fördern, die nachweislich Integrationsarbeit leisten. Dies wäre nicht nur ein Zeichen gesellschaftlicher Verantwortung, sondern würde auch wirtschaftlich Sinn ergeben: Sportclubs mit starker interkultureller Prägung erreichen oft ein breites, vielfältiges Publikum und stehen für Werte wie Zusammenhalt und Chancengleichheit. Zudem könnte eine breitere Sportförderung dazu beitragen, soziale Spannungen abzubauen und die lokale Identifikation zu stärken.
Auch die Politik ist gefragt. Einige Städte haben bereits Programme ins Leben gerufen, um Sportvereine mit interkulturellem Schwerpunkt stärker zu unterstützen. Fördermittel, die gezielt an Clubs mit besonderer Integrationsleistung vergeben werden, könnten helfen, die strukturellen Nachteile auszugleichen. Zudem sollten Verwaltungsprozesse für Fördergelder vereinfacht werden, um den Zugang zu finanziellen Ressourcen zu erleichtern.
Fazit: Mehr Unterstützung für migrantische Sportvereine nötig
Sport hat das Potenzial, Brücken zwischen Menschen zu bauen. Doch solange migrantische Sportvereine um finanzielle Unterstützung kämpfen müssen, bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Sponsoring und öffentliche Förderung sollten sich stärker an den gesellschaftlichen Leistungen eines Vereins orientieren – und nicht nur an seinem Bekanntheitsgrad oder seiner Tradition.
Ziel muss es sein, eine faire Verteilung von Ressourcen sicherzustellen und das Engagement von migrantischen Vereinen angemessen zu würdigen. Es ist an der Zeit, dass auch diese Clubs die Unterstützung bekommen, die sie verdienen, damit sie ihre wichtige Rolle in der Gesellschaft weiterhin erfüllen können. (em) Panorama
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