Ärmelkanal. Frankreich, Calais, Meer, Flüchtlingsroute
Blick auf den Ärmelkanal © Judith Büthe

Bittere Bilanz

Flüchtlingsboote immer überfüllter – mehr Tote im Ärmelkanal

Mangels legaler Fluchtwege geben sich immer mehr Geflüchtete in die Hände von skrupellosen Schleusern. Am Ärmelkanal pferchen sie immer mehr Menschen auf ihre Boote. Das führt zu einer bitteren Bilanz.

Dienstag, 18.02.2025, 12:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 18.02.2025, 12:40 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Zahl der im Ärmelkanal bei der Überfahrt nach Großbritannien gestorbenen Menschen ist im vergangenen Jahr auf 72 gestiegen. Wie die französische Meerespräfektur mitteilte, überfüllten die Schleuser die für die Überfahrt ohnehin ungeeigneten Schlauchboote mit immer mehr Menschen. Befanden sich 2023 im Schnitt noch 45 Migranten auf jedem Boot, stieg der Durchschnittswert im vergangenen Jahr auf 54 Menschen. Häufig seien die französischen Rettungskräfte auch zu noch stärker überfüllten Booten ausgerückt.

2023 starben im Ärmelkanal nach Angaben der Präfektur elf Geflüchtete, 2022 wurde nur ein Todesfall registriert und 2021 gab es 31 Tote. Die zunehmende Überfüllung der Schleuserboote führe dazu, dass Menschen im Gedränge auf den Booten auch schlichtweg erstickten, so die Präfektur. Beim Versuch, die in Strandnähe im Wasser wartenden Boote zu erreichen, kämen Geflüchtete auch durch Unterkühlung ums Leben.

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Über 6.000 Menschen vor Ertrinken gerettet

6.310 Menschen seien durch französische Einsatzkräfte im vergangenen Jahr vor dem Tod im Ärmelkanal bewahrt worden, so die Präfektur. 2023 waren es 4.858, in den beiden Jahren davor jeweils mehr als 8.000 Menschen.

Allerdings gebe es bei den Schleusern und Geflüchteten eine hohe Entschlossenheit, Großbritannien auf jeden Fall zu erreichen. Hilfe der französischen Seenotretter für Boote in einer bedrohlichen Lage werde deshalb oft zunächst abgelehnt und nur im äußersten Notfall angenommen.

Menschenrechtler fordern legale Fluchtwege

In großer Zahl überqueren Menschen seit Jahren von Nordfrankreich aus den Ärmelkanal, um Großbritannien zu erreichen. Großbritannien versucht, die Fluchtbewegung über den Ärmelkanal seit Längerem auch mit französischer Hilfe einzudämmen und zahlt dafür Millionensummen an Paris.

Menschenrechtler kritisieren diese Politik. Die zunehmende Abschottung der Länder führe dazu, dass Menschen keine andere Option gelassen werden, als ihr Schicksal in die Hände von Schleusern zu legen. Sie fordern mehr legale Fluchtwege, um das Sterben zu einzudämmen. (dpa/mig) Aktuell Ausland

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  1. Marita Weissig sagt:

    Nein, es ist keine Fluchtbewegung über den Ärmelkanal, es ist ganz klar eine Migrationsbewegung. Menschen möchten nach England, obwohl sie in Frankreich sicher wären. Bitte nicht immer Flucht mit Migration verwechseln!