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Imam Benjamin Idirz beim interreligiösen Gottesdienst für die Anschlagsopfer in München © Sven Hoppe/AFP

Hafsa und Amel

Die Todesopfer von München hießen „Liebe“ und „Hoffnung“

Vier Tage nach dem Anschlag in München haben Christen und Muslime in einer Gedenkfeier an die beiden Todesopfer und die Verletzten erinnert. Der Liebfrauendom in der Innenstadt war voll besetzt. Politische Statements blieben hier – fast – außen vor.

Dienstag, 18.02.2025, 11:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 18.02.2025, 12:35 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In einer Atmosphäre von Trauer und trotziger Entschlossenheit haben am Montagabend hunderte Menschen im Liebfrauendom an die Opfer der Amokfahrt in München gedacht. In seiner Predigt rückte Bayerns evangelischer Landesbischof Christian Kopp die Stärke der Gemeinschaft und die Kraft der Liebe in den Mittelpunkt. Die vielen Blumen und Kerzen an der Kreuzung, wo ein 24-jähriger Afghane am Donnerstag mit seinem Auto in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft ver.di gerast war, spendeten deshalb Trost, „weil Menschen dahinterstehen, die mitfühlen, sich mitteilen, Gemeinschaft ausdrücken wollen“. Gott selbst stelle die Liebe in die Mitte, die stärker sei „als alle Kräfte, die unsere Gemeinschaft spalten“.

Zuvor hatte der Penzberger Imam Benjamin Idriz auf den Altarstufen stehend an die beiden Todesopfer der Gewalttat erinnert. Der Name der zweijährigen Hafsa bedeute übersetzt „die Liebende“, der Name ihrer Mutter Amel „Hoffnung“, sagte der muslimische Geistliche. „Wir haben zwei wunderbare Seelen verloren. Blinder Hass hat ihnen nicht die Chance gegeben, ihr Licht erstrahlen zu lassen“, beklagte Idriz. Er bitte Gott, die Herzen der Menschen füreinander zu öffnen: „Damit wir gegen die Dunkelheit der Welt ein Licht stiften und Brücken bauen statt Mauern.“ Rabbiner Shmuel Aharon Brodman von der Israelitische Kultusgemeinde München sang das jüdische Totengebet, der griechisch-orthodoxe Archimandrit Georgis Siomos sprach die Fürbitten.

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Kardinal Marx warnte im Gottesdienst vor der Versuchung, Hass mit Hass zu vergelten: „Gott kennt keine Spaltung von Religionen und Kulturen“, er sei der Vater aller Menschen. „Das Leben ist ein großes Geschenk und ein Auftrag an uns alle, füreinander einzustehen und ein Zeichen zu setzen, dass es Hoffnung gibt“, erläuterte der Erzbischof. Unter den Gottesdienstbesuchern waren neben Betroffenen und Angehörigen auch zahlreiche Rettungskräfte und Gewerkschaftsvertreter.

Söder: Dulde keinen Generalverdacht

Im Anschluss an die interreligiöse Gedenkfeier sprachen auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Trotz des „feigen und schändlichen“ Anschlags dulde er keinen Generalverdacht, erklärte Söder: „Wir haben in diesem Land so viele großartige Menschen mit Migrationshintergrund, die alle zu uns gehören.“ Das Böse habe nichts mit Nationalität, Herkunft oder Religion zu tun. „Wir lassen nicht zu, dass unsere Gesellschaft dadurch gespalten wird“, sagte der Politiker.

Oberbürgermeister Reiter zitierte die Botschaft, die die Familie der Todesopfer bereits am Wochenende veröffentlicht hatte. Darin forderten die Angehörigen, den Tod Amels und Hafsas „nicht zu benutzen, um Hass zu schüren“. Reiter würdigte die Stärke der Familie, trotz ihres Verlusts eine solche Botschaft zu senden. „Wie schwach wären wir Politiker, wenn wir es nicht schaffen, die Migrationsdebatte jetzt konstruktiv, sachlich und vor allem menschlich zu führen?“, fragte das Stadtoberhaupt. München trauere, „aber München steht auch zusammen, gerade jetzt“. (epd/mig) Leitartikel Panorama

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