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MiGAZIN Kolumnist Sven Bensmann © privat, Zeichnung MiG

Nebenan

Alles Mist! Alles Mist! – Eine Wahlnachlese

Die Bundestagswahl ist gelaufen. Der Rechtsruck ist vollzogen, der Diskurs verschoben. Was bedeutet das? Und warum erscheint die Schweiz plötzlich so schön?

Von Montag, 24.02.2025, 10:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 24.02.2025, 9:34 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Nun ist sie also gelaufen, die Bundestagswahl 2025. Haushoch gewonnen – das war zuvor allerdings auch von allen Beobachtern so erwartet worden – hat nach diesem sehr monothematisch geführten Wahlkampf die Koalition der „Deutschland den Reichen, Ausländer raus!“-Koalition. Dass es mit der Linken nur eine Partei in den Bundestag geschafft hat, die sich dagegen angestemmt hat, begründet wahrscheinlich das für die Partei grundsätzlich sehr erfreuliche Ergebnis.

Wochenlang wurde uns in diesem Wahlkampf eingeschärft, dass jeder, dessen Hautfarbe auffallend dunkel ist, nicht ganz koscher und gefährlich ist. Die Botschaft hat verfangen, erwartbar umso mehr, desto weiter rechts die Partei sich ohnehin schon positionierte:

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Wer hier geboren ist, belohnte am Wochenende mit der Stimme den Rechtskurs der Parteien oder konnte in der Schweizer Presse davon lesen, dass die Deutschen ihrerseits oft genug mit den Füßen abstimmen und selbst – gerade in die Schweiz – rübermachen. Wer sich sein Migrationsziel aussuchen kann, kommt oder bleibt mittlerweile oft nicht mehr, sondern trägt seine Fachkraft lieber in ein anderes, freundlicheres Land. Andere müssen allein aufgrund der derzeitigen Stimmung im Land gehen, weil Beamte eine politische geforderte Ablehnungsquote erfüllen müssen – trotz allen Einsatzes von Arbeitgebern, die auf sie dringend angewiesen sind.

„Ausdruck einer rassistisch geprägten Medienaufmerksamkeit, … dass Messerstecherei nur dann berichtenswert ist, wenn der Täter als ausländisch gelesen werden kann…“

Und wer es sich nicht aussuchen kann, sieht sich so in die Ecke gedrängt, so traumatisiert, so abgelehnt, dass es das Fass in den letzten Monaten für immer mehr Menschen zum Überlaufen brachte, mit den entsprechend grässlichen Ergebnissen: Die gehäuften Attentats-Meldungen sind eben nicht nur Ausdruck einer rassistisch geprägten Medienaufmerksamkeit, für die eine Messerstecherei nur dann berichtenswert ist, wenn der Täter als ausländisch gelesen werden kann, sondern halt auch eine Folge der zunehmend rassistischen Grundstimmung in der Öffentlichkeit.

„Der Diskurs wurde deutlich verschoben und die AfD kann, das zeichnete Merz‘ Kurs der letzten Wochen und Monate ja bereits aus, nur gewinnen.“

Wie auch immer die nun folgenden Koalitionsgespräche ablaufen werden, es wird jedenfalls schwer werden, wieder hinter die fremdenfeindliche Sprache der letzten Wochen zurückzufallen. Selbst wenn die selbsternannten Parteien der Mitte sich von diesem sprachlich ausgrenzenden Kurs wieder verabschieden würden: Der Diskurs wurde deutlich verschoben und die AfD kann, das zeichnete Merz‘ Kurs der letzten Wochen und Monate ja bereits aus, nur gewinnen.

Dies wird sich umso mehr beweisen, sobald sich abzeichnet, dass die Union zwar grundsätzlich gegen alles Grüne poltert, letztendlich dann aber doch ein Kabinett aus recycletem menschlichem Abfall präsentieren wird, um uns zukünftig zu regieren; eine Menagerie aus Trauergestalten wie Spahn, Scheuer oder Klöckner, die bisher vor allem durch offene Korruption und hochgradige Inkompetenz geglänzt haben.

Kurz: Wer glaubt, dass jetzt, wo sich der Berufsalkoholiker Kubicky, der Schiffschaukelbremser Lindner und deren Parteifreunde sich nach dornigen Chancen außerhalb der Politik umschauen müssen, werde sicher alles besser, der wird sich noch gehörig wundern.

Die Schweiz soll um diese Zeit aber ganz schön sein. (mig) Meinung

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