
Aufgeheizte Migrationsdebatte
Unsicherheit und Angst bei Syrern und Afghanen allgegenwärtig
Hassmails und Beleidigungen: Die Migrationsdebatte hat spürbare Auswirkung auf den Alltag von Migranten in Deutschland. Vertreter migrantischer Organisationen warnen. Die Integrationsbeauftragte spricht von einer Atmosphäre der Unsicherheit und Angst.
Donnerstag, 06.03.2025, 10:44 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 06.03.2025, 9:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Migrantinnen und Migranten in Berlin bekommen die Auswirkungen der aufgeheizten Migrationsdebatte nach Einschätzung der Berliner Integrationsbeauftragten deutlich zu spüren. „Die Atmosphäre der Unsicherheit und Angst ist allgegenwärtig“, sagte Katarina Niewiedzial bei einer Pressekonferenz mit Vertretern deutsch-syrischer und deutsch-afghanischer Beratungseinrichtungen. Seit den Attentaten der vergangenen Monate berichteten viele von Diskriminierung, Anfeindungen und zum Teil auch Morddrohungen. Viele hätten Angst.
Kava Spartak, vom Verein Yaar, der sich für Geflüchtete aus Afghanistan einsetzt, sagte: „Straftaten Einzelner werden benutzt, um hunderttausende Menschen aus Afghanistan unter Generalverdacht zu stellen. Dabei wird vergessen, wer die erste und größte Angst vor solchen Tätern hat: Es sind Afghanen und Afghaninnen selbst. Viele von ihnen sind genau vor dieser Gewalt aus Afghanistan geflohen.“
Pauschale Schuldzuweisungen gefährlich
99 Prozent der afghanischen Geflüchteten seien weder Straftäter noch gewaltbereit, so Spartak. „Sie haben Angst, dass sie überall, wo sie Schutz suchen, nur Ablehnung erfahren.“ Die pauschale Schuldzuweisung gegenüber einer gesamten Gemeinschaft sei nicht nur ungerecht, sondern auch gefährlich, weil sie Teilhabe behindere und Ausgrenzung fördere.
Seitdem ein Afghane vergangenen Sommer einen Polizisten in Mannheim mit einem Messer getötet habe, sei alles schlimmer geworden, berichteten die Vertreter der Beratungseinrichtungen einheitlich. Es gebe Hassmails, Anfeindungen auf der Straße und Morddrohungen. Kinder mit Migrationshintergrund würden auf dem Schulhof beleidigt.
Syrien und Afghanistan keine sicheren Länder
Nach Ansicht der Vertreter wird oft verkannt, dass Syrien und Afghanistan auch nach dem Ende der Assad-Diktatur und der Machtübernahme der Taliban noch lange keine sicheren Länder seien.
Niewiedzial forderte: „Wir wollen, dass es weder um Opfer noch um Täter geht. Wir wollen die breite Perspektive.“ Dafür sei es essenziell, mit betroffenen Menschen zu sprechen und nicht über ihre Köpfe hinweg. „Bei Migration geht es um Menschen und es geht am Ende auch um Menschlichkeit.“
In Berlin leben laut Niewiedzial rund 50.000 Syrer und 23.000 Afghanen. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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