
Brandmauer-Studie
Wie stabil ist der Widerstand gegen die AfD?
Parteien grenzen sich öffentlich von der AfD ab – doch auf kommunaler Ebene sieht es oft anders aus. Eine neue Studie zeigt, wo die Brandmauer hält und wo sie fällt. Besonders in ländlichen Regionen Ostdeutschlands häufen sich überraschende Kooperationen – auch Hessen fällt negativ auf.
Donnerstag, 20.03.2025, 13:31 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 20.03.2025, 14:33 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die AfD konnte in den vergangenen Jahren in Kreistagen und Stadträten zahlreiche Anträge einbringen – doch wie oft fanden sie tatsächlich Unterstützung? Eine neue Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt: Die Ablehnung der AfD durch andere Parteien ist flächendeckend hoch, aber nicht absolut. Besonders in ländlichen Regionen Ostdeutschlands gibt es auffällige Kooperationen.
Forscher des WZB haben erstmals systematisch untersucht, in welchem Umfang etablierte Parteien mit der AfD auf kommunaler Ebene zusammenarbeiten. Dazu wurden 11.053 Sitzungen von Kreistagen und Stadträten zwischen 2019 und 2024 ausgewertet. Das Ergebnis: Rund 81 Prozent der von der AfD gestellten Anträge wurden abgelehnt – eine Mehrheit hält sich an die Brandmauer. Dennoch gab es in 19 Prozent der Fälle eine direkte Kooperation mit der AfD.
Insgesamt stellte die AfD in diesem Zeitraum 4.968 Anträge, von denen 934 die Zustimmung anderer Parteien fanden. In 177 von 347 Kreisen gab es keine einzige Zusammenarbeit mit der AfD. Auffällig ist, dass in ländlichen Regionen Ostdeutschlands häufiger AfD-Anträgen zugestimmt wurde als in städtischen Räumen. In Westdeutschland gab es dagegen kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land.
Info & Download: Die WZB-Studie "Hält die Brandmauer? Eine gesamtdeutsche Analyse: Wer unterstützt die AfD in den deutschen Kreistagen (2019-2024)" kann kostenfrei heruntergeladen werden.
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Viele Kooperationen in Sachsen, Sachsen-Anhalt – und Hessen
Besonders viele Kooperationen fanden in Hessen, Sachsen und Sachsen-Anhalt statt. In Fulda, Dresden und Frankfurt am Main wurden jeweils über 40 AfD-Anträge unterstützt. Eine starke AfD-Präsenz bedeutet jedoch nicht automatisch mehr Kooperationen – entscheidend sind lokale politische Dynamiken.
Die Analyse zeigt zudem, dass keine etablierte Partei die Brandmauer durchgehend aufrechterhält. Kleinstparteien und Wählergemeinschaften stimmten am häufigsten AfD-Anträgen zu, gefolgt von FDP und CDU. Selbst in der Linken gab es Einzelfälle von Zustimmung. Inhaltlich unterschieden sich die Kooperationen je nach Region: In Ostdeutschland ging es oft um infrastrukturelle Fragen wie Verkehr, während in westdeutschen Kreisen häufiger über strittige Themen wie Asyl und COVID-19 abgestimmt wurde. (dpa/mig) Aktuell Politik
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