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Bundestagswahl (Archiv) © Jens Schlueter/AFP

Bundestagswahl-Studie

SPD oder AfD? Herkunft bestimmt die Wahlentscheidung

Eine neue Analyse zeigt deutliche Unterschiede im Wahlverhalten von Menschen mit und ohne Migrationserfahrung bei der Bundestagswahl 2025. Auch unter Migranten gibt es große Unterschiede – und sogar AfD-nahe Herkunftsgruppen.

Montag, 24.03.2025, 11:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 24.03.2025, 10:13 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 haben Menschen mit Migrationserfahrung deutlich unterschiedliche Parteien bevorzugt – abhängig von ihrer jeweiligen Herkunftsregion. Das zeigt eine Analyse des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Danach gibt es klare Unterschiede bei der Vergabe der Zweitstimmen.

Menschen mit Bezug zur MENA-Region (Nahost und Nordafrika) oder zur Türkei wählten überdurchschnittlich häufig SPD, Linke und BSW. Konkret lag die Wahrscheinlichkeit, die SPD zu wählen, um 18,5 Prozentpunkte höher als bei Wähler:innen ohne Migrationshintergrund. Für das Bündnis Soziale Wende (BSW) stieg der Wert um 13,1 Prozentpunkte, für die Linke um 7,6 Prozentpunkte. Deutlich seltener stimmten sie dagegen für die AfD (-9,4), CDU/CSU (-8,1) und die Grünen (-9,7).

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AfD stärker bei Menschen mit sowjetischen Wurzeln

Ein anderes Bild zeigt sich bei Wähler:innen, deren Familien aus der ehemaligen Sowjetunion stammen. Sie bevorzugten verstärkt rechte und konservative Parteien. So wählten sie AfD und BSW mit einer um 19,4 bzw. 17,4 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit.

Dagegen unterscheiden sich Wahlberechtigte mit Bezug zur Europäischen Union kaum von jenen ohne Migrationshintergrund. Einzig die AfD erhielt aus dieser Gruppe um vier Prozentpunkte weniger Stimmen.

Wirtschaft als zentrales Wahlthema

Die Analyse ergab außerdem, dass Wirtschaft und Arbeit mit 51,4 Prozent bei allen Befragten das zentrale Thema waren. Ebenfalls wichtige Themen waren Migration und soziale Gerechtigkeit. Während innerer Sicherheit von allen Gruppen ähnlich bewertet wurde, war Umwelt- und Klimaschutz bei Menschen mit Bezug zur MENA-Region/Türkei deutlich weniger relevant als bei Personen ohne Migrationsgeschichte.

In ihren Koalitionswünschen zeigten sich die Befragten über alle Herkunftsgruppen hinweg relativ einig: Die schwarz-rote Koalition wurde am häufigsten favorisiert, besonders ausgeprägt bei Menschen mit Migrationsgeschichte aus der MENA-Region und Türkei.

Investitionen wichtiger als Schuldenbremse

Auch bei den politischen Prioritäten herrschte Einigkeit. Öffentliche Investitionen in Wirtschaft und soziale Absicherung standen in allen untersuchten Gruppen ganz oben. Die Einhaltung der Schuldenbremse erhielt allgemein wenig Zustimmung, war jedoch für Wähler:innen mit Migrationsgeschichte aus der MENA-Region und Türkei mit 21,6 Prozent am relevantesten.

Dr. Friederike Römer vom DeZIM hebt hervor, dass Menschen mit Migrationserfahrung keine homogene Gruppe darstellen: „Innerhalb dieser Gruppe unterscheiden sich je nach sogenannter Herkunftsregion etwa die Wahlpräferenzen.“ Dr. Elias Steinhilper ergänzt, dass Wirtschaft und Arbeit ein verbindendes gesellschaftliches Thema seien, das zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts beitragen könne.

Gemeinsamkeiten trotz Unterschieden

Die detaillierte DeZIM-Analyse unterstreicht, wie differenziert Migrationserfahrungen die Wahlentscheidungen beeinflussen. Trotz aller Unterschiede verbindet ein zentrales Element alle Wähler:innen: Wirtschaftspolitik bleibt entscheidend.

Die Forscher:innen des DeZIM haben insgesamt 2.375 wahlberechtigte Personen befragt, darunter 600 mit Migrationsgeschichte. Ziel der Befragung war es, detaillierte Einblicke in die Parteipräferenzen, Themenprioritäten und Koalitionswünsche der Wähler:innen zu erhalten. Die Erhebung fand im Zeitraum vom 20. bis 26. Februar 2025 statt. Gesellschaft Leitartikel

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