
Problem: Rechtsextremismus
Deutlich weniger Menschen ziehen nach Thüringen
Ukrainische Flüchtlinge hatten im Jahr 2022 für ein Plus bei der Thüringen Bevölkerungsentwicklung gesorgt. Seither geht es aber wieder bergab. Der Rechtsextremismus im Land schreckt Menschen aus dem In- und Ausland ab. Der Innenminister ist alarmiert.
Montag, 31.03.2025, 13:35 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 31.03.2025, 13:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Nach der Flüchtlingsbewegung im Zuge des Kriegs in der Ukraine ziehen inzwischen wieder weniger Ausländer nach Thüringen. Im ersten Halbjahr 2024 wurden rund 16.400 Zuzüge verzeichnet und damit 19,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Im ersten Halbjahr 2022 hatte die Zahl noch doppelt so hoch gelegen.
Zieht man die Fortzüge ins Ausland von der Zahl ab, stand im ersten Halbjahr 2024 unterm Strich ein Wanderungsgewinn von rund 5.000 Menschen. Das liegt deutlich unter den Werten der beiden Vorjahreszeiträume und auch unter dem ersten Halbjahr 2015. Im historischen Vergleich seit der Wende lag die Differenz aus Zu- und Fortzügen aber vergleichsweise hoch.
Bevölkerungsrückgang setzt sich fort
Der Bevölkerungsrückgang in Thüringen wird dadurch jedoch nicht aufgehalten: Im ersten Halbjahr schrumpfte die Bevölkerung im Freistaat laut Statistikern um rund 0,3 Prozent auf 2.108.294 Einwohner. Die Bevölkerungszahl im Freistaat ist seit Jahren rückläufig. Nur in den Jahren 2015 und 2022 gab es durch die Fluchtbewegungen jeweils ein Plus.
Das Geburtendefizit, also die Differenz aus Geburten und Sterbefällen, lag bei 9.400 Menschen. Außerdem wanderten deutlich mehr Menschen in andere Bundesländer ab, als zu. Besonders deutlich ging die Einwohnerzahl in Suhl sowie in den Landkreisen Hildburghausen und Sonneberg zurück. Leichte Zuwächse konnten als einzige Regionen Weimar und der Ilm-Kreis verzeichnen.
Rechtsextremismus schreckt Migranten ab
Ein weiterer Faktor für den Bevölkerungsrückgang könnten die anhaltenden Wahlerfolge der rechtsextremen AfD in Thüringen sein. In aktuellen Umfragen und bei den letzten Wahlen schnitt die Partei regelmäßig überdurchschnittlich stark ab. Politische Beobachter warnen, dass die fortgesetzte politische Stärke der AfD das Image des Freistaats beschädigt und ihn unattraktiv für Menschen mit ausländischen Wurzeln macht. Das Jahr 2024 war in Thüringen ein „Superwahljahr“ – mit Kommunalwahlen, Europa- und Landtagswahl.
Rechtsextremismus ist auch nach Ansicht von Innenminister Georg Maier eine große Gefahr für Thüringen. „Es ist wichtig, dass Demokratinnen und Demokraten in einer solchen Situation laut werden“, sagte der SPD-Politiker bei der Vorstellung einer Statistik zu politisch motivierter Kriminalität am Montag in Erfurt. „Wir müssen deutlich machen, dass wir uns für die Demokratie einsetzen, dass wir nicht dulden, dass die Demokratie angegriffen wird.“
Höchststand rechtsextremer Straftaten seit 2020
Im vergangenen Jahr wurden 2.839 politisch rechts motivierte Straftaten erfasst. Das sind 1.004 Fälle mehr als noch im Jahr 2023. Generell stieg die Zahl politisch motivierter Straftaten deutlich an. Im vergangenen Jahr wurden 5.234 solcher Delikte im Freistaat registriert. Das waren 2.137 mehr als im Jahr 2023 und entspricht somit einem Anstieg von 69 Prozent. Dies stellt zudem einen Höchststand seit dem Jahr 2020 dar. „Das können wir nicht weiter akzeptieren“, sagte Maier.
Die Kombination aus politischem Rechtsruck und rechtsextremer Gewalt wirkt abschreckend auf potenzielle Zuwanderer aus dem In- und Ausland, insbesondere auch auf dringend benötigte Fachkräfte. Vertreter von Wirtschaftsverbänden und Migrationsorganisationen warnen deshalb, dass sich Thüringen selbst schadet, wenn Politik und Gesellschaft nicht entschlossener gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus vorgehen. (dpa/mig) Aktuell Gesellschaft
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