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Ein Flüchtlingscamp der UNHCR (Archivfoto) © Béatrice Dillies @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

UNHCR warnt

Streichungen der Hilfsgelder lassen Millionen Menschen hungern

US-Präsident Trump und andere Länder streichen die Gelder für die humanitäre Hilfe zusammen. Rund 58 Millionen Menschen droht deshalb Hunger. Viele Binnenflüchtlinge könnten noch mehr leiden. Auch in Deutschland könnte es Kürzungen geben.

Dienstag, 01.04.2025, 11:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 01.04.2025, 11:22 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Politiker versprechen wiederholt, Fluchtursachen bekämpfen zu wollen. Eines der wichtigsten Instrumente dafür sind Hilfsgelder. Diese werden entgegen dem Versprechen allerdings immer mehr gekürzt. Die Vereinten Nationen warnen vor dramatischen Folgen der Mittelkürzungen der USA und anderer Länder für die globale humanitäre Hilfe. Rund 58 Millionen Menschen seien vom Verlust lebensrettender Essensrationen bedroht, warnte das Welternährungsprogramm. Das Hilfswerk UNHCR betonte, dass die Streichungen Millionen Menschen auf der Flucht treffen könnten.

Nach Angaben des Welternährungsprogramms ist die Bevölkerung in 28 Krisengebieten durch Lebensmittelmangel gefährdet, darunter Sudan, die Demokratische Republik Kongo und die Palästinenser-Gebiete. Bereits in den vergangenen zwei Jahren habe das WFP immer weniger Gelder erhalten. Die Organisation rechnet nochmals mit einem Rückgang der Finanzierung um 40 Prozent in diesem Jahr.

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Lebensbedrohliche Konsequenzen

Präsident Donald Trump hatte im Januar alle US-Hilfsprogramme im Ausland für eine 90-tägige Überprüfung ausgesetzt. Er strich die humanitären Programme der Hilfsagentur USAID massiv zusammen. Auch andere Regierungen kürzten ihre Zahlungen für humanitäre Programme weltweit.

„Wir stehen vor einem finanziellen Abgrund mit lebensbedrohlichen Konsequenzen“, sagte Rania Dagash-Kamara, beigeordnete Exekutivdirektorin beim Welternährungsprogramm. „Notfall-Ernährungsprogramme retten nicht nur Leben und lindern menschliches Leid. Sie bringen auch dringend benötigte Stabilität in fragile Gemeinschaften“ unterstrich sie.

Globale Hungersituation dramatisch verschärft

Die globale Hungersituation habe sich dramatisch verschärft. Rund 343 Millionen Menschen seien von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Ursachen seien Konflikte, wirtschaftliche Instabilität und klimabedingte Katastrophen. Im laufenden Jahr 2025 plane das WFP, etwas mehr als ein Drittel dieser Menschen zu unterstützen, das seien rund 123 Millionen der weltweit Hungernden.

Im Sudan benötige das WFP fast 570 Millionen US-Dollar, um monatlich über sieben Millionen Menschen zu versorgen. Insgesamt litten dort 24,6 Millionen Menschen unter akutem Hunger. In der Demokratischen Republik Kongo brauche das UN-Programm 399 Millionen US-Dollar, um 6,4 Millionen Menschen zu ernähren.

Millionen ohne lebensrettende Gesundheitsmaßnahmen

Für die Palästinenser-Gebiete veranschlagt das WFP den Angaben zufolge rund 265 Millionen US-Dollar für die nächsten sechs Monate. Damit sollen 1,4 Millionen Menschen im Gaza-Streifen und im Westjordanland mit Lebensmittel versorgt werden. Weitere Brennpunkte seien Syrien, Libanon, Südsudan, Myanmar, Haiti und die Sahelzone.

Das UNHCR warnte, dass ohne angemessene Mittel schätzungsweise 12,8 Millionen Vertriebene im Jahr 2025 ohne lebensrettende Gesundheitsmaßnahmen dastehen dürften. Davon seien 6,3 Millionen Kinder. Die derzeitige humanitäre Finanzierungskrise beeinträchtige den Umfang und die Qualität der öffentlichen Gesundheits- und Ernährungsprogramme für Flüchtlinge. Das Risiko von Krankheitsausbrüchen, Unterernährung, unbehandelten chronischen Erkrankungen und psychischen Problemen steige.

Warnungen vor Kürzung bei Entwicklungshilfe auch in Deutschland

Auch in Deutschland stehen Kürzungen in der Entwicklungshilfe bevor. Die Union plädiert in den derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen mit der SPD für eine Integration des Bundesentwicklungsministeriums ins Auswärtige Amt. Die SPD – die derzeit auch die geschäftsführende Entwicklungsministerin Svenja Schulze stellt – hält an dem Ministerium fest. Strittig ist auch die zukünftige Höhe der Ausgaben für Hilfsprojekte im Ausland.

Die Kirchen warnen vor Einschnitten bei der Entwicklungszusammenarbeit. In einem am Freitag veröffentlichten gemeinsamen Aufruf äußerten sich der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Tobias Bilz, und der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bertram Meier, mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen besorgt über mögliche Kürzungen.

„Die Welt steht vor großen Aufgaben: Klimawandel, Hunger, Flucht und Krisen erfordern internationale Zusammenarbeit und Solidarität“, heißt es dem ökumenischen Aufruf: „Vor diesem Hintergrund erfüllen uns Überlegungen bei den laufenden Koalitionsverhandlungen, die deutsche Entwicklungspolitik drastisch zu kürzen, mit großer Sorge.“ (epd/mig) Aktuell Panorama

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