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Fußball im Stadion (Symbolfoto) © Jossiano @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Dompé, Şahitler, Kompany

Rassismus im Fußball: Drei Fälle, eine Realität

Rassismus ist im Fußball Alltag – auf dem Platz, auf den Rängen, im Netz, auf dem Trikot und sogar bei Chancengleichheit. Betroffene reagieren unterschiedlich, doch die Botschaft ist klar.

Montag, 07.04.2025, 14:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 07.04.2025, 14:21 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Der Fußball kämpft erneut mit rassistischen Vorfällen – ein Problem, das nicht verschwindet, sondern immer wieder sichtbar wird. Jüngste Fälle um den HSV-Spieler Jean-Luc Dompé, Nationalspielerin Alara Şehitler und Bayern-Trainer Vincent Kompany verdeutlichen, wie tief Rassismus im Fußball noch verankert ist. Auffallend ist, dass Täter immer ungenierter und öffentlich auftreten.

So etwa am vergangenen Wochende beim 3:0-Sieg des Hamburger SV gegen den 1. FC Nürnberg. In dem Spiel war Jean-Luc Dompé der überragende Mann auf dem Platz: Zwei Tore, eine Vorlage – sportlich ein Glanzauftritt. Doch was folgte, war das Gegenteil von Applaus. In sozialen Netzwerken wurde der 29-Jährige rassistisch beleidigt. Der Fußball-Zweitligist aus Franken entschuldigte sich umgehend.

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„Wir sind bereits mit dem HSV im Austausch und haben den Spieler im Namen des FCN für die verbalen Entgleisungen, zu denen es ihm gegenüber in den sozialen Medien gekommen ist, um Entschuldigung gebeten“, schrieb der Verein bei X. „Ein solches Verhalten ist mit unseren Werten absolut nicht vereinbar!“ In einem weiteren Post kündigte der 1. FC Nürnberg an: „Wir lesen jegliche Kommentare! Daher haben wir die Profile zur Aufklärung an die Behörden gegeben.“

DFB-Spielerin ohne Nachname auf Trikot

Einen ganz anderen Fall erlebte Alara Şehitler vom FC Bayern München. Beim Länderspiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft in Schottland lief die 18-jährige Mittelfeldspielerin erstmals ohne ihren Nachnamen und nur mit ihrem Vornamen auf dem Trikot auf. Der Grund: Der Nachname der 18-Jährigen hatte vor allem in sozialen Medien immer wieder zu unangebrachten Äußerungen und Parolen mit Bezug zum Nationalsozialismus und zu Adolf Hitler geführt.

„Ein Nationaltrikot dieser Nationalspielerin mit der Buchstabenkombination innerhalb ihres Nachnamens wäre eine Vorlage für die rechte Szene, um dies für ihre Zwecke öffentlich zu nutzen beziehungsweise zu missbrauchen“, sagte Frank Schweizerhof von der Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle beim Bayrischen Fußballverband. „Die rechte Szene würde bei einem Trikot mit dem Nachnamen der Spielerin den Schriftzug geschickt zu einem Teil abdecken.“

Alaras Mutter ist Deutsche, ihr Vater stammt aus der Türkei. Der Familienname Şehitler bedeutet so viel wie die Märtyrer. Die U17-Europameisterin von 2022 und Schülerin gilt als eines der größten deutschen Talente. Schweizerhof nannte den Entschluss der Spielerin, der rechten Szene nicht diese öffentliche Plattform zu bieten, „absolut nachvollziehbar und mutig“. Allerdings sei es ebenso traurig, dass dieser Schritt notwendig sei.

Kompany über Rassismus

Dass Rassismus für Sportler nicht nur auf den Rängen oder in sozialen Netzwerken ein Problem ist, sondern auch beim Zugang in Spitzenämter, erklärte im Rahmen eines Anti-Rassismus-Tages Ende März Vincent Kompany, Coach des FC Bayern München. „Meine Mutter hatte blonde Haare und blaue Augen und mein Vater ist ein politischer Flüchtling aus Afrika. Unsere Mutter arbeitete für eine staatliche Organisation, die arbeitslosen Leuten dabei hilft, Jobs zu finden. Als ich zwölf Jahre alt war, hat sie meinen Geschwistern erzählt, dass wir als Kinder mit einem anderen Hintergrund doppelt so hart arbeiten müssen wie andere, um denselben Job zu bekommen“, sagte der Münchner Coach.

Es sei eine große Gefahr, wenn es viele Kinder gibt, die mit dem Gefühl aufwachsen, nicht dieselben Chancen zu haben wie andere. „Daraus erwächst Frust. Das wiederum führt zu vielen Problemen für die gesamte Gesellschaft.“, sagte der 38-jährige Belgier, der auch kongolesische Wurzeln hat. An der Spitze vieler Unternehmen gebe es wenig Diversität. „Wenn man keine Diversität im Entscheidungsprozess hat, wird man keine Lösungen für die Basis finden“, sagte Kompany. Ob er das mit Blick auf die Führungsriege des Deutschen Fußballbundes oder deutscher Fußballclubs sagte, blieb unklar.

Rassistische Parolen per Megafon

Ob auf dem Spielfeld, in den sozialen Medien oder auf dem Rücken eines Trikots – Rassismus im Fußball zeigt viele Gesichter. Beobachtern zufolge tritt er immer öfter und längst nicht mehr hinter vorgehaltener Hand oder subtil in Erscheinung. Beflügelt von Rechtsruck in der Politik und den Wahlerfolgen rechter Parteien trauten sich Täter auf den Rängen und an öffentlichen Plätzen immer öfter, ihren Rassismus offen auszuleben.

Erst am Wochenende meldete die Polizei wieder, dass eine Gruppe aus Männern und Frauen in einem öffentlichen Park in Berlin rassistische Parolen gerufen haben sollen. Einer Zeugenaussage zufolge soll die Gruppe dabei ein Megafon benutzt haben. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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