
Jubiläum mit Hallervorden
Gebührenfinanziertes N- und Z-Wort zur besten Sendezeit
Dieter Hallervorden steht in der Kritik, weil er im Ersten zwei Wörter benutzte, die rassistisch sind. Im Netz gibt es scharfe Kritik gegen ihn. Dagegen wehrt sich Hallervorden. Die gebührenfinanzierte ARD stellt sich hinter den Komiker. Sein erster Fall ist das nicht.
Montag, 07.04.2025, 12:16 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 07.04.2025, 12:16 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Dieter Hallervorden wehrt sich gegen Rassismus-Vorwürfe nach einer umstrittenen Neu-Auflage seines berühmtesten Sketches im Fernsehen. „In Ermangelung von Mut, sich über die wirklichen Missstände zu erregen, weil diese anzuprangern grade nicht in Mode ist, ereifert man sich über einen Komiker, der auf einem Knastbett sitzt und einen berühmten Sketch mit neuem Text beginnt“, teilte der Schauspieler und Komiker der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit.
Hallervorden hatte am Samstagabend zur besten Sendezeit in einer ARD-Jubiläums-Show seinen legendären „Palim, Palim!“-Sketch vorgeführt – allerdings in einer leicht abgewandelten Version, worin er das „N-Wort“ und das „Z-Wort“ verwendete. Dadurch löste der 89-Jährige eine teils erregte Debatte vor allem in den sozialen Medien aus.
Rassistisch und Antiziganistisch
Mit dem Begriff „N-Wort“ wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Das „Z-Wort“ steht für eine ebenfalls früher in Deutschland gebräuchliche Bezeichnung für Sinti und Roma. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma lehnt das Wort als diskriminierend ab.
In der von Kai Pflaume präsentierten Sendung „75 Jahre ARD – Die große Jubiläumsshow“ führte Hallervorden den Sketch mit seinem Schauspielpartner Harald Effenberg in einer Bühnenversion einer Gefängniszelle auf. Im Etagenbett sitzend, erzählt Hallervordens Figur dem anderen Insassen, warum er einsitzt: weil er die heute nicht mehr verwendeten Bezeichnungen für Schokokuss und Schnitzel ungarischer Art nutzte.
Debatte in sozialen Medien
Dabei spricht Hallervorden vor dem Fernsehpublikum jene Wörter aus, die heute als rassistisch oder diskriminierend gelten. „Wenn ich das gewusst hätte, dass man das nicht mehr sagt…“, lässt Hallervorden seine Figur sagen und spricht unmittelbar danach die beiden Wörter aus. Die offenbar gezielt eingesetzte Verwendung der beiden Wörter sorgte für eine erregte Debatte in den sozialen Medien. Einige Nutzer lobten Hallervorden für den ihrer Meinung nach mutigen Auftritt, andere warfen ihm Rassismus vor.
„Hallervorden versteht nicht, dass es keine Satire ist, sich über Minderheiten lustig zu machen, die ohnehin schon diskriminiert werden“, schreibt der X-Nutzer Namens Henry Oliver. Wenn der Zentralrat der Sinti und Roma den Begriff als diskriminierend empfinde, sei die Nutzung eine Frage des Respekts.
ARD verteidigt Hallervorden
Hallervorden wiederum verteidigt seinen Auftritt als Satire. „Woke Menschen von heute versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen, befolgen akribisch alle Social-Media-Gebote, um keine Likes aufs Spiel zu setzen und verstehen keine Satire mehr, weil Satire aus Angst vor Missverständnissen nicht mehr vorkommt“, teilte er weiter mit.
Die ARD nahm auf dpa-Anfrage ebenfalls Stellung zu Hallervordens Auftritt und teilte mit: „In seiner Rolle als Häftling thematisierte er überspitzt den Wandel der Sprache und verwendete dabei Begriffe, die heute aus guten Gründen nicht mehr zeitgemäß sind – in diesem satirischen Kontext jedoch bewusst als Provokation gesetzt wurden.“ Der öffentlich-rechtliche Sender betonte, die ARD spreche sich gegen jeden Rassismus aus und stehe für Vielfalt und Kunstfreiheit.
Hallervordens Blackfacing-Skandal
Es ist nicht das erste Mal, dass Hallervorden mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert wird. Bereits 2012 geriet er wegen sogenanntem Blackfacing in die Kritik, nachdem er in seinem Berliner Schlosspark Theater einen weißen Schauspieler schwarz geschminkt hatte, um eine Schwarze Figur darzustellen.
Trotz scharfer Kritik von Antirassismus-Initiativen verteidigte Hallervorden damals seine Entscheidung als Ausdruck künstlerischer Freiheit. Kritiker sahen darin hingegen eine Reproduktion rassistischer Stereotype. (dpa/mig) Aktuell Feuilleton
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