
Zwei Jahre Krieg im Sudan
Die „größte humanitäre Katastrophe der Welt“
Der Krieg im Sudan hat dramatische Folgen für die Bevölkerung. Mehr als 30 Millionen Menschen sind laut den UN auf Hilfe angewiesen. Zum Jahrestag des Kriegsbeginns schlagen Hilfsorganisationen Alarm.
Montag, 14.04.2025, 15:34 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 15.04.2025, 10:01 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Zwei Jahre nach Beginn des Krieges im Sudan zeichnen Hilfsorganisationen ein düsteres Bild der humanitären Katastrophe in dem nordostafrikanischen Land. „Die Lage im Sudan ist desaströs. Menschen sterben, weil sie keinen Zugang zu Nahrungsmitteln und sauberem Wasser haben“, erklärte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, am Montag in Berlin. Die internationale Gemeinschaft müsse dringend mehr Geld bereitstellen, „um das Überleben der Betroffenen zu sichern“.
Auch die Diakonie Katastrophenhilfe mahnte mehr Aufmerksamkeit für die Krise an. „Ein Ende der blutigen Kämpfe ist nicht in Sicht“, sagte der Leiter des evangelischen Hilfswerks, Martin Keßler: „In der Region Darfur herrscht in Teilen eine Hungersnot, doch niemand schaut hin.“ Die Weltgemeinschaft dürfe vor der größten humanitären Katastrophe der Welt nicht die Augen verschließen.
Eine der gravierendsten Krisen der jüngeren Vergangenheit
Bei dem Krieg im Sudan kämpfen die Armee und die paramilitärische RSF-Miliz um die Macht in dem Land. Die Kämpfe begannen am 15. April 2023 und weiteten sich rasch auf weitere Gebiete aus. Zuletzt eroberte die Armee die Hauptstadt Khartum zurück.
Der Konflikt hat eine der gravierendsten Krisen der jüngeren Vergangenheit ausgelöst. Laut den Vereinten Nationen sind mehr als 30 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen – und damit deutlich mehr als die Hälfte der 47,5 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen. Fast 13 Millionen Personen wurden demnach seit Beginn der Kämpfe durch die Gewalt vertrieben. Beiden Konfliktparteien werden Kriegsverbrechen vorgeworfen, darunter Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die Blockade humanitärer Hilfe.
Schulze fordert mehr Engagement
Die geschäftsführende Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) rief zu mehr internationalem Engagement auf. „Die internationale Gemeinschaft muss weiter hinschauen, ihr Engagement fortsetzen und zugleich den Druck auf die Kriegsparteien erhöhen, an den Verhandlungstisch zu kommen“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst. Schulze bedauerte, dass die Lage im Sudan international „viel zu wenig Beachtung“ findet. „Dabei spielt sich dort die derzeit größte humanitäre Katastrophe der Welt ab“, sagte sie.
Die geschäftsführende Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) reagierte am Montagabend und sagte 125 Millionen Euro für die humanitäre Hilfe zu. „Um das Leid der Menschen in der Region zu lindern und die Lage in den Nachbarländern zu stabilisieren, übernimmt auch Deutschland Verantwortung“, sagte Baerbock. Die Zusage erfolgte am Abend vor einer internationalen Sudan-Konferenz am Dienstag in London, die vom Vereinigten Königreich gemeinsam mit Deutschland, Frankreich, der EU und der Afrikanischen Union ausgerichtet wird.
Die Repräsentantin für Ostafrika der Hilfsorganisation IRC, Anne Marie Schryer, zeigte sich zuletzt besorgt angesichts der Einschnitte bei der US-Auslandshilfe unter Präsident Donald Trump. Die USA seien historisch ein wichtiger Geber für den Sudan, sagte sie. Allein vergangenes Jahr hätten die Vereinigten Staaten rund 45 Prozent der Hilfe finanziert. „Ein Wegfall dieser Mittel wäre verheerend.“ Zwar hätten die USA die Unterstützung für den Sudan bisher nicht komplett eingestellt, sagte Schryer: „Aber einige Programme wurden reduziert.“
Roten Kreuz mahnt zu Waffenruhe
Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Mirjana Spoljaric, mahnte zum zweiten Jahrestag des Kriegsbeginns eine Waffenruhe an. Die Zivilbevölkerung sei in einem Albtraum aus Tod und Zerstörung gefangen und brauche eine Atempause, erklärte Spoljaric in Genf. Auch sexuelle Gewalt sei weitverbreitet und Helfer müssten bei ihrer Arbeit vorsätzliche Angriffe erdulden.
Besonders betroffen von den Kämpfen bleibt die Darfur-Region im Westen des Landes. Nach Angriffen der RSF spitzte sich am Wochenende die Lage rund um das Flüchtlingslager Zamzam zu, wo Schätzungen zufolge Hunderttausende Menschen Zuflucht gefunden haben. Nach Angaben der mit der Armee verbündeten Rebellenbewegung SLM wurden bei Angriffen der RSF-Miliz seit Freitag 450 Zivilistinnen und Zivilisten getötet. Zudem seien Tausende Familien vertrieben worden, berichtete die Zeitung „Sudan Tribune“.
Welthungerhilfe: Hungersnot im Flüchtlingslager
Auch Welthungerhilfe-Generalsekretär Mogge sprach von Angriffen auf das Camp mit „Hunderten Toten, darunter auch humanitäre Helfer“ und betonte: „Die internationale Gemeinschaft darf nicht weiter zusehen, wie die humanitäre Katastrophe eskaliert.“ Für das Flüchtlingslager wurde bereits vergangenes Jahr eine Hungersnot ausgerufen, auch weil Hilfe immer wieder blockiert wurde.
Bisherige diplomatische Anläufe für ein Ende des Krieges im Sudan scheiterten. Selbst nur für wenige Tage vereinbarte Waffenruhen wurden gebrochen. Für Dienstag ist in London eine weitere internationale Konferenz zum Sudan geplant. (dpa/mig) Ausland Leitartikel
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