
Irrationaler Hass
München: Angreifer muss nach Messerattacke auf Muslime in Psychiatrie
Auf der Straße sticht ein Mann in München auf zwei Männer ein, die er für Muslime hält. Eine Tat im Wahn, befeuert von rechtsextremem Gedankengut und irrationalem Hass auf Muslime, wie vor Gericht deutlich wird.
Von Tom Sundermann Dienstag, 15.04.2025, 16:43 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 15.04.2025, 16:49 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Es ist ein Sommernachmittag im Juli in einer Einkaufsstraße nahe dem Pasinger Bahnhof in München, als ein Mann mit einem Messer plötzlich hinterrücks auf einen Passanten einsticht. Er läuft weiter zu einem Friseursalon und attackiert mit der knapp elf Zentimeter langen Klinge einen weiteren Mann. Beide Opfer haben eines gemeinsam: Der Angreifer hält sie für Muslime – und sticht aus Hass zu.
Zu diesem Schluss kommt am Dienstag das Landgericht München I im Prozess gegen den 41-Jährigen. In dem Sicherungsverfahren ordnete das Gericht die Unterbringung des Mannes in einer Psychiatrie an – wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung, begangen an zwei Muslimen. Damit entsprachen die Richter der Forderung der Generalstaatsanwaltschaft.
Der Täter hatte nach Überzeugung des Gerichts wegen eines irrationalen Hasses auf Muslime zugestochen. Der Mann habe „dem äußerlichen Feindbild“ des Verurteilten entsprochen, sagte Ehrl. Bei der Tat sei der Mann wegen einer paranoiden Schizophrenie schuldunfähig gewesen, befand Richterin Elisabeth Ehrl. Seine Fähigkeit, das eigene Handeln zu kontrollieren, sei wegen der schweren psychischen Krankheit aufgehoben gewesen.
Antisemitismus und rechtsextreme Verschwörungstheorien
In dem Verfahren, in dem der Mann die Tat erst in seinem letzten Wort zugegeben hatte, war nach Auffassung des Gerichts rasch klar geworden, dass seine Krankheit ihn geleitet hatte. Demnach war bei ihm 2016 die paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden, zu der auch wahnhafte Gedanken gehören. In diesen habe eine „Angst vor Israel“, gepaart mit rechtsextremen Verschwörungsideologien, geherrscht, sagte Ehrl. Zudem glaubte er, vom israelischen Geheimdienst Mossad überwacht und manipuliert zu werden.
Das wahnhafte Denken des Mannes sei von antisemitischem Gedankengut beherrscht gewesen. Der 41-Jährige war demnach von der Verschwörungserzählung überzeugt, Juden hätten als Rache an Deutschland die massenhafte Einreise von Muslimen in die Bundesrepublik organisiert. Der Mann habe beschlossen, dass Deutschland von Muslimen „befreit“ werden müsse. Er verfasste ein Manifest mit dem Titel „Der Plan“, das er unter anderem an eine Münchner Universität versandte.
Opfer leiden bis heute unter den Folgen des Angriffs
Der 41-jährige Täter war am 23. Juli 2024 auf die 18 und 25 Jahre alten Opfer losgegangen. Zuvor hatte er das Messer gekauft. Auf offener Straße näherte er sich einem Mann von hinten und stach mehrmals zu. Das Opfer bemerkte die Verletzung zunächst gar nicht, erst sein Begleiter machte ihn darauf aufmerksam, dass er blutete. Der Mann erlitt tiefe Schnittwunden im Oberkörper- und Halsbereich und musste einen Monat lang im Krankenhaus behandelt werden.
Im Anschluss lief der Täter weiter zu dem Friseursalon, wo er das zweite Opfer entdeckte und zustach. Der junge Mann wehrte die Stiche mit dem Arm ab, wobei er Verletzungen erlitt, die sich zu schmerzenden Narben entwickelten. Die beiden Männer wurden „aus ihrem normalen Leben gerissen und leiden bis heute unter den Folgen des Angriffs“, sagte Ehrl. Ihr Verhalten und ihr psychischer Zustand seien stark beeinträchtigt. (dpa/mig) Aktuell Recht
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