Verdrängungswettbewerb

UN wollen ländliche Gebiete in Entwicklungsländern stärken

In Afrika fehlen bis zu zehn Millionen Arbeitsplätze für junge Menschen. Für Kleinbauern wird die Existenz schwieriger, sie sind oft von Hunger bedroht. Doch auch ländliche Gebiete müssen Wege aus der Armut bieten, fordern Entwicklungsexperten.

Dienstag, 10.10.2017, 6:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 11.10.2017, 16:31 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Vereinten Nationen plädieren dafür, die ländlichen Gebiete in Entwicklungsländern stärker zu fördern. Diese Regionen sollten nicht mehr als Armutsfallen wahrgenommen werden. Stattdessen gelte es, ihr Potenzial zur Versorgung von Städten zu nutzen, erklärte die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) am Montag in Rom. Dazu müsse der Agrarsektor in diesen Staaten gestärkt werden. Der nötige Transformationsprozess biete „Chancen und Risiken zugleich“, betonte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva.

In einem Bericht nimmt die FAO vor allem Städte mit bis zu einer halben Million Einwohner in den Blick. Damit die wachsenden Ballungsräume mit Lebensmitteln beliefert werden könnten, müssten unter anderem Kleinbauern stärker unterstützt werden. Dadurch sinke auch der Anreiz, aus den armen Gegenden abzuwandern, betonen die Autoren des UN-Berichts über Ernährung und Landwirtschaft 2017.

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Allein in Afrika fehlten zwischen sieben und zehn Millionen Arbeitsplätze für junge Menschen, betonte FAO-Generaldirektor Graziano da Silva. „Da ist es kein Wunder, das sie auf der Suche nach Chancen versuchen, die Wüste und das Mittelmeer zu überqueren.“

Negative Folgen der Industrialisierung

Zwar sei eine verstärkte Agrarproduktion in ländlichen Regionen kein Allheilmittel, um Migration aus Entwicklungsländern zu bremsen. Gleichwohl könne dies zur Schaffung dringend benötigter Arbeitsplätze beitragen. Dazu gelte es, besonders Verbindungsstraßen, Lagerräume, Kühltransporte und Zugänge zu Märkten zu verbessern. Neue Arbeitsplätze könnten in der lebensmittelverarbeitenden Industrie, im Transportwesen sowie in der Verpackungsindustrie entstehen.

Die Autoren des FAO-Berichtes warnen zugleich vor möglichen negativen Folgen der Industrialisierung des Agrarsektors für Millionen von Kleinbauern. Auf profitablen Märkten drohe eine Konzentration der Lebensmittelproduktion in Großbetrieben. Der Vertrieb laufe dann zunehmend über Großhandelsketten. Durch gezielte Investitionen müsse die Teilhabe von Kleinbauern an der Entwicklung gesichert werden, unterstrich die UN-Organisation.

Verdrängung von Kleinbauern durch Großbetriebe

Gegen die drohende Verdrängung von Kleinbauern durch Großbetriebe gelte es, deren Rechte auf Land zu stärken, forderte Graziano da Silva. „Es scheint unglaublich, aber die, die am meisten unter Hunger leiden, sind Kleinbauern in Entwicklungsländern.“ Gemeinsam mit deren Produktivität müsse zugleich deren Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen des Klimawandels gestärkt werden.

Die Hälfte der Stadtbewohner in Entwicklungsländern lebt dem Bericht zufolge in Metropolen mit unter einer halben Million Einwohner. Nur 20 Prozent der Städter wohnen demnach in Ballungsräumen mit mehr als fünf Millionen Einwohnern. Bis 2030 wird die Zahl der Menschen, die in den am wenigsten entwickelten Ländern in Städten wohnen, auf vier Milliarden ansteigen. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft

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