Studie
Berichterstattung über Migration leidet unter Einseitigkeiten
Medienberichte über Flüchtlinge und Migranten sind einseitig. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung in sieben europäischen Ländern. Einwanderer seien oft nur bloße Objekte der Berichterstattung. Die Experten fordern mehr Empathie statt Sympathie.
Freitag, 17.11.2017, 6:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 20.11.2017, 14:19 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Medienberichte über Flüchtlinge und Migranten leiden einer Untersuchung zufolge an problematischen Einseitigkeiten. Die Menschen seien zu oft bloße Objekte der Berichterstattung, statt selbst gehört und zitiert zu werden, heißt es in der Studie der Kommission der Kirchen für Migranten in Europa (CCME) und der Weltvereinigung für Christliche Kommunikation (WACC) Europa, die auf Analysen in sieben europäischen Ländern basiert und am Donnerstag in Brüssel vorgestellt wurde.
Wenn die Betroffenen selbst zu Wort kämen, dann meistens mit persönlichen Erfahrungen, aber zum Beispiel kaum mit ihrem Wissen als Experten. Die Einbeziehung persönlicher Erfahrungen sei zwar besser als nichts. Sie befestige aber das Bild, dass die Menschen abseits von ihrem Dasein als Migranten und Flüchtlinge keine Existenz besäßen.
Beruf, Amt oder Ausbildung selten genannt
Beruf, Amt oder Ausbildung von Flüchtlingen und Migranten werden der Studie zufolge verhältnismäßig selten genannt. Bei über der Hälfte der sonst in den einschlägigen Medienberichten zitierten Menschen handele es sich hingegen um Funktionsträger nationaler Regierungen. Diese Funktionen würden genannt und seien wiederum mit Ansehen und Macht assoziiert. Ungenannt bleibe die Position von Nicht-Migranten nur in zwölf Prozent der Fälle.
Als positiv vermerkt die Studie die geringe Verwendung des Begriffes „illegaler Migrant“, der einen negativen Beiklang habe und für den die rechtliche Grundlage fehle. Häufiger genutzte Begriffe waren „Flüchtling“ und „Asylsuchender“, wobei sich die Verwendung von Land zu Land stark unterschied. Die Stimmigkeit der Berichterstattung zeige sich darin, dass selten zwei oder mehr Begriffe für dieselben Personen verwendet würden.
Empathie statt Sympathie
Als Lehre aus der Analyse plädiert die Studie unter anderem für Empathie statt Sympathie in der Berichterstattung. Sympathie berge die Gefahr, die Betroffenen als bloße Opfer erscheinen zu lassen, während Empathie ihnen eine Stimme gebe.
Für die Untersuchung „Die Geschichte verändern – Mediale Darstellung von Flüchtlingen und Migranten in Europa“ wurden hauptsächlich zwischen März und Juni 2017 erschienene Berichte in Print- und Online-Medien sowie Tweets von Medienhäusern aus Italien, Griechenland, Spanien, Großbritannien, Serbien, Schweden und Norwegen analysiert. Darunter waren Blätter wie „The Sun“ (Großbritannien), „Corriere della Sera“ (Italien) und „Aftenposten“ (Norwegen). (epd/mig) Aktuell Panorama
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