Angriff in Kabul
Sammelabschiebungen nach Afghanistan gehen weiter
Taliban-Kämpfer haben beim Überfall auf ein Luxushotel offenbar gezielt Ausländer töten wollen. Inzwischen wurde auch ein deutsches Todesopfer bestätigt. Innenministerium geht inzwischen von mindestens 29 Toten aus und plant weitere Sammelabschiebungen in das Land.
Dienstag, 23.01.2018, 6:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 24.01.2018, 18:03 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Beim Anschlag auf ein Luxushotel in Afghanistan ist auch eine Deutsche getötet worden. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte am Montag in Berlin, dass es auch ein deutsches Todesopfer gegeben habe. Nähere Angaben zur Person machte sie „aus Gründen des Identitätsschutzes“ nicht. Das Bundesinnenministerium sprach in einer Mitteilung von einer „deutschen Staatsbürgerin“. Insgesamt wurden bei dem Anschlag laut afghanischen Behörden 29 Menschen getötet. Lokale Medien gehen jedoch von mehr als 40 Todesopfer aus. Derweil sorgt eine für Dienstag geplante Sammelabschiebung nach Afghanistan für Empörung.
Der Vorsitzende der Hilfsorganisation „Shelter Now“ Deutschland, Udo Stolte, sagte dem Evangelischen Pressedienst, bei dem deutschen Opfer handele es sich um eine Frau, die seit Jahrzehnten in Afghanistan und Pakistan tätig gewesen sei und sich für Arme, insbesondere Kinder, engagiert habe. Mit ihrer kleinen Organisation habe sie sporadisch auch mit Shelter „Now Projekte“ gemeinsam gestaltet.
De Maizière will Afghanistan unterstützen
Offenbar versuchten die fünf Angreifer, gezielt Ausländer zu treffen, wie afghanische Medien unter Berufung auf Augenzeugen am Montag berichteten. Sie hätten bei der Erstürmung des Hotel Intercontinental zunächst auf ausländische Gäste geschossen. Die Mehrheit der offiziell bestätigten Todesopfer sind keine Afghanen. Die Fluggesellschaft Kam Air verlor elf ihrer Mitarbeiter – alles Ausländer, die sich zur Zeit des Angriffs im Hotel aufhielten. Auch sechs Ukrainer starben bei dem Anschlag.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) verurteilte die „feige und widerwärtige Attacke“. Der Kampf gegen die radikalen Kräfte in Afghanistan müsse konsequent fortgesetzt werden. „Deutschland und die internationale Gemeinschaft werden Afghanistan dabei weiter unterstützen.“
Schwäche der afghanischen Regierung
Das Attentat wird als Zeichen der Schwäche der afghanischen Regierung eingeschätzt. Das Hotel war bereits 2011 Ziel eines Terrorangriffs, daraufhin wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt. Die Regierung musste sich am Montag dafür rechtfertigen, die Sicherheitsverantwortung für das staatliche Hotel erst vor zwei Wochen an eine private Firma übergeben zu haben.
Die Angreifer waren am Samstagabend offenbar durch die Küche in das Gebäude gelangt. Die Männer schossen mit Maschinengewehren auf Gäste und warfen Handgranaten. Erst nach 17 Stunden gelang es afghanischen Sicherheitskräften, die Kontrolle über das sechsstöckige Hotel wiederzugewinnen. Teile des Gebäudes brannten aus, nachdem die Angreifer Feuer gelegt hatten. Hotelgäste versuchten, sich von den oberen Etagen mit Hilfe von Bettlaken abzuseilen. Mindestens ein Mensch stürzte dabei in die Tiefe.
Immer wieder Anschläge
Rettungskräfte und medizinisches Personal konnten erst am Sonntagfrüh zum Hotel vordringen, um Verwundete zu versorgen. Die ganze Nacht über hatten afghanische Sicherheitskräfte das Gebiet weiträumig abgeriegelt, so dass weder Löschfahrzeuge noch Krankenwagen Zugang hatten.
Erst vor wenigen Tagen hatte die US-amerikanische Botschaft in Kabul vor einem Attentat auf ein Hotel in der Hauptstadt gewarnt. Das 1969 eröffnete Intercontinental Hotel ist ein beliebter Veranstaltungsort für Hochzeiten, Konferenzen und politischen Versammlungen und ein Wahrzeichen der Stadt. Im Mai des vergangenen Jahres wurde die deutsche Botschaft bei einem Anschlag in unmittelbarer Nähe des Komplexes schwer beschädigt. Im November 2016 gab es einen Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Scharif im Norden des Landes.
Sammelabschiebungen gehen weiter
Ungeachtet dessen werden Sammelabschiebungen nach Afghanistan unvermindert fortgesetzt. An diesem Dienstag sollen von Düsseldorf bis zu 80 Afghanen an Bord eines Flugzeugs nach Kabul abgeschoben werden, teilte der Flüchtlingsrat NRW am Montag mit.
Linke-Politikerin Ulla Jelpke bezechnet die Sammelabschiebungen als „grausame Routine“. Es sei eine „Abschiebung nicht nur in den Krieg, sondern möglicherweise direkt in den Tod“, erklärt Jelpke. Folter und politische Verfolgung seien in dem Land nahezu Alltag. Jelpke ruft alle Menschen zum Protest gegen die geplante Sammelabschiebung auf. Flüchtlingsinitiativen haben bereits angekündigt, vor dem Flug am Düsseldorfer Airport gegen die Abschiebungen zu protestieren. (epd/mig) Aktuell Politik
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen
zu den für heute geplanten Abschiebungen:
Was soll mensch dazu noch sagen ? Diese Regierung, die die Abschiebun gen nach A. zu verantworten hat, hat für mich jede menschenrechtliche Glaubwürdigkeit verloren. Für diese „Routinepraxis“ (U.Jelpke) wird sie sich eines Tages wie auch für die Toten im Mittelmeer, so hoffe ich, vor einem In ternat.Strafgerichtshof zu verantworten haben. Leider hilft das den Betroffenen nicht mehr. Für diese hilft höchstens massenhafter Protest.
Die Logik der Linken und aller sonstigen Abschiebungsgegner versteht doch kein Mensch mehr. Die Abschiebung erfolgt gemäss der Beschlusslage des Deutschen Bundestages, des Auswärtigen Amtes, und in Übereinkunft mit den Landesregierungen, die allesamt demokratisch gewählt und legitimiert sind.
Bei diesen abzuschiebenden Afghanen handelt es sich um Straftäter, um sogenannte Gefährder und um Personen, die sich hartnäckig weigern, ihre Identität preiszugeben. Das sind also genau dieselben, die Afghanistan überhaupt erst zu einem „unsicheren“ Land gemacht haben. Es ist nun defvinitiv keine Frage der Menschenrechte, sondern vielmehr nur der nackte Irrsinn, ausgerechnet solchen Leuten, die gewissermassen vor sich selbst aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet sind, hier dann Asyl und Schutz und Zuflucht zu gewähren.
Allgemeine Unsicherheit oder eine korrupte Regierung rechtfertigt kein Asyl für ein Individuum. Im Fall von Afghanistan ist es teilweise schon bitter, dass viele eben keinen positiven Asylbescheid bekommen. Die Afghanen können froh sein, dass wir nur Straftäter, Gefährder und Identitätsverschleierer abschieben. Damit das System wie im Gesetz vorgegeben funktioniert, müssten auch regulär abgelehnte Asylbewerber das Land verlassen. Wer Asyl sagt, muss auch Abschiebungen in diesem System akzeptieren, ansonsten regiert Willkür und Unrecht.
Afghanistan braucht Hilfe um sich selbst zu helfen und keinen staatlich geförderten Braindrain durch die Bundesregierung!