Nebenan
#hashtag #mansplaining
Die Welt ist voll von Paschas, die glauben, die Frauenwelt stehe ihnen zur steten und sofortigen Befriedigung bereit. Der arabische Mann muss nicht in die deutsche Gesellschaft integriert werden, denn er war schon immer da. Von Sven Bensmann
Von Sven Bensmann Dienstag, 30.01.2018, 6:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 22.02.2022, 13:25 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Letzte Woche versuchte eine ehemals stolze Satire-Sendung, die heutzutage höchstens noch mit dösigen Liedern über türkische Politiker auf sich aufmerksam macht, eine AfD-Wählerin mit einem Taliban zu verparshippen. Anlass dazu gaben die Überzeugungen der mittelalten Blondine, die sich einen erzkonservativen Antisemiten mit traditionellen Rollenverständnis wünschte. Allein beim Alkohol seien beide nicht auf einer Wellenlänge.
Das ist also das Niveau, auf dem wir heute diskutieren. Dabei zeigen doch die Erfahrungen der letzten Monate, dass längst nicht nur die AfD und ihre Wähler in den Fünfzigern eines beliebigen Jahrhunderts des letzten Jahrtausends stehengeblieben sind.
Denn die Welt ist voll von Paschas, die glauben, die Frauenwelt stehe ihnen zur steten und sofortigen Befriedigung bereit. Der arabische Mann muss nicht in die deutsche Gesellschaft integriert werden, er war schon immer da. Wir mögen auf die Rolle der Frau in Saudi-Arabien schauen – aber das Frauenverständnis eines Harvey Weinstein, eines Dieter Wedel oder eines Hugh Heffner stehen dem in Nichts nach. Es zeigt sich vielmehr, dass die Rolle der Frau international ziemlich ähnlich ist, hie und da nur romantische Verklitterungen von religiöser Doktrin (im Mittleren Westen kaum weniger als im Mittleren Osten) oder kulturellem Aufbruch (in Europa oder der US-Küste) versuchen, einen unterschiedlichen Eindruck derselben Wahrheit zu generieren.
Dabei sind es nichtmal die, die jetzt am Nasenring durch die Manege gezogen werden, die das eigentliche Problem darstellen: es gab und gibt einen ziemlich stabilen Anteil von Soziopathen in jeder Gesellschaft. Solch Devianten gelangen aber nicht aus sich heraus in die Gelegenheit, teils jahrzehntelang, untergebene Personen zu Opfern zu machen. Wer so lange so erfolgreich missbrauchen will, benötigt dazu ein Unterstützernetzwerk; und es sind gerade diese Kollaborateure, die zwar im Dunkeln bleiben aber doch die eigentlichen Täter sind, weil sie die Taten erst ermöglichen.
Hätte der Rundfunk Dieter Wedel den Stecker gezogen, als ihm die ersten Anschuldigungen bekannt wurden und diese überprüfbar nicht aus der Luft gegriffen waren, hätte das ein anderes Klima geschaffen. Weder deutet etwas darauf hin, dass Wedel selbst danach sauber geblieben ist, noch gibt es nicht Dutzende andere, die ihre Peiniger einfach noch nicht beim Namen genannt haben, so wie es sie in den USA gibt. Sich anderweitig Illusionen zu machen, zeugt von bemerkenswerter Selbsttäuschung. Das alles, weil dieses Verhalten praktisch nicht sanktioniert wurde – und wird. Was nicht bestraft wird, ist kein Verbrechen, sondern gesellschaftliche Realität.
Um noch weiter zu gehen: Es sind nicht die Harvey Weinsteins und Casey Afflecks, es ist auch nicht nur die Weinstein Company der direkten Unterstützer – es sind auch die Ben Afflecks, deren Bruder beschuldigt wird, deren Partnerin von Weinstein höchstselbst belästigt wurde, und die trotzdem nichts aussprechen. Es sind nicht nur die aktiven Unterstützer, es sind auch die, die angesichts der Vorwürfe passiv bleiben und damit die Zustände affirmativ beschweigen. Shaw sagte, das größte Unrecht, dass wir einem Menschen antun können, ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Das Schweigen mag den Deutschen nach ’45 gute Dienste erwiesen haben, als mit der Niederlage der Hitleristen Deutschland innerhalb von Stunden entnazifiziert war, weil die „schweigende Mehrheit“ nun nicht mehr das Verbrecherregime Hitlers, sondern die Besatzer hat schweigend gewähren lassen. Eine echte Veränderung ist mit solchen Leuten aber nicht zu machen.
Man kann daher den Frauen der Welt daher nur raten: Verkauft euch nicht an Hashtags. Findet euch nicht mit den Bauernopfern am öffentlichen Pranger ab.
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Den „arabischen Mann“ hier zu erwähnen macht den Artikel zum reinsten whataboutismus. Die arabischen Frauen könnten Herrn Bensmann wohl noch do manches über die Verhältnisse in deren Heimatländer aufklären und dass es für diese Gesellschaften ein Quantensprung wäre, wenn sich der Sexismus lediglich auf die Männer reduzieren würden die durch ihre Position Macht ausüben und nicht nur wegen der physischen Macht. Es gibt Ähnlichkeiten in den Strukturen, aber bestimmt nicht was das Ausmaß angeht. Mit Herrn Bensmann Worten: die Integration des arabischen Mannes würde immer noch eine große Hürde für diesen darstellen.
„Keine Unterwerfung ist so vollkommen wie die, die den Anschein der Freiheit wahrt. “
Stimmt.
Gute Aussage.
Siehe das „freiwillige“ Tragen eines isl. Kopftuchs….
P.S. Schönes „Eigentor“, Herr Bensmann !