PISA-Sonderauswertung
Soziale Mischung begünstigt Schulerfolg benachteiligter Schüler
In Schulen mit hoher sozialer Mischung erbringen Schüler aus bildungsfernen Familien bessere Leistungen. Positiv wirken sich auch Ganztagsangebote aus. Das geht aus einer PISA-Sonderauswertung hervor.
Mittwoch, 31.01.2018, 6:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 31.01.2018, 17:24 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Schüler aus eher bildungsfernen Elternhäusern erbringen vor allem dann gute schulische Leistungen, wenn sie an Schulen mit hoher sozialer Mischung unterrichtet werden und der Unterricht in einem geordneten Rahmen stattfindet. Faktoren wie die Klassengröße oder die Ausstattung der Schule spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Dies geht aus einer PISA-Sonderauswertung hervor, die die OECD mit Förderung der Vodafone Stiftung Deutschland erstellt hat.
Die Studie ging der Frage nach, welche schulischen Faktoren die Resilienz von Schülern befördern. Als resilient gelten Schüler, wenn sie trotz eines eher bildungsfernen Elternhauses gute schulische Leistungen erbringen.
„Ein geordnetes und lernorientiertes Klima im Klassenzimmer ist ein entscheidender Faktor hinter dem Schulerfolg bildungsferner Schülerinnen und Schüler. Wenn sowohl Schulleitung als auch Lehrkräfte den Willen und die Fähigkeit haben, ein solches Klima herzustellen, dann sind die Erfolgsaussichten größer als wenn einfach die Mittelausstattung steigt“, sagte der OECD-Direktor für Bildung Andreas Schleicher bei der Vorstellung der Studie in Berlin.
Deutlich mehr resiliente Schüler
„Besser zu verstehen, wie wir Resilienz fördern können, ist nicht nur wichtig, damit junge Menschen stark werden für eine sich immer schneller verändernde digitale Arbeitswelt und Gesellschaft, sondern auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland“, erläuterte Sebastian Gallander von der Vodafone Stiftung Deutschland das Projekt. „Nur wenn wir die sozial schwächsten Schüler befähigen die Leistungsstärksten zu werden, können wir die soziale Kluft verringern.“
In Deutschland ist zwischen 2006 und 2015 der Anteil resilienter Schüler von 25 auf 32,3 Prozent gestiegen und damit so schnell wie in kaum einem anderen OECD-Land. Untersucht man die schulischen Faktoren, die Resilienz beeinflussen, dann sind es in Deutschland aber auch in den meisten anderen Ländern vor allem die soziale Mischung an der Schule und die Tatsache, dass Schüler den Unterricht als störungsfrei und geordnet wahrnehmen.
Austattung weniger wichtig
Die Studienergebnisse geben Aufschluss über zwei Faktoren, die ein solch gutes Lernklima befördern können. Dies ist zum einen eine niedrige Lehrerfluktuation, durch die sich eine offene Kommunikation und vertrauensvolle Beziehungen entwickeln können. Zum anderen braucht es eine motivierende Schulleitung, der es gelingt, das Lehrerkollegium von einer gemeinsamen Mission zu überzeugen und auf strategische Ziele und Ergebnisse auszurichten.
Mehr Ressourcen und eine bessere Ausstattung der Schulen führen hingegen nicht unbedingt zu einem höheren Anteil an resilienten Schülern. Weder kleinere Klassen noch eine bessere Ausstattung mit Computern wirken sich positiv auf den Lernerfolg sozial benachteiligter Schüler aus. Das bedeutet allerdings nicht, dass Investitionen an Schulen keine Rolle spielen – vielmehr helfen sie im Wesentlichen dann, wenn sie den Lernprozess und die Lernumgebung effektiv verbessern.
Ganztagsangebote positiv für Lernerfolg
So zeigt die Studie insbesondere für Deutschland einen positiven Effekt von schulischen Aktivitäten jenseits des Unterrichts. Dies lässt darauf schließen, dass sich Investitionen in Ganztagsangebote positiv auf den Lernerfolg sozial benachteiligter Schüler auswirken.
Im Rahmen dieser Studie galten Schüler als sozial benachteiligt oder bildungsfern, wenn ihr im Rahmen der PISA-Studie erfasster sozioökonomischer Status zum unteren Viertel eines Landes gehörte. Dabei flossen Bildungsstand und Beruf der Eltern sowie im Haushalt verfügbare kulturelle Güter wie Bücher ein. (mig) Aktuell Gesellschaft
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