Künftiges Kabinett katholischer
Experte: Dialog der Religionsgemeinschaften wird wichtiger
Im vergangenen Kabinett waren die Evangelischen in der Mehrheit. Das könnte sich ändern, da Kanzlerin Merkel vor allem Katholiken für Ministerposten vorsieht. Der konfessionelle Proporz wird inzwischen aber gelassen betrachtet. Wichtiger sei das Engagement der Politik für den Dialog der Religionen.
Dienstag, 27.02.2018, 6:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 28.02.2018, 16:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Kommt es zur großen Koalition, werden die Stühle der Christdemokraten im Kabinett vorwiegend mit Katholiken besetzt. Die nach der Ankündigung von CDU-Parteichefin Angela Merkel neu für Ministerposten vorgesehenen Politiker Julia Klöckner, Peter Altmaier, Jens Spahn und Anja Karliczek sind katholisch. Auch Helge Braun, der Kanzleramtschef werden soll, und Monika Grütters, die Kulturstaatsministerin bleiben soll, sind Katholiken.
Evangelisch wären dann künftig nur noch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sowie die Kanzlerin und Pfarrerstochter Merkel selbst. Zwei profilierte Protestanten werden dem Kabinett nicht mehr angehören: der bisherige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der dem Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags angehört, und Hermann Gröhe. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister gehört der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.
Pollack: Konfessionsaspekt musste zurücktreten
Die Zeiten, in denen bei der Besetzung wichtiger Posten in der Politik auch auf konfessionelles Gleichgewicht gesetzt wurde, sind scheinbar vorbei. Der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Thomas Rachel (CDU), sieht die Personalentscheidungen gelassen. Das starke Gewicht der Evangelischen im vergangenen Kabinett sei eine „bis dato einmalige Situation“ gewesen, sagte Rachel dem „Evangelischen Pressedienst“ und verwies neben de Maizière und Gröhe auch auf die Protestanten Johanna Wanka und Wolfgang Schäuble. „Die Stärke der Union ist aber nicht ein konfessionelles Proporzdenken, sondern die gemeinsame erfolgreiche Zusammenarbeit von Protestanten und Katholiken“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, der auch dem Rat der EKD angehört.
Auch der Religionssoziologe Detlef Pollack sieht in den Personalentscheidungen eher einen „pragmatischen, unideologischen Politikstil“ der CDU-Vorsitzenden Merkel. „Ganz offensichtlich waren bei der Kabinettsbildung sehr viele Gesichtspunkte zu berücksichtigen wie etwa die Einbindung der parteiinternen Kritiker, Geschlechterproporz, die Berücksichtigung der Erwartungen der konservativen Kreise in der CDU, die fachliche Kompetenz und nicht zuletzt auch die Kommunikationsfähigkeit, sodass der Konfessionsaspekt demgegenüber zurücktreten musste“, sagte der Münsteraner Wissenschaftler.
Krüger: Konfession verliert an Bedeutung
Oliver Krüger, Professor für Religionswissenschaft in Fribourg in der Schweiz, erklärte: „Für die kommenden Jahre ist die konfessionelle Zuordnung der Bundespolitiker wahrscheinlich von geringer Bedeutung.“ Stattdessen komme es darauf an, wie sehr sich die Kanzlerin und das Kabinett in einem konstruktiven Dialog der Religionsgemeinschaften engagierten. Dazu zählt Krüger, dass sie gegen Islamophobie und Antisemitismus eintreten und die „Instrumentalisierung des Christentums für einen völkischen Nationalismus“ bestmöglich verhindern.
Wie die Verteilung der Religions- und Konfessionszugehörigkeiten im Kabinett der möglichen neuen großen Koalition insgesamt aussehen wird, ist noch offen. Die SPD hat noch nicht entschieden, wen sie ins Kabinett schicken will. Die CSU will die Personalentscheidungen am 5. März nach dem Ergebnis des SPD-Mitgliederentscheids über das Zustandekommen der Bundesregierung bekanntgeben. In der Bundesregierung der vergangenen Wahlperiode waren die Protestanten in der Mehrheit. Neun der Minister gehörten der evangelischen Kirche an, sechs der katholischen. (epd/mig) Aktuell
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