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Schweigen nach Moschee-Anschlägen

Unmut in der türkisch-mulimischen Community

Nach mehreren Anschlägen auf türkische Einrichtungen und Moscheen macht sich immer mehr Unverständnis breit unter Türken und Muslimen. Sie bemängeln fehlende Anteilnahme. Derweil weitet die Polizei mit Ermittlungsbehörden auf anderer Bundesländer aus.

Dienstag, 13.03.2018, 6:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 14.03.2018, 20:41 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Nach mehreren Anschlägen auf türkische Einrichtungen und Moscheen am vergangenen Wochenende macht sich immer mehr Unmut unter Türkeisämmigen und Muslimen bereit. Sie kritisieren die Teilnahmslosigkeit von Politik und Medien.

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„Das Schweigen von Politik und Gesellschaft zur Alltagsdiskriminierung und Übergriffe auf Moscheen und Muslime verstehen nicht zuletzt Extremisten aus dem rechtsextremistischen Lager oder von Ablegern ausländischer Terrorgruppierungen zumindest als eine stillschweigende Duldung ihrer Aktionen“, erklärte am Wochenende die Ditib. Es sei Zeit, mit Worten und Handlungen zu zeigen, „dass auch Muslime als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes den Schutz des Staates, aber auch die Solidarität von Politik und Gesellschaft genießen.“

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Zeynep Kartal vom Multikulturellen Forum erklärte am Montag: „Wir sind erschüttert von den Brandanschlägen der letzten Tage und von ihrer geringen öffentlichen Wahrnehmung. Es ist erschreckend, dass mitten in unserer Gesellschaft Bevölkerungsgruppen zu Zielscheiben werden, ohne dass ein Aufschrei durchs Land geht“. Die fehlende Anteilnahme sei „Wasser auf die Mühlen von Radikalen jeglicher Couleur und gefährden das friedliche Zusammenleben in Deutschland.“

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„Sehr seltsam…“

Kritik kommt auch vereinzelt von außerhalb der türkisch-muslimischen Community. „Sehr seltsam. Bundesweit wurden am Wochenende Brandanschläge auf Moscheen verübt. Und womit machen heute die Zeitungen und Online-Portale auf? – Man stelle sich nur einmal vor, es hätten Kirchen oder Synagogen gebrannt… #Moschee #Islam #Brandanschlag“, schreibt etwa „Tagesspiegel“-Journalist Malte Lehming auf Twitter.

Polizei weitet Ermittlungen aus

Derweil tauscht sich die Berliner Polizei mit Ermittlungsbehörden anderer Bundesländer aus. Zwar gebe es bislang „keine konkreten Täterhinweise“ für den Brandanschlag in der Bundeshauptstadt, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei dem „Evangelischen Pressedienst“ am Montag. Die Berliner Ermittler stünden jedoch im Austausch mit dem Bundeskriminalamt sowie den Landeskriminalämtern der übrigen von den Anschlägen betroffenen Bundesländer.

Am Wochenende hatte es bundesweit Anschläge auf drei Moscheen und eine weitere türkischen Einrichtung gegeben. So wurde in Berlin-Reinickendorf in der Nacht zum Sonntag ein Brandanschlag auf eine Moschee verübt. Fast zeitgleich wurde an ein Gebäude eines deutsch-türkischen Freundschaftsvereins im nordrhein-westfälischen Meschede ein Brandsatz geworfen. Etwa zur selben Zeit beschädigten Unbekannte die Scheiben eines Moschee-Gebäudes in Itzhoe in Schleswig-Holstein. Bereits am Freitag hatten Unbekannte Brandsätze in eine Moschee im baden-württembergischen Lauffen am Neckar bei Heilbronn geworfen.

PKK-Gruppen bekennen sich zum Anschlag

Der Berliner Polizeisprecher sagte, anders als in sozialen Netzwerken spekuliert, liege der Berliner Polizei kein Bekennerschreiben vor. Eine politische Motivation des Brandanschlags auf die Berliner Moschee werde weiter geprüft.

Nach dem Brandanschlag auf das Moscheegebäude in Lauffen bekannten sich im Internet PKK-nahe Gruppierungen zur Tat. Es wurde ein Video veröffentlich, das vier mutmaßlich junge Männer zeigt, die Brandsätze gegen ein Gebäude werfen. Hier ermittelt die Polizei wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung. In dem Gebäudekomplex befinden sich zahlreiche Wohnungen. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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  1. Reinhard Pohl sagt:

    So seltsam ist es nicht.

    Es ist in den letzten drei Wochen vereinzelt darüber berichtet worden, dass in DITIB-Moscheen zu Krieg und Massakern gegen Afrin aufgerufen wurde. Es wurde dazu aufgerufen, für den Erfolg der türkischen Soldaten und der islamistischen Milizen zu beten. Es wurde dazu aufgerufen, Kurdistan zu „säubern“. Betroffen sind genau diese Moscheen, die den Hass gepredigt haben. Es ist eine unerträgliche Doppelmoral, dass einige „Sprecher“ der türkisch-islamischen Gemeinden jetzt so tun, als kämen die Anschläge aus heiterem Himmel. Es wäre zu wünschen, dass auch diese „Sprecher“ ein wenig selbstkritischer damit umgehen, was den Angriffskrieg angeht.

  2. Antoinette de Boer sagt:

    Ich denke auch ,dass hierzulande wenig oder garkein Verständnis für das Einfallen und kämpfen Erdogans Truppen auf syrischem Boden vorhanden ist.Die Türkei hat in fremden Ländern keinerlei Rechte einen Krieg zu führen,der unzählige unschuldige Männer – Frauen – Kinder – tötet – das ist gegen das Völkerrecht ! Auch in seinem eigenen Land führt er Krieg gegen eine ganze Völkergruppe ,die doch eigendlich seine eigenen Landsleute sind,und mit denen sicherlich durch kluges Handeln auf beiden Seiten auch friedliche Lösungen möglich wären.Erdogan ist ein Besessener und er und seine Regierung fürchten sich schon lange vor dem Verlust der Macht – aber im Krieg wird es keine Gewinner geben !

    Das alles ist aber k e i n Grund,in unserem Land ,türkische Einrichtungen und Moscheen zu beschädigen und türkische Mitbürger anzugreifen – das ist genauso ein Verbrechen wie Krieg zu führen. H a s s gegen H a s s – welcher
    zivilisierte Mensch könnte glauben,dass dadurch eine gute Zukunft möglich werden könnte ? Diese Beschädigungen tun mir sehr leid.