Studie
Deutschland auf Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte angewiesen
Die Integration von Einwanderern in den Arbeitsmarkt ist je nach Herkunftsland sehr unterschiedlich. Einwanderer aus den Balkanländern sind besonders häufig sozialversicherungspflichtig beschäftigt, Einwanderer aus China, Indien und den USA als qualifizierte Fachkräfte tätig.
Donnerstag, 12.04.2018, 6:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Um Wachstum und Wohlstand zu sichern, ist die deutsche Wirtschaft zunehmend auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Davon geht das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln in seinem aktuellen Kurzbericht aus, die am Mittwoch vorgestellt wurde.
So habe in den letzten Jahren in Deutschland ein Beschäftigungsaufbau stattgefunden, der ohne Einwanderung in dieser Form kaum zu realisieren gewesen wäre. Zwischen Juni 2012 und Juni 2017 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt um 2,88 Millionen auf 32,16 Millionen, dem bisher höchsten Wert in der Bundesrepublik, gestiegen. Dabei hat die Beschäftigung von Inländern um 1,61 Millionen und die von Ausländern um 1,28 Millionen zugenommen.
Gleichzeitig sei absehbar, dass die Erwerbsbeteiligung von Einheimischen im nächsten Jahrzehnt stark zurückgehen wird. „Scheiden dann nämlich die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge 1955 bis 1969 altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt aus, stehen bei weitem nicht genügend junge Menschen zur Verfügung, um die entstehenden Lücken zu füllen“, so die Prognose des Instituts.
Unterschiede je nach Herkunftsland
Die Integration von Einwanderern aus EU-Ländern gelinge in den deutschen Arbeitsmarkt „hervorragend“. Bei den Drittstaatenangehörigen gebe es jedoch größere Herausforderungen. „Dennoch ist Deutschland auf längere Sicht auf Zuwanderer aus diesen Ländern angewiesen, da auch die anderen EU-Länder vom demografischen Wandel betroffen und die Wanderungspotenziale entsprechend begrenzt sind“, teilt das Institut mit.
Bei näherem Blick zeige sich zudem, dass sich die Beschäftigungssituation von Drittstaatenangehörigen je nach Herkunftsland deutlich unterscheidet. Albaner beispielsweise wiesen mit 67,8 Prozent den höchsten Anteil an sozialversicherungspflichten Beschäftigten aus, gefolgt von Bosniern mit 58,2 Prozent und Serben mit 52,7 Prozent. Für alle Drittstaatenangehörigen liege der Wert bei 37,7 Prozent und für EU-Einwanderer bei 58,8 Prozent.
Experten kommen aus China, Indien und USA
„Insgesamt lässt sich sagen, dass die Beschäftigung von Drittstaatenangehörige aus den Balkanländern nahezu auf demselben Niveau liegt wie die von EU-Ausländern, wohingegen Personen aus den Flüchtlingsherkunftsländern Afghanistan, Irak und Syrien noch vergleichsweise selten einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen“, so das Instiut.
Auch die Anforderungsniveaus der Stellen dieser sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, zeigen laut Erhebung deutliche Unterschiede je nach Herkunftsland. Einwanderer aus China, Indien und den Vereinigten Staaten sind am häufigsten als Spezialisten- und Experten tätig. Es folgen Russland und die Ukraine. Die wenigsten Spezialisten und Experten kommen aus den Balkan- und Flüchtlingsherkunftsländern und aus der Türkei. Dabei weist Syrien unter diesen Ländern mit 17,4 Prozent den mit Abstand höchsten Anteil an Spezialisten und Experten auf. Bei den meisten anderen Ländern liegt der Wert unter 10 Prozent.
Institut warnt vor Blaupause
„Diese Anforderungsniveaus der Beschäftigung von Zuwanderern sind mit Blick auf ihre Bedeutung für die Sicherung von Wachstum und Wohlstand nicht unerheblich. Derzeit bestehen in Deutschland nämlich vor allem bei Fachkräften im MINT- und im Gesundheitsbereich Engpässe, während die Zahl der Arbeitssuchenden im Helferbereich deutlich höher ist als die Zahl der offenen Stellen. Auch für die Zukunft ist insbesondere vor dem Hintergrund des technologischen Fortschritts mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage nach gut qualifizierten Beschäftigten aus dem Ausland zu rechnen. Hingegen dürfte der Bedarf an an- und ungelernten Beschäftigten auch langfristig mit Inländern und Personen, die aus humanitären Gründen in Deutschland aufgenommen werden müssen, gedeckt werden können“, prognostiziert das Institut weiter.
Vor diesem Hintergrund warnt das Institut davor, die im Jahr 2015 erfolgte Öffnung des deutschen Arbeitsmarkts für Erwerbsmigranten aus den Balkanländern als Blaupause für die Weiterentwicklung der Einwanderungspolitik insgesamt zu sehen. Vielmehr sollte an zwei anderen Stellen angesetzt werden: Förderung der Einwanderung gut ausgebildeter Fachkräfte sowie die Ausbildung von ausländischen Fachkräften in Deutschland. (mig) Aktuell Studien Wirtschaft
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