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Studie

Kita-Pflicht bringt nichts für benachteiligte Kinder

Kinder mit Migrationshintergrund besuchen seltener eine Kita. Diese Aussage ist den Forschern einer aktuellen Studie zu pauschal. Sie resümieren: Kita-Pflicht hätte vermutlich nur einen äußerst geringen Nutzen. Sie fordern genauer hinzuschauen.

Donnerstag, 17.05.2018, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Eine Kita-Pflicht würde einer neuen Studie zufolge nicht mehr Kinder aus benachteiligten Haushalten in die Betreuungseinrichtungen bringen. Stattdessen sollten förderbedürftige Kinder gezielter unterstützt werden, etwa wenn es um Sprachfähigkeiten geht, sagte die Bildungsforscherin C. Katharina Spieß, die an der Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mitgearbeitet hat, vergangene Woche in Berlin: „Das wäre effizienter und damit auch kostengünstiger zu machen als mit einer Kita-Pflicht“, betonte die Expertin.

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Die Forscher gingen der Frage nach, aus welchen Haushalten Nicht-Kita-Kinder kommen. Dafür verwendeten sie Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin und der Zusatzstichprobe „Familien in Deutschland“. Ergebnis: Es gibt über alle Einkommens- und Bildungsgruppen hinweg Familien, die ihr Kind nicht in einer Kita betreuen lassen. Die Gruppe sei also sehr heterogen.

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94 Prozent aller Kinder besuchen Kita

Zwar zeigt die Studie, dass Nicht-Kita-Kinder häufiger einen Migrationshintergrund haben. Doch das treffe längst nicht auf alle zu. Und: Kinder, die im Alter ab drei Jahren bis zur Einschulung nicht in eine Kindertageseinrichtung gehen, kommen – anders, als vor allem Befürworter einer Kita-Pflicht häufig annehmen – keinesfalls nur aus benachteiligten Haushalten.

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Der Studie zufolge gingen im Jahr 2016 rund 88 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund im Alter ab drei Jahren in eine Kita, bei den Kindern ohne Migrationshintergrund waren es 96 Prozent. Eine Kita-Pflicht hätte daher vermutlich einen äußerst geringen Nutzen, hieß es. Denn insgesamt rund 94 Prozent aller Kinder zwischen drei und sechs Jahren besuchen in Deutschland bereits eine Kita.

Kita-Pflicht nicht zielgenau

Die Debatte um eine Kita-Pflicht werde in Deutschland bisher ohne Wissen darüber geführt, welche Kinder keine Kindertageseinrichtung besuchen. „Vielfach ist auch nicht bekannt, ob es allein der Migrationshintergrund ist, der mit keiner oder nur einer späten Kita-Nutzung in Verbindung steht, oder andere Faktoren den Ausschlag geben“, heißt es in der Studie. So könnte es sein, dass sozioökonomische Merkmale wie der Bildungsabschluss der Mutter oder deren Erwerbsstatus eine entscheidende Rolle spielt.

„Unter dem Strich wäre eine Kita-Pflicht wohl wenig zielgenau. Vor allem würde der vermutlich sehr geringe Nutzen einer Kita-Pflicht durch die damit verbundenen Kosten und juristischen Schwierigkeiten überkompensiert“, resümierte Studienautorin Sophia Schmitz. Sie warb dafür, mehr Anreize zu setzen, dass Eltern ihre Kinder freiwillig in eine Kita schicken, und zwar nicht erst kurz vor der Einschulung. Mehr und bessere Informationen zu den grundsätzlichen Vorteilen des Kita-Besuchs und über mögliche Beitragsbefreiungen wären dabei ein wichtiger Schritt. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien

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