25 Jahre Solingen
Merkel: Wir können und dürfen nicht vergessen, was passiert ist
Fünf Tote und viele Verletzte. So endete der Brandanschlag auf die Familie Genç in Solingen vor 25 Jahren. Am Dienstag wurde ihrer in Düsseldorf und Solingen gedacht. Die zentrale Botschaft: Hass und Ausländerfeindlichkeit Einhalt gebieten.
Mittwoch, 30.05.2018, 5:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 05.06.2018, 17:59 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Mit Gedenkveranstaltungen in Düsseldorf und Solingen ist am Dienstag an den Solinger Brandanschlag vor 25 Jahren erinnert worden. „Wir können und dürfen nicht vergessen, was passiert ist“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Düsseldorf. Gewalttaten, wie sie in Solingen passiert sind, seien eine „Schande für unser Land“. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte, der Brandanschlag sei „das schrecklichste Ereignis in der Geschichte Nordrhein-Westfalens“.
Am 29. Mai 1993 hatten vier rechtsextreme Jugendliche Brandsätze in das Haus der türkischen Familie Genç in Solingen geworfen. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, 14 Familienmitglieder wurden zum Teil schwer verletzt und leiden noch heute an den Folgen. Mevlüde Genç und ihr Mann Durmuş verloren bei dem Brandanschlag ihre beiden Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte.
Genç: Wir alle sind Gottes Geschöpfe
Ausdrücklich dankten Laschet und Merkel Mevlüde Genç, die damals trotz ihres Schmerzes über den Verlust ihrer Angehörigen zur Versöhnung aufgerufen habe. Trotz des schrecklichen Leids seien sie und ihre Familie „zu Botschaftern der Integration und des guten Miteinanders geworden sind“, betonte Laschet. „Auf eine unmenschliche Tat haben sie mit menschlicher Größe reagiert“, sagte Bundeskanzlerin Merkel.
Mevlüde Genç rief dazu auf, dem Hass Einhalt zu gebieten: „Wir alle sind Gottes Geschöpfe.“ Sie wünsche sich, dass alle „in Brüderlichkeit zusammenleben“ und den Blick auf die Zukunft richteten. Niemand solle den Schmerz ertragen, den sie erlitten habe. Sie bedankte sich für die Gedenkveranstaltung, weil die Anwesenden diesen Schmerz mit ihr geteilt hätten. Ihre Heimat sehe sie weiterhin in Deutschland und in der Türkei.
Solinger OB mahnt Politiker
Der stellvertretende NRW-Ministerpräsident und Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) verwies darauf, dass der Anschlag von Solingen der Höhepunkt einer Serie fremdenfeindlicher, rassistischer Anschläge auf Ausländer in Deutschland gewesen sei. Schuld daran sei auch eine „Hassrhetorik“ gewesen, die damals wie auch heute in der Gesellschaft festzustellen sei. Umso mehr danke er Mevlüde Genç dafür, dass sie mit ihrem Einsatz für das Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken ein Zeichen gesetzt habe. Das Fundament des Zusammenlebens gebe das Grundgesetz vor: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) unterstrich, dass von dem fremdenfeindlichen Anschlag von Solingen „eine deutliche Warnung ausgehen“ müsse. Politiker müssten sich auch heute davor hüten, Ressentiments und Ängste in der Bevölkerung zu wecken. Der 25. Jahrestag des Solinger Anschlags erinnere daran, „was passiert, wenn sich verantwortungslose Worte verselbstständigen“.
Absage wegen Unwetter
Die Gedenkveranstaltung, die an einem Mahnmal am Mildred-Scheel-Berufskolleg stattfand, musste wegen eines schweren Unwetters vorzeitig abgebrochen werden. Ursprünglich hatten noch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und sein türkischer Amtskollege Mevlüt Çavuşoğlu sprechen sollen. Letzterer sprach bei der zentralen Gedenkveranstaltung der NRW-Landesregierung. Er rief dazu auf, gemeinsam gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einzutreten. Wahlkampf, wie von der Opposition befürchtet, machte Çavuşoğlu nicht.
Für den Abend war noch ein interreligiöses Gebet in der Evangelischen Stadtkirche am Fronhof geplant. Dort sollte auch die Auszeichnung „Silberner Schuh“ an den Solinger Arzt Christoph Zenses vergeben werden. Zudem war noch eine gemeinsame Iftar-Feier, das abendliche Fastenbrechen im Monat Ramadan, geplant. Ob ein stilles Gedenken und ein Schweigemarsch zu dem früheren Wohnhaus der Familie Genç in der Unteren Wernerstraße wie geplant stattfinden kann, war am frühen Dienstagabend aufgrund des Unwetters noch unklar. (epd/mig) Leitartikel Politik
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Mir ist das schnuppe. Wer ist „wir“????
@Ronald
Zum Glück ist nicht jeder so empathielos und ignorant wie Sie.