"Vogelschiss"
AfD-Chef Gauland tritt mit Aussage zur NS-Zeit Welle der Empörung los
AfD-Chef Alexander Gauland macht mit relativierenden Äußerungen zur NS-Zeit Schlagzeilen: Hitler und die Nazis seien "nur ein Vogelschiss" in über 1.000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte gewesen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie Holocaust-Überlebende verurteilten Gaulands Aussage. Auch im Netz erntete Gauland Spot und Kritik.
Montag, 04.06.2018, 5:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 04.06.2018, 16:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
AfD-Chef Alexander Gauland hat mit relativierenden Äußerungen zur NS-Zeit einen Sturm der Empörung losgetreten. Holocaust-Überlebende und Spitzenvertreter des Staates sowie politischer Parteien verurteilten am Sonntag Gaulands Aussage in scharfer Form, Hitler und die Nazis seien „nur ein Vogelschiss“ in über 1.000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte gewesen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, ohne Gaulands Namen zu nennen, mit Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus: „Wer heute diesen einzigartigen Bruch mit der Zivilisation leugnet, klein redet oder relativiert, verhöhnt nicht nur die Opfer, sondern will alte Wunden wieder aufreißen und sät neuen Hass.“ Steinmeier fügte hinzu: „Dem müssen wir uns gemeinsam entgegenstellen.“
Gauland hatte am Samstag auf dem Bundeskongress der Jungen Alternative für Deutschland im thüringischen Seebach gesprochen. Der von den Delegierten gefeierte und von den anderen Parteien scharf verurteilte Satz fiel laut Medienberichten nach einem Bekenntnis Gaulands zur Verantwortung der Deutschen für den Nationalsozialismus von 1933 bis 1945.
Deutliche Missbilligung von Steinmeier
Bundespräsident Steinmeier reagierte am Sonntag indirekt beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin. Deutschland habe in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft millionenfach Menschen verschleppt und ermordet sowie ganze Landstriche verwüstet. „Unser Land hat in diesen zwölf Jahren schwere Schuld auf sich geladen“, sagte der Bundespräsident. Ohne Gauland namentlich zu nennen, brachte das Staatsoberhaupt dann abweichend vom Redemanuskript seine deutliche Missbilligung für jegliche Relativierung dieser Verbrechen zum Ausdruck.
Auch Holocaust-Überlebende und Spitzenpolitiker von CDU/CSU, SPD und Grünen reagierten mit Entsetzen und Empörung auf Gaulands Äußerungen. Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner sagte, für Auschwitz-Überlebende wirkten „die kühl kalkulierten und hetzerischen Äußerungen“ Gaulands nur noch widerlich. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte der Tageszeitung „Die Welt“, die Bilanz der NS-Zeit als ‚Vogelschiss‘ zu bezeichnen, empöre ihn zutiefst.
„Erschreckende Verharmlosung“
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil betonte, der AfD-Chef lasse mit einer solchen Aussage jegliche Fassade fallen. „Das ist eine erschreckende Verharmlosung des Nationalsozialismus. Es ist eine Schande, dass solche Typen im Deutschen Bundestag sitzen“, fügte Klingbeil hinzu.
CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: „50 Mio. Kriegsopfer, Holocaust und totaler Krieg für AfD und Gauland nur ein ‚Vogelschiss‘! So sieht die Partei hinter bürgerlicher Maske aus.“ Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt nannte Gaulands Äußerungen gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe einen „unfassbaren Schlag ins Gesicht von allen Überlebenden des Holocaust, ihren Nachfahren und Angehörigen“.
Kritik auch im Internet
CSU-Vize und -Europapolitiker Manfred Weber sagte der „Augsburger Allgemeinen“, Gauland habe den letzten Beweis dafür erbracht, „warum wir mit aller Kraft gegen die Hetzer und Verharmloser der AfD kämpfen müssen.“ Der Chef der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament fügte hinzu: „Wir müssen klarmachen, dass diese nationalistische Rhetorik auch eine gute wirtschaftliche und soziale Zukunft unseres Landes gefährdet.“
Auch in den sozialen Medien hagelte es Kritik. Ein Nutzer Namens „Knackeboul“ etwa postete auf dem Kurznachrichtendienst Twitter folgendes Foto:
hier übrigens der vogel, der #gauland ins hirn geschissen hat #Vogelschiss pic.twitter.com/uSkbW7jx0M
— Knackeboul (@Knackeboul) 2. Juni 2018
Andreas Petzold schrieb auf Twitter: „Kann man nur hoffen, dass auch die #AfD ein #Vogelschiss in der Geschichte der deutsche. parlamentarischen Demokratie bleibt…“
Kann man nur hoffen, dass auch die #AfD ein #Vogelschiss in der Geschichte der deutsche. parlamentarischen Demokratie bleibt… ~ @sternde https://t.co/fNFior8K1U
— Andreas Petzold (@andreaspetzold) 2. Juni 2018
Außerdem:
#Vogelschiss pic.twitter.com/3Kv7VSjcZT
— MiGAZIN (@MiGAZIN) 3. Juni 2018
(epd/mig) Aktuell Politik
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Schön, dass wieder alle empört sind.
AfD wirkt.
ODIN : ein solcher Satz b e w i r k t garnichts ! …
GAULAND wäre eine Witzfigur – gäbe es nicht so viele unreflektierte und verbohrte Mitläufer einerseits und nach der Macht strebende polemisierende Populisten ( AfD ) andererseits.Wie ein Mensch meiner Generation,der die politischen Entwicklungen der letzten 50 Jahre , die immerhin den F r i e d e n unter ehemaligen Feinden ermöglicht haben,so einen Stuss äussern kann,ist nur mit nachlassender Hirnfunktion möglicherweise zu erklären – aber trotzdem k e i n e s f a l l s zu entschuldigen ! GAULAND sollte sich in seinen Ohrensessel zurückziehen und gute Geschichtsbücher lesen !