Nebenan
Ethik in den Zeiten der FIFA-WM
Was leben wir doch in interessanten Zeiten in diesem christlichen Abendland, in denen fast alles möglich ist - abgesehen von einem Konsens auf die nackte Quintessenz von 3.000 Jahren abendländischer Ethik und 2.000 Jahren christlicher Moral natürlich.
Von Sven Bensmann Dienstag, 19.06.2018, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 20.06.2018, 19:25 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Da sitzen jetzt die Rechtsaußen der italienischen AfD am Ruder und können den Schiffbrüchigen des Mittelmeers einen sicheren Hafen einfach verweigern, während Frankreich es dafür zwar scharf kritisiert, aber selbst ebenso kategorisch eine Aufnahme ablehnt – mit dem Argument, dass man keinen „Präzedenzfall“ schaffen will, für Menschlichkeit und Nächstenliebe vermutlich.
Um Shaw frei zu zitieren: Sie glauben nicht, dass die Bibel meint, was sie sagt – sie glauben, dass die Bibel meint, was sie sagen. Deutschlands Paradebeispiel ist der selbsternannt christsoziale, und dabei ausgesprochen antichristliche und asoziale Bundesinnenminister. Der will nach dem Asylrecht nun auch noch gleich den ganzen den Rechtsstaat außer Kraft setzen und damit seinem ungarischen Idol nacheifern – und zwar in einer Konsequenz, der viele unterstellen, sie könnte im Bruch der Koalition und sogar der Union als Fraktionsgemeinschaft enden. In der Folge würde die CSU wohl entweder bundesweit antreten oder gleich mit der AfD eine neue Fraktionsgemeinschaft bilden müssen.
Dass die CSU in Panik vor einem Bedeutungsverlust nach der Landtagswahl längst in schamloser Weise die AfD kopiert und schon damit ihre Bedeutung als eigenständige Partei verspielt, wird den Parteigängern herzlich egal sein: dafür bräuchte es schließlich zunächst einmal Selbstreflexion und der CSU geht es nicht wirklich um Inhalte, sondern lediglich um Stimmzettel. Daran kann auch die scharfe Kritik durch die christlichen Kirchen wenig ändern.
Dass das Ende der Union als Fraktionsgemeinschaft die größere Schlagzeile ist, als die Aussetzung des bundesrepublikanischen Rechtsstaats für einzelne Bevölkerungsgruppen, sagt allerdings auch viel über die sich verschiebenden Mentalitäten in diesem Land aus – wann wäre so etwas auch je schiefgegangen? Dass Mutti Merkel ihre unflätigen, verzogenen Bengel jedenfalls nicht mehr in den Griff bekommt und nicht mehr zur Disziplin gerufen bekommt, ist allerdings auch etwas, dass zwischen all den Fußballspielen und Fußballnachrichten und Fußballpalaver eher für Aufmerksamkeit sorgt, als seriöse Nachrichten und rechtsstaatliche Krisen.
Eine wirklich interessante Nachricht kommt dieser Tage daher aus Österreich, wo Fußball mit derjenigen Begeisterung betrieben wird, wie hierzulande Hallenhalma und Ponyreiten, wo man also mehr Zeit für echte Nachrichten hat. So hat Deutschland Zeitungsberichten zufolge den südlichen Nachbarn nämlich jahrelang systematisch geheimdienstlich abgehorcht.
Wie die Gemsenwemser darauf reagieren, dass Deutschland sie in keiner Weise als Freunde betrachtet, muss sich zeigen, es dürfte aber ordentlich am Selbstverständnis der Deutschnationalen rütteln, die sich doch seit jeher als die besten Freunde des großen Bruders betrachten und jetzt feststellen müssen, dass der deutsche Staat das völlig anders sieht. Denn eines steht unmissverständlich fest: Abhören unter Freunden, das geht gar nicht.
Und damit angesichts der WM doch noch eine erhellende Erkenntnis zum Thema Fußball hier steht, lässt sich immerhin im Hinblick auf die AfD feststellen, dass sich Geschichte eben doch wiederholt, für den, der nicht aus ihr zu lernen vermag. Dass die DFB-Nationalen also heute da scheitern, wo vor gut 75 Jahren schon ihre Großväter scheiterten: es ist nur konsequent. Aktuell Meinung
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