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Hamburg

Muslime beten in ehemaliger Kirche

Eigentlich ist die Hamburger Al-Nour-Moschee eine normale Großbaustelle: Die Kosten haben sich etwa verdreifacht, die Bauzeit vervierfacht. Doch die Moschee war früher eine evangelische Kirche - das macht den Umbau bundesweit einzigartig.

Von Thomas Morell Dienstag, 25.09.2018, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 26.09.2018, 17:25 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

In der ehemaligen evangelischen Kapernaum-Kirche in Hamburg-Horn wird künftig zu Allah gebetet. Dass sie zu einer Moschee umgebaut wurde, ist nach den Richtlinien der evangelischen Nordkirche eigentlich nicht zulässig. Doch als die Al-Nour-Gemeinde 2012 die Kirche kaufte, gehörte sie einem Investor. Fünf Jahre dauerte der Umbau unter dem Motto „Außen Kirche, innen Moschee“. Am Mittwoch wird sie offiziell eröffnet.

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Im Jahr 2002 wurde in der Kapernaum-Kirche der letzte Weihnachtsgottesdienst gefeiert. Weil es immer weniger Christen in Horn gab, wurde das Gotteshaus entwidmet und an einen Investor verkauft. Doch die Pläne für ein Sozialprojekt zerschlugen sich, und so wurde die Kirche zum Verkauf angeboten. Ende 2012 erwarb die Al-Nour-Gemeinde (arabisch: das Licht) das Gebäude. Offiziell war es da schon keine Kirche mehr.

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Mitglieder aus aus 30 Nationen

Die Al-Nour-Gemeinde zählt zu den offenen muslimischen Gemeinden in Hamburg und bringt sich aktiv in den interreligiösen Dialog ein. Die Mitglieder stammen nach eigenen Angaben aus 30 Nationen aus dem arabischen Raum, Afrika und Südostasien. Bislang feiern sie ihr Freitagsgebet in einer umgebauten Tiefgarage im Stadtteil St. Georg.

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Der Umbau sollte ursprünglich Anfang 2013 starten, für Oktober desselben Jahres war die Eröffnung geplant. Doch die Prüfung von Bauplänen und das Warten auf Baugenehmigungen verzögerten den Start erheblich. Veranschlagt waren 1,5 Millionen Euro. Rund fünf Millionen Euro werde der Umbau gekostet haben, wenn alles endgültig fertig ist, sagt der Vorsitzende der Al-Nour-Gemeinde, Daniel Abdin, heute. Kuwait spendete mehr als eine Million Euro. Kuwait sei einer der demokratischsten Staaten in der Golfregion, verteidigt Abdin die Spende. Sie sei an keinerlei Bedingungen geknüpft.

Allah statt Kreuz

Die Empore im Kirchenraum ist inzwischen abgerissen und neu gebaut worden. Hier können künftig muslimische Frauen in Richtung Mekka beten. Auch die alte Kanzel existiert nicht mehr, dafür steht an anderer Stelle die Kanzel des Imam. Die Sanierung des 44 Meter hohen Turms steht allerdings noch aus, räumt Abdin ein. Die Arbeiten wurden auf 2019 verschoben. Oben auf der Turmspitze prangt schon der vergoldete arabische Schriftzug „Allah“ statt des christlichen Kreuzes. Einen Muezzin-Ruf soll es nicht geben.

Nach dem ersten Schock setzte die evangelische Kirche in Hamburg auf Kooperation. Die evangelische Martinsgemeinde in Horn und die Al-Nour-Gemeinde pflegen inzwischen gute Nachbarschaft. Missionsdirektor Klaus Schäfer wird die Nordkirche bei der Eröffnung vertreten. Er begrüße den Umbau sehr, weil jetzt wieder Leben in das Gebetshaus komme, sagte der frühere Kapernaum-Pastor Wolfgang Weißbach (80) kürzlich bei einem Besuch. „Mein Herz hüpft vor Freude.“ Kritische Stimmen aus Politik und Kirche sind mittlerweile verstummt. Gefahr droht allerdings von rechts: Anfang September wurde die Moschee mit nationalistischen Parolen beschmiert.

Erstes Freitagsgebet im Januar

Zur offiziellen Eröffnung am Mittwoch werden Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, und der Kuwaiter Botschafter Najeeb Al-Bader sprechen. Die Gemeinde feiert dann am Samstag (29. September), am 3. Oktober sind die Hamburger zum „Tag der offenen Moschee“ eingeladen.

Dennoch wird es bis zum ersten Freitagsgebet noch dauern. Ein Abwasserrohr ist gebrochen. Der Schaden muss behoben werden, bevor die Gläubigen die traditionelle Fußwaschung vornehmen können. Anfang Januar soll es endlich losgehen. Dann erwartet die Gemeinde jeden Freitag etwa 500 Gläubige. Abdin: „Die Moschee wird voll sein.“ (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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