Studie
CDU und CSU erstmals beliebteste Parteien bei Migranten
Einer aktuellen Studie zufolge haben sich die Parteipräferenzen von Migranten stark gewandelt. Sie bevorzugen nicht mehr die Parteien links der Mitte. Insbesondere die SPD hat bei den Türkeistämmigen die SPD an Beliebtheit verloren.
Freitag, 28.09.2018, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Bayern und Hessen stehen Landtagswahlen vor der Tür. Der SVR-Forschungsbereich hat deutschlandweit Migranten befragt, welche Partei ihnen am besten gefällt. Dabei zeigt sich im Vergleich zur Untersuchung von 2016 ein deutlicher Wandel: Die bei Zuwanderern beliebteste Partei ist nicht länger die SPD mit 25 Prozent, sondern die CDU bzw. die CSU mit 43,2 Prozent. Es folgen Die Linke (10,1 Prozent), Die Grünen (10,0 Prozent) und die FDP (5,2 Prozent).
Grüne und Linke haben damit im Vergleich zur vorhergehenden Befragung 3,2 bzw. 1,2 Prozentpunkte verloren, während die FDP einen Zuwachs von 2,8 Prozentpunkten und die AfD von 3,0 Prozentpunkten auf 4,8 Prozentpunkte verzeichnet. Die gestiegenen Zustimmungswerte zur AfD bei der Zuwanderungsbevölkerung sind im Wesentlichen auf die deutlich gestiegene Zustimmung unter Spät-/Aussiedlern (von 4,7 auf 12,0 Prozent) zurückzuführen. Bei ihnen verzeichnen auch die FDP (von 0,7 auf 7,9 Prozent) und Die Linke einen deutlichen Anstieg (von 11,5 auf 15,6 Prozent).
Türken wählen CDU statt SPD
Die vormals starken Sympathien der Bevölkerung mit Migrationshintergrund für die SPD haben deutlich abgenommen: um 15,1 Prozentpunkte. Das ist vor allem auf den deutlichen Vertrauensverlust bei den Türkeistämmigen zurückzuführen. Ihre Zustimmung zur SPD liegt nur noch bei 37,0 Prozent und hat sich damit fast halbiert (2016: 69,8 Prozent). Dagegen verfünffacht sich ihre Zustimmung zu den Unionsparteien auf 32,9 Prozent.
Die über viele Jahrzehnte stabile Bindung der Türkeistämmigen an die Sozialdemokraten besteht damit nicht mehr. Der deutliche Schwenk von der SPD zu den Unionsparteien ist auch bei den Zuwanderern aus nicht-europäischen Ländern („übrige Welt“) zu beobachten. Für die Migranten aus EU-Staaten sind CDU/CSU mit 44,3 Prozent ebenfalls die beliebtesten Parteien. Nur 23,4 Prozent nannten die SPD als bevorzugte Partei.
Jeder Fünfte hat Migrationshintergrund
Info: Die Daten wurden im Rahmen des Integrationsbarometers 2018 erhoben. Für das Integrationsbarometer wurden zwischen Juli 2017 und Januar 2018 insgesamt 9.298 Personen über 18 Jahren bundesweit telefonisch über Mobil- und Festnetznummern befragt. Davon waren 2.720 Personen ohne Migrationshintergrund, 1.438 Spät-/Aussiedler, 1.479 Türkeistämmige, 1.532 Zuwanderer aus einem EU-Land und 1.760 Personen mit einem Migrationshintergrund aus der „übrigen Welt“.
„Das SVR-Integrationsbarometer 2018 bestätigt den Befund von 2016, dass Parteipräferenzen stark im Wandel sind. Die wachsende Gruppe der Zuwanderinnen und Zuwanderer zeigt sich in ihren Parteipräferenzen zunehmend wechselhaft. Historisch gewachsene Bindungen erodieren, insbesondere die zwischen der SPD und den Türkeistämmigen und zwischen der Union und den Personen mit Spät-/Aussiedlerstatus. Diese Befunde decken sich mit aktuellen Studien der Wahl- und Parteienforschung“, so Dr. Henriette Litta, welche die Publikation mitverfasst hat.
Mehr als ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland hatte 2017 einen Migrationshintergrund, ihr Anteil wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Wahlberechtigte mit Migrationshintergrund (deutsche Staatsangehörige) machten bei der letzten Bundestagswahl 10,2 Prozent aller Wahlberechtigten aus – erstmals lag dieser Wert im zweistelligen Bereich. Für die politischen Parteien bieten die insgesamt 19 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ein Potenzial nicht nur an Wählerinnen und Wählern, sondern auch an Mitgliedern und Funktionsträgerinnen und -trägern. (mig/svr) Gesellschaft Leitartikel Studien
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Mich interessiert sehr, warum „CDU und CSU erstmals beliebteste Parteien bei Migranten“ sind? Leider liefert diese (unabhängige?) Studie dazu keine
differenzierten Aussagen.