Berlin
527 antisemitische Vorfälle im ersten Halbjahr
Von Januar bis Juni 2018 wurden in Berlin 527 antisemitische Vorfälle erfasst. Das ist eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Die "Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus" Berlin spricht von einer Häufung der gemeldeten Angriffe.
Freitag, 26.10.2018, 5:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 28.10.2018, 17:42 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) hat von Januar bis Juni 2018 in Berlin insgesamt 527 antisemitische Vorfälle erfasst. 2017 wurden im gleichen Zeitraum 514 Vorfälle registriert, wie die Recherchestelle am Donnerstag in Berlin mitteilte. Besonderen Anlass zur Sorge gebe dabei die deutliche Zunahme antisemitischer Angriffe und Bedrohungen: Die Zahl der Angriffe habe sich im ersten Halbjahr von 9 auf 18 verdoppelt, die Zahl der Bedrohungen sei von 12 auf 18 gestiegen.
Insgesamt seien 158 Juden oder Menschen, die von den Tätern als solche wahrgenommen wurden, von antisemitischen Vorfällen betroffen gewesen, 68 Prozent mehr als von Januar bis Juni 2017.
Häufung gemeldeter Angriffe
„Die Häufung der gemeldeten Angriffe und Bedrohungen nehmen wir mit Erschrecken wahr“, sagte RIAS-Projektleiter Benjamin Steinitz. Mehr Betroffene als im vergangenen Jahr hätten sich an die Informationsstelle gewandt, „weil sie besorgniserregende Erfahrungen machten und uns in diesen schwierigen Situationen das Vertrauen entgegenbrachten“.
Der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Sigmount Königsberg, betonte, das Monitoring von RIAS Berlin – insbesondere die niedrigschwellige Erfassung antisemitischer Vorfälle – sei die Voraussetzung zur Bekämpfung des Judenhasses. Die Stelle schaffe Transparenz, die notwendig sei, damit die Verantwortungsträger sich der Problemlage bewusstwerden. (epd/mig) Aktuell Panorama
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Aufschlussreiches Interview mit dem Historiker und Soziologen Moshe Zuckermann, der sich in seinem neuen Buch mit dem inflationär benutzten
Begriff des Antisemitismus auseinander setzt:
In seiner «Schlussbemerkung» zitiert Moshe Zuckermann den deutschen, auf Antisemitismus spezialisierten Historiker Wolfgang Benz. «Gefragt, ob ein Anstieg an Antisemitismus in Deutschland zu verzeichnen sei, antwortete er: ‹Die Wissenschaft sagt, dass es keinen Anstieg gibt. Das widerspricht aber sicher emotionalen Empfindlichkeiten.› [] Benz wurde auch gefragt, ob man von einem neuen Antisemitismus auszugehen habe. Seine Antwort: ‹Nein, es gibt hier keinen neuen Antisemitismus. Es ist der alte, der Bodensatz in der Gesellschaft. Der wird nicht schlimmer, aber es ist schlimm genug, dass es ihn überhaupt gibt.› Auch hier darf man für die Klarstellung dankbar sein: Das Bedüfnis, die Realität nach befindlichkeitsgeschwängerter Wahrnehmung zu ordnen und zu definieren, wird in die Schranken gewiesen, ohne dabei die Realität per se beschönigen zu wollen.»
https://www.infosperber.ch/Gesellschaft/Deutschland-Israel-Antisemitismus-Moshe-Zuckermann