Nebenan
Frauenrechte abgetrieben
Was für eine Bescherung zum christlichen Fest der Nächstenliebe jedenfalls, die uns da als "Kompromiss" zu 219a geschenkt wird – ein Kompromiss, der die Gebärmütter auch weiterhin nicht ohne Kopftuch aus dem Hause lässt.
Von Sven Bensmann Dienstag, 18.12.2018, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 19.12.2018, 23:20 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Wannimmer es darum geht, die Fremden, die Ausländer, die Migranten als das Schlechte per se darzustellen, dass dem guten und anständigen Deutschen gegenübergestellt werden soll, kommt die Sprache irgendwann auf Frauenrechte. Die unterdrücken die Frauen, die schreiben ihnen vor, was sie mit ihrem Körper zu tun haben, wie sie sich zu kleiden haben.
Im blinden Fanatismus wird dann oft auch noch so getan, als müsse man nur ein Kopftuchverbot erlassen, um die Frauen von dieser Unterdrückung zu befreien. Das eine Frau ein Kopftuch selbstbestimmt und aus eigenem Antrieb tragen könnte: ein Märchen, dass diese sich in ihrer Unterdrückung selbst einredet.
Dem gegenüber, so stets der Subtext, stehe die vollends befreite deutsche Frau. Gleichberechtigt, natürlich auch gleichbezahlt und von jedweder Form von Diskriminierung befreit, ist sie das leuchtende Vorbild der ganzen Welt – es sei denn, sie verlangt gleiche Rechte, gleiche Bezahlung oder die Anerkennung als gleichwertige Person, die nicht selbst zumindest mitschuldig ist, wenn sie belästigt oder gar vergewaltigt wird. 2000 Jahre christliche Tradition der Unterdrückung von Frauen – längst vergessen. Da wird man doch einer Frau wohl noch vorschreiben dürfen, was sie mit ihrem Körper zu tun hat!
Es erinnert mich immer ein wenig an das, was ein Stand-Up-Clown „Comedy“ nennt, wenn die Diskussion über den Paragrafen 219a beginnt. Da wird von „Werbung“ gesprochen, wenn Ärzte darüber informieren, dass sie Abtreibungen durchführen – und so getan, als sei die Frau an sich nicht in der Lage, an einem Sonderangebot vorbeizugehen, egal ob es sich um eine Handtasche, ein paar Schuhe oder die Entfernung zweier Föten zum Preis von einem geht. Und es wird impliziert, dass in Zukunft kurz vor der Tagesschau statt für Abführpillen für Abtreibungspillen geworben werden könnte, wenn denn nur Frauen die Verantwortung für ihren eigenen Körper übertragen würde.
Dass die Emanzipation der Frau hierzulande ein Stück weiter ist, als in Saudi-Arabien, sollte uns jedenfalls nicht von der Erkenntnis ablenken, dass es hier wie dort eine Allianz aus rechtsgerichteten Männern mit dem Klerus gibt, die alles daran setzt, die weitere Emanzipation von Frauen zu behindern.
Dass ein deutscher Stand-Up Clown mit seiner Akkumulation von Chauvinismen ganze Stadien füllt und damit Deutschlands monetär erfolgreichster Hassprediger ist, damit sogar bei Frauen ankommt, dat „kennste kennste kennste“ jedenfalls schon.
Dass die SPD glaubt, für solcherlei Perversitäten gewählt worden zu sein und die Entscheidung daher mitträgt, weil die Entscheidung ja die Regierung fällt, und da hängt man sich lieber an den Koalitionspartner als selbst Stellung zu beziehen, sollte aber ausreichen, sie bei zukünftigen Wahlen unter die 5 Prozent zu drücken. Denn die Regierung hat man ja so oder so auch mit gewählt, dazu braucht es die SPD nicht.
Was für eine Bescherung zum christlichen Fest der Nächstenliebe jedenfalls, die uns da als „Kompromiss“ zu 219a geschenkt wird – ein Kompromiss, der die Gebärmütter auch weiterhin nicht ohne Kopftuch aus dem Hause lässt.
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