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Umfrage

Antisemitismus bleibt Problem in Europa

Für jeden zweiten EU-Bürger ist Antisemitismus ein Problem. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor. Danach wird Antisemitismus in Schweden am häufigsten als Problem erkannt, am wenigsten in Estland.

Mittwoch, 23.01.2019, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Antisemitismus ist in den Augen jedes zweiten EU-Bürgers ein Problem in seinem Land. In Deutschland halten sogar zwei Drittel der Menschen Antisemitismus für ein Problem hierzulande, wie aus einer am Dienstag von der EU-Kommission in Brüssel veröffentlichten Umfrage hervorgeht. 43 Prozent hielten Antisemitismus europaweit und 29 Prozent in Deutschland nicht für ein Problem.

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In Schweden hielten im EU-Vergleich die meisten Menschen Antisemitismus für ein Problem bei sich, nämlich 81 Prozent. Am wenigsten waren es der Umfrage zufolge mit sechs Prozent in Estland. Das Bewusstsein schärfen offenbar auch persönliche Beziehungen. 64 Prozent der Befragten mit jüdischen Bekannten und Freunden, aber auch 59 Prozent derer mit muslimischen Bekannten und Freunden, sahen demnach Antisemitismus als Problem in ihrem Land an.

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Antisemitismus nicht zugenommen

Nach Meinung der Mehrheit hat Antisemitismus in den letzten fünf Jahren im jeweiligen Land nicht zugenommen. 39 Prozent gingen im Schnitt von einem Gleichbleiben aus, zehn Prozent von einer Abnahme und 36 von einer Zunahme. In Deutschland hielten hingegen 61 Prozent der Befragten Antisemitismus für schlimmer als fünf Jahre zuvor. Bei der Umfrage in den 28 EU-Staaten wurden im Dezember 2018 rund 27.500 Menschen befragt, etwa 1.500 davon in Deutschland.

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Gefragt wurde auch nach den Ausprägungen und Orten von Antisemitismus. Rund die Hälfte der EU-Bürger gab an, physische Angriffe, Leugnung des Holocaust, Feindseligkeit und Drohungen in der Öffentlichkeit, Graffiti oder Vandalismus an jüdischen Einrichtungen, die Schändung von Friedhöfen und Antisemitismus im Internet seien ein Problem in ihrem Land. Jeweils gut 40 Prozent machten Antisemitismus an Schulen und Hochschulen, in den Medien und im politischen Leben in ihrem Land aus.

Nicht gut informiert

Über jüdisches Leben und die Geschichte der Juden sind die EU-Einwohner nach Meinung der meisten Befragten nicht gut informiert. 68 Prozent antworteten, dass ihrer Meinung nach ihre Mitbürger hierüber nicht gut Bescheid wüssten. In Deutschland antworteten sogar 74 Prozent in diesem Sinne. EU-weit meinten zudem 54 Prozent der Befragten, dass Konflikte im Mittleren Osten einen Einfluss auf die Wahrnehmung von Juden hierzulande hätten, 35 Prozent glaubten dies nicht.

In einer im Dezember veröffentlichten Umfrage der EU-Grundrechteagentur hatten sich vor kurzem Juden selbst über den Antisemitismus geäußert. Dabei sahen neun von zehn Befragten den Antisemitismus in Europa wieder im Ansteigen begriffen, wie die EU-Kommission am Dienstag erklärte. Es gebe also einen deutlichen Unterschied in der Wahrnehmung des Problems, urteilte die Kommission. Justizkommissarin Vera Jourova erklärte, Europa müsse wachsam sein. Sie selbst und die EU-Kommission seien entschlossen, „eine Zukunft für das jüdische Volk auf diesem Kontinent sicherzustellen – um des jüdischen Volkes und um Europas willen“, betonte Jourova kurz vor dem Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft Studien

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  1. Ute Plass sagt:

    Ich wundere mich, dass MIGZAZIN unkommentiert solche Studien
    übernimmt. Warum bekommen kritische Stimmen wie diese hier
    keine Beachtung

    http://der-semit.de/der-wahnhafte-antisemitismus-vorwurf-bei-jeder-kritik-an-israels-unrechtspolitik/ ??

    Hier ein sehr lesenswerter Beitrag,
    “ Wie das politische Weltbild der Antisemitismusforscherin Schwarz-Friesel deren Forschungsergebnisse prägt“ :
    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25143