Studie
Asylsuchende leben in Ostdeutschland gefährlicher
Hasskriminalität in Deutschland hat seit der Flüchtlingsbewegung stark zugenommen. Der Anstieg fällt in Landkreisen, wo zuvor wenige Migranten lebten, am größten aus. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor.
Dienstag, 26.02.2019, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Das Risiko für Asylsuchende, Opfer von Hasskriminalität zu werden, ist in Ostdeutschland zehnmal höher als in Westdeutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) und der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Insbesondere in Regionen mit einem zuvor geringen Ausländeranteil liege die Zahl der Angriffe auf Asylsuchende höher.
„Ob Hasskriminalität gegen Geflüchtete vorkommt, hängt vor allem davon ab, wie viel Erfahrung eine Region schon mit Zuwanderung hat“, betonte Martin Lange, Studienautor und Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen dem rein zahlenmäßigen Zustrom von Asylsuchenden und Hasskriminalität in den jeweiligen Kreisen gibt. Stattdessen seien regionale Unterschiede für den Anstieg von Hasskriminalität verantwortlich.
Deutlich mehr Übergriffe in Ostdeutschland
Im bundesweiten Vergleich sei das Ausmaß der Übergriffe in Ostdeutschland wesentlich höher: Bei einem Ausländeranteil von drei Prozent und einen Zustrom von 1.000 Asylsuchenden pro 100.000 Einwohnern komme es im Durchschnitt in einem ostdeutschen Kreis zu zwei bis drei Übergriffen im Jahr, heißt es in der neuen Studie. Für einen vergleichbaren Kreis in Westdeutschland seien es 0,4 bis 0,6. Laut Studie gab es im Zeitraum 2013 bis 2015 bundesweit 118 Kreise, in denen kein einziger Übergriff aus Asylsuchende gemeldet wurde. Von diesen 118 Kreisen lagen nur vier in Ostdeutschland.
Zudem fanden die Forscher demnach Belege dafür, dass es zu mehr Hasskriminalität gegen Asylsuchende in Regionen komme, wo es schon vor 25 Jahren Übergriffe auf Ausländer gab. „Der Anstieg der Hasskriminalität hängt auch damit zusammen, dass fremdenfeindliche Sichtweisen in den betroffenen Regionen bereits zuvor zu beobachten waren und verfestigt zu sein scheinen“, betonte Lange.
Hasst hat keine wirtschaftlichen Motive
Die wirtschaftlichen Bedingungen vor Ort spielten bei diesem Phänomen dagegen nur eine untergeordnete Rolle. „Hasskriminalität gegen Ausländer hat in erster Linie keine wirtschaftlichen Motive. Es wäre daher politisch wichtig, das Bewusstsein und das Mitgefühl bei der Zuweisung von Asylsuchenden in Regionen mit begrenzter Migrationserfahrung zu stärken“, betonte der Forscher Lange.
Zu Hasskriminalität zählen laut den Forschern politisch motivierte Straftaten, die auf Vorurteilen gegen andere soziale Gruppen und deren Ablehnung beruhen. Dazu zählten etwa Volksverhetzungen und Hakenkreuz-Schmierereien sowie körperliche Angriffe und Brandanschläge. Die Studie basiert den Angaben zufolge auf allen polizeilich registrierten Vorfällen von Hasskriminalität gegen Asylbewerberunterkünfte und ihre Bewohner für die Jahre 2013 bis 2015. (epd/mig) Leitartikel Panorama Studien
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