Endlich
Nazi-Glocken sollen schweigen
Glocken mit Nazi-Symbolik sollen nicht mehr geläutet werden. Darauf haben sich die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland und die jüdische Landesgemeinde verständigt.
Dienstag, 16.04.2019, 5:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 22.04.2019, 14:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Glocken mit Nazi-Symbolik sollen auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) nicht mehr geläutet werden. Darauf verständigte sich bei einem Gespräch am Freitag in Erfurt die Kirchenleitung mit den betroffenen Gemeinden, teilte die EKM am Freitagabend mit. Dem sei die dringende Bitte von Landesbischöfin Ilse Junkermann vorangegangen, diese Glocken künftig schweigen zu lassen. Über das Schicksal der Glocken sollen nun die Gemeinden befinden.
Sechs der insgesamt neun Glocken würden bereits nicht mehr geläutet. In zwei Gemeinden stehe noch eine Entscheidung des zuständigen Gemeindekirchenrates aus, erläuterte ein EKM-Sprecher. Geplant seien nun eine wissenschaftliche Dokumentation und Aufarbeitung in Kooperation der EKM mit dem Lutherhaus in Eisenach und der Jenaer Universität. Die Kirchengemeinden werden jeweils eigenständig diskutieren, wie sie mit ihren Glocken umgehen. In zwei Gemeinden bestehe beispielsweise die Idee, aus ihnen Versöhnungsglocken zu gießen. Auch eine Abgabe an Museen steht im Raum. Die Landeskirche hat für einzelne Lösungen Unterstützung zugesagt.
Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, der auch zu der Gesprächsrunde im Erfurter Landeskirchenamt eingeladen war, zeigte sich mit den Ergebnissen zufrieden. Er sprach von einer offenen, gleichwohl auch kritischen Atmosphäre. Auch wenn er sich in den vergangenen Monaten eine schnellere Entscheidung gewünscht hätte, sei mit dem Schweigen der Glocken zunächst das wichtigste Ziel erreicht. Nun komme es darauf an, dass sich die Gemeinden beim Umgang mit den Glocken ihrer eigenen Vergangenheit stellten, sagt er dem „Evangelischen Pressedienst“. „Die Geschichte spielte hier bei ihnen, in Thüringer Dörfern und Städten, nicht irgendwo weit weg in Berlin oder anderswo“, fügte er hinzu.
Oberkirchenrat erleichtert
Oberkirchenrat Christian Fuhrmann, der zuständige Gemeindedezernent der EKM, zeigte sich nach dem Treffen erleichtert, „dass wir in der Diskussion um die Glocken vorangekommen sind.“ Die kritische Auseinandersetzung mit diesen beschämenden Zeugnissen ihrer Geschichte nehme die Landeskirche sehr ernst. Nun müssten schnellstmöglich konkrete Lösungen gefunden werden. „Dies gebietet der Respekt vor den Opfern des Nazi-Regimes und vor unseren jüdischen Mitbürgern“, erklärte Fuhrmann. „Außerdem habe die Verherrlichung der Naziideologie durch die Deutschen Christen den christlichen Glauben selbstinfrage gestellt“, fügte er hinzu. Fuhrmann kündigte an, die Gemeinden noch vor der Sommerpause zu einem erneuten Treffen einzuladen.
Die Staatsanwaltschaft Erfurt hatte Ende März entschieden, in der Sache keine Ermittlungen gegen die Landesbischöfin oder die Landeskirche aufnehmen. Es bestehe kein Anfangsverdacht für Volksverhetzung oder eine andere verfolgbare Straftat, hieß es. Vor der Ermittlungsbehörde war bereits die Staatskanzlei intern zu dem Schluss gekommen, dass mit der Nutzung der Glocken kein Straftatbestand erfüllt wird. „Allerdings ist die Betroffenheit vor allem der Mitbürger jüdischen Glaubens deutlich zu respektieren“, schrieb Staatskanzleichef Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) Anfang Februar an die Jüdische Landesgemeinde. Nach Auffassung der Staatskanzlei hätten die betroffenen Kirchgemeinden kritisch zu prüfen, „wie sie verantwortlich mit diesem Teil ihrer Geschichte umgehen wollen“. (epd/mig) Aktuell Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen
Diese Glocken hätten schon vor Jahrzehnten abgehängt werden sollen es bleibt die ungute Vermutung, dass in mancher Kirchgemeinde bekannt war, das die Glocken Nazisymbole hatten und sie immer wieder zur Ehre GoTTes läuteten…
Lutz Grubmüller hat vollkommen recht.
Nach christlichem Kirchenrecht verkündet eine Glocke,was auf ihr notiert
ist.Das ist ja der Grund, überhaupt etwas auf die von aussen nicht sichtbaren
Glocken zu schreiben oder einzugiessen.
Diese Glocken mit dem Massenmörder-Hakenkreuz und anderer NS-
Propaganda verkünden eben nicht die Botschaft des Friedens von
Jesus Christus,sondern die Nazibotschaften der Massenmörder am
jüdischen Volk und antifaschisitischen Regimegegnern sowie den Weltkriegsantreibern mit am Ende über 55 Millionen Toten.