Islam
Gleichbehandlung statt Ausnahmeregelung
Der Münsteraner Theologen Hans-Peter Großhans warnt vor wachsender Distanz zwischen den Religionen. Die Kirchen und Religionsgemeinschaften auf der Welt schotten sich nach seiner Einschätzung zunehmend voneinander ab.
Mittwoch, 20.01.2010, 8:11 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 2:13 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
„Die konfessionellen und religiösen Grenzen haben sich eher vertieft als vermindert, obwohl die religiöse Vielfalt in den Gesellschaften hoch ist“, sagte der Experte vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) in Münster. Der populäre Ruf nach „Toleranz“ helfe da nur bedingt weiter, auch wenn viele diese für eine „moderne Lebenshaltung“ hielten, so der Direktor des evangelischen Instituts für Ökumenische Theologie.
Als Beispiel für die „Tücken der Toleranz“ nannte Großhans das Verhältnis von Christentum und Islam in Deutschland. „Wenn die deutsche Gesellschaft die Muslime toleriert, hat das noch nichts mit Gleichberechtigung zu tun.“ Toleranz setze immer ein asymmetrisches Verhältnis zwischen Menschen voraus. So schaffe die deutsche Politik Ausnahmeregeln für die muslimische Minderheit, statt sie wie alle anderen in Gesetz und allgemeine Regeln einzubinden. Diese Tendenz, für die etwa die Deutsche Islam Konferenz der Bundesregierung stehe, monierten auch muslimische Intellektuelle.
Abweichende Einstellungen und Lebensweisen anerkennen
Der Experte betonte, die wachsende Distanz zwischen den Religionen lasse sich generell nur auf Basis echter gegenseitiger „Anerkennung“ überwinden. „Du kannst nicht mit anderen Religionen reden, wenn Du ihre Wahrheit nicht ernst nimmst“, so der Theologe. Es gehe eben nicht nur um Toleranz, sondern darum, abweichende Einstellungen und Lebensweisen anzuerkennen. Das gelte für das Verhältnis von Buddhisten und Katholiken in Myanmar genauso wie für die Beziehung von Muslimen und Lutheranern in Indonesien oder von Orthodoxen, Katholiken und Protestanten in Europa.
Nur gegenseitiger Respekt eröffne die Chance zur sachlichen Auseinandersetzung, unterstrich der Wissenschaftler. Denn auch in religiösen Fragen müsse ein Streit zwischen unterschiedlichen Positionen möglich sein. „Im neuzeitlichen Bewusstsein kann man über alles offen reden. Nur im Bereich der Religionen geht gar nichts. Man tauscht sich nicht aus. Das ist unbefriedigend.“ Großhans äußerte sich als Organisator einer Tagung des Exzellenzclusters mit dem Titel „Integration religiöser Pluralität“, die auch die religiöse Pluralität in Südost-Europa beleuchtete. Gesellschaft
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