Allianz gegen Hass
Muslime verurteilen Anschlag auf Synagoge in Halle
Der Koordinationsrat der Muslime hat den Anschlag eines mutmaßlichen Rechtsextremisten auf eine Synagoge in Halle verurteilt. Zugleich fordert er eine "lückenlose Aufklärung", bei der auch die Hintermänner der Tat ermittelt werden sollen. Vertreter besuchten die jüdische Gemeinde in Halle.
Freitag, 11.10.2019, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 14.10.2019, 18:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Islamische Religionsgemeinschaften in Deutschland haben den Anschlag eines mutmaßlichen Rechtsextremisten auf die Synagoge in Halle „aufs Schärfste“ verurteilt. Die abscheuliche Tat zeige, dass „der Terror keinen Glauben und keine Nationalität hat“, erklärte der Koordinationsrat der Muslime (KRM) am Donnerstag in Köln. Der türkische Islamverband Ditib, der Mitglied im Koordinationsrat ist, bezeichnete die Tat als einen „Angriff auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt und auf unser gemeinsames, friedliches Zusammenleben“.
„Dieser Terrorakt ist gegen uns alle gerichtet, er ist gegen unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt gerichtet“, sagte der KRM-Sprecher Zekeriya Altuğ. Der Koordinationsrat spreche den Opfern, ihren Angehörigen und der Stadt Halle sein Beileid aus und wünsche den Verletzten schnelle Genesung. Zugleich forderte der Koordinationsrat „Solidarität und Schulterschluss“ in der Gesellschaft. Nötig sei „eine breite Allianz gegen Hass und Terror“. Überdies verlangte er eine lückenlose Aufklärung der Hintergründe der Tat, die über die „Einzelgängerthese“ hinausgehe.
Erinnerungen an Neuseeland und in Sri Lanka
Der Ditib-Vorstandsvorsitzende Kazım Türkmen sieht in der Tat vom Mittwoch ein Indiz für „eine zunehmende Spaltung und Polarisierung unserer Gesellschaft und eine Radikalisierung unserer Debatten und Diskurse“. Rechtspopulismus und Protektionismus gäben in der Gesellschaft „immer stärker den Ton an“. Die Tat wecke zudem „furchtbare Erinnerungen an die Terrorangriffe in Neuseeland und in Sri Lanka“, bei denen unzählige Muslime und Christen während Gottesdiensten ermordet worden seien.
Einzeltäter-Theorien könnten nicht mehr davon ablenken, dass „das gesellschaftliche Klima zunehmend durch rechtes Gedankengut vergiftet wird, und gerade im Internet bedrohliche Maße längst überschritten hat“, erklärte der Ditib-Vorstandsvorsitzende.
Drohungen auch gegen Muslime
Auch die Ditib und deren Vertreter seien immer öfter Drohungen und Anfeindungen ausgesetzt. „Wir verurteilen jeden Angriff auf Menschen jeden Glaubens und jeder Zugehörigkeit“, sagte Türkmen. „Wir müssen auch ein gemeinsames Zeichen setzen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit, egal ob sie sich gegen Gruppen oder gegen das Individuum richtet.“
Am Mittwoch besuchte Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats, der ebenfalls Mitglied beim KRM ist, die jüdische Gemeinde in Halle. Bei Gesprächen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde und Bundesinnenminister Horst Seehofer wurde Solidarität und Schulterschluss demonstriert. „Wir sind nicht nur in Gedanken bei der jüdischen Gemeinde“, schrieb der Islamrat auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Zum Koordinationsrat gehören neben dem Zentralrat der Muslime als weitere Gründungsmitglieder die Türkisch-Islamische Union (Ditib), der Islamrat und der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Anfang Juli wurden als weitere Mitglieder die Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland (UIAZD) sowie der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland (ZRMD) aufgenommen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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