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Frankfurt

Muslime nicht überzeugt vom Schwimmbad für Muslime

Seit Tagen machen Meldungen über die Errichtung eines muslimischen Schwimmbades die Runde und lösen teilweise Empörung aus. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass der Initiator für sein Vorhaben noch viel werben muss – auch unter Muslimen.

Von Jens Bayer-Gimm Freitag, 22.11.2019, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 25.11.2019, 15:53 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

„Muslime wollen sich integrieren“, sagt Abdullah Zeran. „Das geht, wenn ihnen Vertrauen entgegengebracht wird – doch häufig fehlt es daran.“ Der Angestellte aus Frankfurt am Main vermisst, dass die Stadt auf Wünsche konservativer Muslime eingeht. „Man möchte die Bedürfnisse der Muslime nicht wahrhaben“, ist sein Eindruck. Konkret geht es dem in Frankfurt als Sohn eines türkischen Gastarbeiters geborenen Muslim ums Schwimmen.

„Frauen und Männer sollen getrennt schwimmen können“, fordert Zeran, der nebenbei eine Seifen-Manufaktur betreibt. Die Wochenstunden für Frauenschwimmen an städtischen Schwimmbädern reichten nicht aus. Auch gebe es muslimische Männer, die nur unter Männern schwimmen wollten. Doch vor allem sollten muslimische Frauen getrennt von Frauen anderer Religionsgemeinschaften schwimmen können. Das sei eine Vorschrift der vier Rechtsschulen des sunnitischen Islams.

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Aus diesem Grund sei das Frauenschwimmen an städtischen Schwimmbädern keine Lösung, erklärt Zeran. Das Tragen eines körperbedeckenden Burkinis in öffentlichen Schwimmbädern sei nur eine Lösung für liberale Muslime. Männer hingegen dürften mit Männern anderen Glaubens gemeinsam schwimmen. Schließlich vermisst Zeran in Schwimmbädern Räume für geistliche Bedürfnisse. „Es gibt kein Schwimmbad, das einen Andachtsraum anbietet.“

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Ein-Euro-GmbH

Zerans Idee für eine Lösung: Ein privates Schwimmbad für Muslime. Er suche ein Grundstück in den Frankfurter Stadtteilen Griesheim und Nied, es sollte eine Größe von 1.000 bis 3.000 Quadratmetern haben. Die sparsame Gebäudevariante wäre ein Stockwerk groß, die großzügige zwei Stockwerke. Das Schwimmbad solle einen Bereich für Nichtschwimmer und einen für Schwimmer haben, ein Planschbecken, dazu eine Sauna, ein Hamam (Dampfbad), Massageräume, einen Aufenthaltsraum für Halal-Catering sowie einen Gebetsraum.

Einen Architektenentwurf gibt es nach den Worten von Zeran noch nicht, zuerst müsse er einen finanzkräftigen Investor finden. Das Grundstück würde zwei bis drei Millionen Euro kosten, das Schwimmbad ein bis 100 Millionen Euro. Als ersten Schritt hat Zeran eine Unternehmergesellschaft („Ein-Euro-GmbH“) zusammen mit einem zweiten Geschäftsführer gegründet. Eine Crowdfunding-Kampagne solle den Anfang machen, der Einstieg eines Investors sei gewünscht. Es solle aber kein ausländischer sein, sagt Zeran.

Muslime anderer Meinung

Der Dialogbeauftragte des türkisch-islamischen Ditib-Verbands, Rafet Öztürk, verneint eine allgemeine islamische Pflicht zur Geschlechtertrennung beim Schwimmen. Manche Muslime bevorzugten eine Geschlechtertrennung und andere nicht, sagt er. Frauen sollten mit ihrer Badekleidung den gesamten Körper bedecken. Dass Frauen nur unter muslimischen Frauen schwimmen sollten, sei eine „salafistische Sondermeinung“.

Für den Liberal-Islamischen Bund gibt es laut der stellvertretenden Vorsitzenden Frederike Güler keine Geschlechtertrennung. Auch beim Propheten Mohammed habe Geschlechtertrennung keine Rolle gespielt. Hinsichtlich des Schwimmens gebe es keine allgemeingültigen Vorschriften für Muslime. Die historische Erkennungs- und Schutzfunktion von Frauenkleidung brauche es heute nicht mehr. Jede Muslimin dürfe sich frei entscheiden, ob und wie sie ihre religiöse Identität zeigen wolle.

Yüksel kritisiert Vorhaben

Auf scharfe Kritik stößt die Initiative beim Frankfurter Landtagsabgeordneten und integrationspolitischen Sprecher der hessischen SPD-Fraktion, Turgut Yüksel. „Herr Zeran spaltet mit seinem Vorschlag die Gesellschaft, polarisiert und schadet der Integration“, sagt er. Anhänger aller Religionen sollten die demokratischen Werte und Normen, darunter die Gleichberechtigung von Mann und Frau, uneingeschränkt akzeptieren. „Religiös begründete Partikularinteressen und Forderungen wie eigene Schwimmbäder dürfen dabei keine Geltung erhalten. Um gesellschaftlichen Zusammenhalt zu garantieren, sollten wir nicht separieren und selektieren“, bekräftigt Yüksel.

Die Frauenschwimmangebote in den Stadtteilen Bergen-Enkheim und Fechenheim würden gut angenommen, berichtet der Sprecher des Frankfurter Integrations- und Bildungsdezernats, Jan Pasternack. Dem Dezernat sei aber kein höherer Bedarf bekannt. Grundsätzlich stünden die städtischen Einrichtungen allen Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion offen. „Wichtig ist die Akzeptanz und Toleranz von allen Seiten.“ (epd/mig) Aktuell Panorama

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