"Demokratie in Gefahr"
Sächsische Bürgermeisterin gibt nach rechter Hetze Amt auf
Die Bürgermeisterin der sächsischen Gemeinde Arnsdorf, Martina Angermann, kapituliert vor dem Hass. Sie war offenbar zum Ziel massiver rechtsradikaler Hetze geworden, weil sie eine selbst ernannte Bürgerwehr kritisiert hatte.
Montag, 25.11.2019, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 26.11.2019, 17:14 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Nach dem Rückzug der sächsischen SPD-Politikerin und Bürgermeisterin Martina Angermann warnt Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) davor, Hasskriminalität nicht ernst genug zu nehmen. „Wenn sich Menschen aufgrund von Drohungen und Hetze aus ihrem gesellschaftlichen Engagement zurückziehen, gerät unsere Demokratie in Gefahr“, erklärte Lambrecht am Freitag in Berlin: „Das dürfen wir nicht hinnehmen.“ Sachsens SPD-Chef Martin Dulig forderte einen besseren Schutz für Kommunalpolitiker.
Wie am Freitag bekannt wurde, hatte Angermann nach mutmaßlich massiver rechtsradikaler Hetze ihr Amt als Bürgermeisterin im sächsischen Arnsdorf bei Dresden aufgegeben. Einem Antrag der 61-Jährigen auf Versetzung in den Ruhestand kam das zuständige Landratsamtes Bautzen nach eigenen Angaben nach.
Psychisch kranken Iraker an Baum gefesselt
„Unsere Bürgermeister brauchen die Wertschätzung und grundsätzliche Unterstützung der Menschen in ihren Gemeinden genauso wie den Schutz des Rechtsstaates“, sagte der SPD-Landesvorsitzende und stellvertretende sächsische Ministerpräsident Dulig dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Zugleich stärkte Dulig der ehemaligen Bürgermeisterin den Rücken: „Martina Angermann ist eine starke Frau. Sie hat Haltung gezeigt und wurde in einer Weise angegriffen, die mit menschlichen Formen der politischen Auseinandersetzung längst nicht mehr zu tun hat. Diese Frau soll von ihren politischen Gegnern vernichtet werden.“
Arnsdorf geriet 2016 in die Schlagzeilen, weil eine selbst ernannte Bürgerwehr einen psychisch kranken Iraker an einen Baum gefesselt hatte. Angermann hatte dies öffentlich verurteilt. Im Februar war sie zusammengebrochen und ist seither krankgeschrieben.
Zunehmende Verrohung
Dulig beklagte eine zunehmende Verrohung in der Gesellschaft. Politische Auseinandersetzungen hätten inzwischen eine „unakzeptable radikale Form angenommen“, durch die „Menschen krank werden und krank gemacht werden“.
„Meine ganze Solidarität gilt der Arnsdorfer Bürgermeisterin und allen, die sich jeden Tag für unsere Gesellschaft einsetzen“, betonte Bundesjustizministerin Lambrecht. Um die Spirale von Hass und Gewalt zu stoppen, würden Hetzer künftig härter verfolgt und bestraft. Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung gegen Rechtsextremismus und Hasskriminalität werde „unter Hochdruck“ umgesetzt. Es diene auch dem besonderen Schutz von Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern.
AfD-Antrag zur Abwahl zuvorkommen?
Bürgermeisterin Angermann wird nach Angaben der Gemeindeverwaltung Arnsdorf vorerst von ihren Stellvertretern Antje Vorwerk vom Verein Bürgerforum und Volker Winter (CDU) vertreten. Ob über eine Neuwahl noch im Dezember entschieden wird, ist derzeit offen.
Der Twitterkanal „Straßengezwitscher“ hatte berichtet, dass Angermann einem AfD-Antrag zu ihrer Abwahl zuvorkommen wollte. Dazu gab es beim Landratsamt und beim Gemeindeamt keine Aussagen. Angermann war seit 2001 Bürgermeisterin von Arnsdorf. (epd/mig) Aktuell Panorama
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RESPEKT für Frau Angermann und schade, daß es scheinbar seitens der Gesellschaft an Unterstützung für sie fehlte. Mutige Amtsträger dieser Art, egal welcher Partei, bräuchten wir viel mehr.
Diese sogenannten Bürgerwehren gehören an den Pranger. Heute sind es die „Ausländer“ und „morgen vielleicht schon die Andersdenkenden“. Wehret den Anfängen!
Etablierte Parteien haben scheinbar immer noch nicht verstanden, was da abläuft. Und wenn dann noch -Stichwort Thüringen- einzelne darüber nachdenken mit der AfD zu sprechen, dann weiß man, wo der „Hase herläuft“. Es geht um Posten und Macht. Auch wenn Herr Ziemiak den Vorschlag als „irre“ bezeichnet – Herr Mohring hat ja seine Parteikollegen quasi sofort in Schutz genommen.
Da darf man sich dann nicht wundern, wenn engagierte Kommunalpolitiker das Handtuch werfen – leider!!!