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Wann ist ein Buch eigentlich vielfältig?

Die Initiative „KIMI – das Kinderbuchsiegel“ schaut sich Kinder- und Jugendbücher nach Vielfaltskriterien an. Im Podcast „DiversityFM“ sprechen sie darüber wie Geschichten verletzen können, warum es nicht darum geht, Pipi Langstrumpf zu verbieten und was wir brauchen, um einen konstruktiven Dialog über Diskriminierung zu führen.

Dienstag, 26.11.2019, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 18.12.2019, 11:26 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Initiative KIMI setzt sich für diversitysensible Kinderbücher ein. In der dafür eingerichteten Jury sind viele Perspektiven vorhanden, insbesondere auch die von Kindern und Jugendlichen. Jährlich werden etwa 200 Bücher gesichtet und ein Siegel vergeben. Fuzum Ghirmazion spricht in seinem Podcast „DiversityFM“ mit Tebbi Nimindé-Dundadengar und Raúl Krauthausen über KIMI.

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An ihren Geschichten wird deutlich wie wirkmächtig Bücher, Filme und Geschichten sein können. So berichtet Nimindé-Dundadengar, dass sie sich als Kind nicht in den Geschichten wiederfand. Mit einer Ausnahme: „Der Film Momo war für mich wie eine Offenbarung. Dass ich so dachte: krass, das könnte auch ich sein. Ich sah halt so ein bisschen aus wie Momo und dachte, dass ich ja sonst nie irgendwo zu sehen bin.“

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Krauthausen wiederum hat in der Schule erlebt wie Filme gezeigt wurden, in denen behinderte Menschen gemobbt wurden. „Ich habe geheult als wir diesen Film gesehen haben und wir haben ihn über drei Stunden gesehen. Ich hatte. Angst, dass dieser Film legitimiert, dass man mich jetzt mobben darf.“ Nimindé-Dundadengar stellt die Frage: „Für wen sind diese Bücher eigentlich wertvoll? Wem nützen sie? Und wer entscheidet eigentlich darüber?“

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Info: Im Podcast „DiversityFM“ spricht Fuzum Ghirmazion mit klugen und empowernden Menschen über sein Herzensthema Diversity. Dafür spricht er mit stillen Held*innen. Der Podcast ist auf Spotify, iTunes, YouTube zu hören. Weitere Infos gibt es auf Instagram oder Facebook unter „DiversityFM_Der Podcast“.

Am Beispiel der sogenannten Kinderbuchdebatte wird deutlich, wie schwierig es in Deutschland ist, eine vernünftige Diskussion über Diskriminierung zu führen. Nimindé-Dundadengar wünscht sich an dieser Stelle eine Versachlichung der Debatte. „Wir wollen niemanden persönlich angreifen, niemanden seine Kindheit klauen. Sondern einfach ganz emotionslos sprechen.“

Oder wie Krauthausen es sagt: „Ich finde, dann sollten die Privilegierten einfach mal tief durchatmen und sich fragen, ob sie die Verletzung nachvollziehen können. Erst dann kommen wir als Gesellschaft tatsächlich in einen konstruktiven Dialog.“ Denn es gehe den beiden ja nicht darum, beispielweise Pippi Langstrumpf zu verbieten, sondern um ein kreatives gemeinsames Überlegen: Wie können wir es besser machen?

Dabei ist der Aufruf von Nimindé-Dundadengar hilfreich: „Was ich dabei so wichtig finde, ist die Angst zu verlieren. Das heißt, ich weiß, dass ich bei richtig vielen Diskriminierungsformen einen Fehler machen könnte, eine falsche Formulierung benutzen kann. Und dann einfach sagen zu können: Entschuldigung. Das wusste ich nicht. Ich merk mir das. Ich mach es das nächste Mal besser. Wir sind alle in diesem System aufgewachsen und haben keine Ahnung über die meisten Dinge.“

Krauthausen fragt sich, weshalb es erst jetzt ein Siegel für Vielfalt gibt. Umso wichtiger sei es, dass diese Initiative eine Finanzierung bekommt. Bisher steht sie auf ehrenamtlichen Füßen und übernimmt einen wichtigen Job für die Gesellschaft. Das kann man allein an der Nachfrage für das „KIMBUK – das vielfältige Kinderbuchfestival“ sehen. Beim ersten Festival kamen 600 Menschen – doppelt so viele wie geplant.

Die starke Resonanz ermutigt die Aktivisten. Es gebe zwar noch genug Kinderbücher, die „Minderheiten“ bloß als Außenseiter zeichnen und nicht als Menschen, die sich in der Mitte der Gesellschaft bewegen. Das Siegel und das Festival hätten jedoch geholfen, ein öffentliches Bewusstsein zu entwickeln und die Gesellschaft damit auch ein Stück diskriminierungsfreier zu machen. (mig) Aktuell Panorama

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