Thüringen
Flüchtlingsrat vergibt „Preis für Gemeinheit“ an Ausländerbehörde Weimar
Der Negativpreis für Grundrechtsverletzung geht in diesem Jahr an die Ausländerbehörde Weimar. Der Flüchtlingsrat Thüringen wirft der Behörde Missachtung des Familienschutzes vor. Sie hatte einen werdenden Vater vor den Augen der hochschwangeren Frau ohne Vorwarnung abschieben lassen.
Mittwoch, 11.12.2019, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 12.12.2019, 15:35 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Zum gestrigen internationalen Tag der Menschenrechte hat der Flüchtlingsrat Thüringen den „Preis für Gemeinheit“ an die Ausländerbehörde Weimar verliehen. Diese trennte den Angaben zufolge am 23. April 2019 eine Familie, indem sie den werdenden Vater Herrn S. vor den Augen seiner hochschwangeren Lebensgefährtin ohne Vorwarnung direkt aus der Ausländerbehörde abschieben ließ.
„Diese Abschiebung steht stellvertretend für restriktive Praxis von Behörden, welche dabei allzu oft die Grund- und Menschenrechte missachten. Die Ausländerbehörde Weimar nahm willentlich die gesundheitliche Gefährdung einer hochschwangeren Frau und ihres ungeborenen Kindes in Kauf. Diese rechtwidrige und unmenschliche Abschiebung verdient den Preis für Gemeinheit!“ betont Nathanael Falk vom thüringer Flüchtlingsrat.
Die Familie sei unter Angabe eines falschen Vorwandes auf die Ausländerbehörde Weimar gelockt worden, wo die Polizei den werdenden Vater bereits erwartete. Im Vorfeld sei der werdenden Familie mitgeteilt worden, sie könne den Aufenthalt des Vaters bis zu vier Wochen nach der Geburt des Kindes auf der Behörde klären.
Trotz Risikoschwangerschaft
Trotz Kenntnis der Risikoschwangerschaft der Betroffenen wurde die werdende Mutter erheblichem vorgeburtlichem Stress ausgesetzt, als sie die plötzliche Abschiebung ihres Lebensgefährten miterleben musste. Die werdende Mutter musste aufgrund ihres sich schnell verschlechternden Gesundheitszustandes noch vor Ort von einem Krankenwagen abgeholt und ins Krankenhaus transportiert werden, wo sie bis zur Geburt des Kindes verblieb. Nach der skandalösen Abschiebung ist der Vater inzwischen wieder bei seiner Frau und seinem Kind.
Der „Preis für Gemeinheit” wird seit dem Jahr 2000 regelmäßig an Behörden, Institutionen oder Einzelpersonen verliehen, die herausragende Anstrengungen bei der Diskriminierung und Ausgrenzung von Flüchtlingen unternommen haben. Besonders „gewürdigt“ werden dabei vorauseilender Gehorsam, die exzessive Verletzung von Persönlichkeitsrechten sowie außergewöhnliche Bemühungen, die Lage von Flüchtlingen weiter zu verschlechtern. (epd/mig) Aktuell Panorama
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