Beschlossen
Kabinett gibt Zustimmung für jüdische Militärseelsorge
Neben Pfarrern sollen künftig auch Rabbiner Soldaten der Bundeswehr begleiten. Das Bundeskabinett gab am Mittwoch grünes Licht für einen Staatsvertrag zur Verankerung jüdischer Militärseelsorge. Gespräche über Imame für Muslime laufen noch.
Donnerstag, 12.12.2019, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 17.12.2019, 16:34 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Für jüdische Bundeswehrsoldaten kann es voraussichtlich schon bald eigene Militärseelsorger geben. Das Bundeskabinett gab am Mittwoch in Berlin seine Zustimmung zu einem Staatsvertrag für die Verankerung jüdischer Militärseelsorge. Erstmals seit 100 Jahren würde es damit wieder Militärrabbiner in der deutschen Armee geben. Das sei ein starkes Zeichen für jüdisches Leben in Deutschland, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert nach dem Kabinettsbeschluss in Berlin.
Seit Jahrzehnten gibt es evangelische und katholische Militärpfarrer in der Bundeswehr auf Grundlage entsprechender Verträge mit den Kirchen. Weil die Zahl christlicher Soldaten abnimmt und zugleich die Religionszugehörigkeiten pluraler werden, sollen die Pfarrer künftig nicht die einzigen Geistlichen in der Armee sein.
Schuster: Rabbiner bereichern Bundeswehr
Den Staatsvertrag für die jüdische Militärseelsorge hatte noch die frühere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf den Weg gebracht. Unterzeichnet werden soll er Ende kommender Woche von ihrer Amtsnachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und dem Zentralrat der Juden. Der Vertrag sieht zehn Militärrabbiner vor, die wie andere Militärseelsorger auch Soldaten im Inland und bei Auslandseinsätzen begleiten können.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte, die Rabbiner würden auch über den lebenskundlichen Unterricht zur Gewissensbildung der Soldaten beitragen. Diesen Unterricht für Soldaten gestalten auch die Kirchen mit. „Die Militärrabbiner werden die Bundeswehr bereichern“, sagte Schuster.
Muslime warten auf Imame
Die Zahl jüdischer Soldaten schätzt das Verteidigungsministerium auf rund 300, die Zahl muslimischer Soldaten auf 3.000. Eine genaue Erfassung der Religionszugehörigkeit gibt es nicht. Für Muslime ist die Begleitung von Imamen noch in weitere Ferne, dem Staatsvertrag für die Installierung von Rabbinern müssen nur noch Bundestag und Bundesrat zustimmen.
Die Linken-Bundestagsabgeordnete Christine Buchholz sagte, die Bundesregierung sei gefragt, auch mit den muslimischen Verbänden einen Vertrag über die Seelsorge zu unterzeichnen. Sie warf dem Ministerium vor, das Thema zu verschleppen. Regierungssprecher Seibert sagte, die Gestaltung muslimischer Begleitung der Bundeswehr sei Gegenstand laufender Gespräche.
Beauftragte für Religionsfreiheit begrüßt Beschluss
Der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), begrüßte den Kabinettsbeschluss. „Der Vertrag ist ein Eckstein der Religionsfreiheit in Deutschland“, sagte er. Alle Soldatinnen und Soldaten hätten Anspruch auf Seelsorge. Dieser Vertrag zeige zudem, „dass das jüdische Leben zu Deutschland gehört“, sagte Grübel.
Geplant und seit langem von Islam-Verbänden gefordert wird auch eine muslimische Militärseelsorge. Die Verankerung ist allerdings schwieriger, weil der Staat bei der muslimischen Gemeinschaft keinen verbindenden Dachverband als Gegenüber hat, der die Muslime mehrheitlich vertritt. Religiöse Soldaten, die keine eigenen Seelsorger in der Bundeswehr haben, können sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums an eine Ansprechstelle wenden, die Seelsorger vermittelt. (epd/mig) Leitartikel Politik
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