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Muslimische "Weihnacht"

Wie der Islam die Geburt von Jesus versteht

Muslime feiern zwar nicht im christlichen Sinne Weihnachten, aber einige stellen in ihren Wohnzimmern trotzdem Weihnachtsbäume auf. Im Koran gibt es übrigens auch eine "Weihnachtsgeschichte" - hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Judith Kubitscheck Freitag, 20.12.2019, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 11.01.2020, 22:35 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Feiern Muslime Weihnachten?

Ein Weihnachtsfest im christlichen Sinne wird von Muslimen nicht begangen, aber zahlreiche Muslime vor allem in Europa mögen die Traditionen, die mit dem Weihnachtsfest verbunden sind: Sie schlendern über Weihnachtsmärkte, dekorieren das Haus und treffen sich im Familien- und Verwandtenkreis. In einigen Wohnzimmern steht auch ein geschmückter Baum. Ein Festessen und Geschenke für Kinder gibt es bei manchen Muslimen ebenfalls – wobei viele dafür nicht den Weihnachtstag, sondern Silvester wählen. „Weihnachten wird offenkundig von vielen inzwischen religions- und kulturübergreifend wahrgenommen“, stellt die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor fest.

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Gibt es auch Muslime, die dagegen sind, solche weihnachtlichen Traditionen zu übernehmen?

Ja, denn viele argumentieren, dass das Fest daran erinnern soll, dass Gott Mensch wurde und in Jesus auf die Welt kam. Dass Jesus Gottes Sohn ist, lehnt der Islam allerdings eindeutig ab. Außerdem wird auf den heidnischen Ursprung des Festes hingewiesen, der ebenfalls kritisch gesehen wird: Der 25. Dezember war zur Zeit des Römischen Reichs ein Fest zur Ehren des Sonnengottes, auf das später das Geburtstagsfest Jesu gelegt wurde.

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Wie sieht es außerhalb Europas aus?

In der arabischen Welt, beispielsweise in Ägypten und Syrien, besuchen einige Muslime aus Respekt und freundschaftlicher Verbundenheit die Weihnachtsmessen der orientalischen Christen. Und selbst in Dubai und Indonesien stehen geschmückte Tannenbäume.

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Gibt es im Koran auch eine Weihnachtsgeschichte?

Im Koran stehen zwei Berichte über die Geburt Jesu: In der Sure 3 und Sure 19, der sogenannten Sure „Maryam“. Das Jesuskind wird dort aber nicht in Bethlehem in einer Krippe, sondern an einem „fernen Ort“ unter einer Palme geboren, wo Maria – auf arabisch „Maryam“ – in völliger Einsamkeit und unter starken Schmerzen ihren Sohn auf die Welt bringt. Auf wunderbare Weise lässt Gott ihr zum Trost Datteln wachsen und eine Wasserquelle entspringen. Bis heute beten manche Musliminnen, wenn sie ein Kind auf die Welt bringen, die Sure „Maryam“ und essen Datteln zur Stärkung.

Welche Rolle spielt Jesus im Koran?

Jesus ist ein Prophet Gottes, der Verkünder des Evangeliums. Im Koran wird auch von Wundern berichtet, die er vollbrachte. Sein erstes Wunder war, dass er als neugeborenes Baby sprach und Maria verteidigte, als die unverheiratete junge Frau mit einem Kind auf dem Arm zu ihrer Familie zurückkehrte. Jesus ist im Islam zwar ein besonderer Mensch, aber nicht Gottes Sohn, der am Kreuz gestorben ist. Dies soll die „Weihnachtsgeschichte“ im Koran auch deutlich machen: „Es steht Gott nicht an, sich irgendein Kind zuzulegen“, heißt es am Ende der koranischen Geburtsgeschichte Jesu in Sure 19.

Kennt der Islam auch die Jungfrauengeburt Marias?

„Geboren von der Jungfrau Maria“ – das glauben auch Muslime. Laut Koran wird Maria durch Engel verkündigt, dass Gott sie auserwählt hat und sie ein Kind bekommen wird, das hoch angesehen sein wird und „einer von denen ist, die Gott nahestehen“ (Sure 3, 42-46).

Maryam ist laut der islamischen Theologin Hamideh Mohagheghi auch heute noch ein beliebter islamischer Mädchenname, weil Maria als wahrhaft standhafte und gläubige Muslimin gilt. Maria ist die einzige Frau, die im Koran namentlich erwähnt wird. Ihr Name kommt im Koran 34 Mal vor – öfter als im Neuen Testament. Nach der islamischen Tradition wird Maria zusammen mit Mohammeds Frauen Aischa und Khadidscha sowie seiner Tochter Fatima als eine der vier besten Frauen angesehen, die je gelebt haben und die die höchste Stufe des Paradieses erlangen. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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