Experte
Mentoren können Migranten Zugang zur Kommunalpolitik ebnen
Wer kein "Vitamin B" hat, hat es oft schwer, Arbeit, eine Wohnung oder einen Kita-Platz zu bekommen. Betroffen sind am meisten Migranten. Migrationsforscher Aladin El-Mafaalani sieht in Mentoren- und Patenprogrammen großes Potenzial, diesen Nachteil auszugleichen.
Von Martina Schwager Dienstag, 21.01.2020, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 20.01.2020, 17:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Migrationsforscher Aladin El-Mafaalani sieht in Mentoren- und Patenprogrammen großes Potenzial, um Zuwanderer für die deutsche Kommunalpolitik zu gewinnen. „Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft nicht vernetzt sind, profitieren von solchen Programmen ungemein“, sagte El-Mafaalani dem „Evangelischen Pressedienst“. Mentoren oder Paten böten Menschen, die nicht aus privilegierten Milieus stammten, bereits in vielen Bereichen erfolgreich Hilfestellung. Dazu zählten etwa Schulen und Kitas. Sie könnten soziale Ungleichheit ausgleichen.
„Es gibt kaum eine andere Möglichkeit, das Fehlen von ‚Vitamin B‘ zu kompensieren und die soziale Durchlässigkeit zu erhöhen“, sagte El-Mafaalani, der seit Sommer 2019 den Lehrstuhl für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück innehat. Er wurde 1978 als Sohn eines aus Syrien zugewanderten Arztes in Deutschland geboren. El-Mafaani zeigte sich überzeugt, dass Mentorenprogramme auch zum Wissenstransfer und zur Vorbereitung auf verantwortungsvolle Aufgaben in der Politik oder in der Wirtschaft bestens geeignet seien.
Mentorenprojekt in Osnabrück
Die Stadt Osnabrück hat zum Jahresbeginn ein Mentorenprojekt für Zuwanderer gestartet, das ihnen den Zugang zur Kommunalpolitik erleichtern soll. Interessierte können ein Mitglied des Rates begleiten und Einblicke in die Gremienarbeit erhalten. Alle Fraktionen beteiligen sich. Derzeit sind Zuwanderer gar nicht im Rat vertreten, obwohl in Osnabrück 30 Prozent der Bürger einen Migrationshintergrund haben.
El-Mafaalani betonte, in Kommunalpolitik und Verwaltung engagierten sich historisch bedingt häufig solche Menschen, deren Vorfahren dies ebenfalls bereits getan hätten. Viele Menschen brächten sich zudem erst dann in das Gemeinwesen ein, wenn sie vor Ort verwurzelt seien. Über diese Voraussetzungen verfügten Migranten seltener. „Wenn man will, dass sie sich mit ihren Fähigkeiten einbringen, muss man sie unterstützen“, sagte der Autor des 2018 erschienenen Bestsellers „Das Integrationsparadox“.
Nicht automatisch Experten für Migrationspolitik
Zwar würde die Beteiligung von Menschen mit Migrationsgeschichte an der Politik in den kommenden Generationen langsam auch von selbst steigen. In westdeutschen Großstädten hätte bereits die Hälfte der Kinder einen Migrationshintergrund. „In weniger als 20 Jahren werden diese Kinder berufstätig sein und fast alle auch wahlberechtigt“, sagte der Professor. Menschen mit Migrationshintergrund wären in politischen Gremien dann noch stärker unterrepräsentiert. „Und in einem demokratischen Land ist Repräsentanz eine ziemlich wichtige Größe.“
El-Mafaalani warnte allerdings davor, Migranten nur als Experten für Migrationspolitik zu betrachten und sie ausschließlich deshalb in entsprechende Gremien zu holen. „Es wäre schlau, sie entsprechend ihrer Fähigkeiten einzusetzen.“ (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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