IW-Studie
Migranten-Haushalte oft nicht gut aufgestellt für Homeschooling
Die meisten Familien in Deutschland sind einer Studie zufolge gut aufgestellt für das Homeschooling. Doch nicht in jedem Haushalt sind die Ressourcen ausreichend – u.a. bei Kindern mit ausländischen Wurzeln. Experten fordern intensive Zusatzförderung nach Öffnung der Schulen.
Dienstag, 21.04.2020, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 27.04.2020, 14:03 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sehen die meisten Familien in Deutschland mit Blick auf Homeschooling und Freizeitgestaltung in Corona-Zeiten gut aufgestellt. Doch die kleine Gruppe der Kinder mit sehr ungünstigen häuslichen Lebensverhältnissen sollte bei der Gestaltung von Exitstrategien besonders berücksichtigt werden, lautet ein Fazit eines am Montag veröffentlichten IW-Reports mit dem Titel „Häusliches Umfeld in der Krise„. Auch sollten Kinder, bei denen die häuslichen Gegebenheiten das Homeschooling behindern, nach der Wiederöffnung der Schulen eine intensive Zusatzförderung erhalten, um entstandene Lücken zu schließen, erklärt Studienautor Wido Geis-Thöne.
Eine Auswertung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) mit Daten aus den Jahren 2017 und 2018 zeige, dass 85 Prozent der Zwölfjährigen im Jahr 2018 ein eigenes Zimmer und 89,6 Prozent Zugang zu einem PC oder Laptop hatten, erklärte Geis-Thöne. Bestärkung und Hilfe bei Angelegenheiten, die ihnen wichtig waren, erhielten mit 95,5 Prozent fast alle Kinder in diesem Alter.
Wenig Ressourcen bei Migranten
Allerdings erlebte ein großer Teil von ihnen (62,2 Prozent) auch oft oder sehr oft Streit in der Kernfamilie, wie es hieß. Und die Konflikthäufigkeit dürfe mit dem engen Zusammenleben derzeit noch steigen. Zudem stelle sich die Lage bei den verschiedenen im SOEP erfassten materiellen Ressourcen für Kinder aus bildungsfernen Familien, aus Familien im Transferbezug, bei Alleinerziehenden und aus Familien mit Migrationshintergrund deutlich ungünstiger dar als für andere Kinder.
Im Jahr 2018 stand der Studie zufolge etwas mehr als der Hälfte der Familien (51 Prozent) mehr als ein Zimmer je Haushaltsmitglied zur Verfügung. Mindestens ein Zimmer hatten sogar rund vier Fünftel der Familien (80,9 Prozent). Vergleichsweise niedrige Werte fanden sich bei bildungsfernen Familien mit 59,9 und bei Familien mit Migrationshintergrund mit 61,2 Prozent.
Kinder fallen zurück
Auch wenn Zugangsmöglichkeiten zu PC, Laptop oder Tablet bei den meisten Familien möglich seien, zeige sich ein anderes Bild, wenn man in den Blick nehme, ob die Kinder ein eigenes Gerät nutzen können, hieß es. Einen eigenen PC oder Laptop hatten im Jahr 2018 nur 27,8 Prozent der Zwölfjährigen und 41,7 Prozent der Vierzehnjährigen. Auch wenn Tablets miteinbezogen würden, lägen die Anteile mit 42 beziehungsweise 50,3 Prozent noch vergleichsweise niedrig.
Beim aktuell praktizierten Homeschooling lasse sich kaum verhindern, dass Kinder vor allem in ungünstigen häuslichen Lebensverhältnissen beim Lernfortschritt zurückfielen, mahnte der IW-Forscher. Neben einer unzureichenden Ausstattung der Haushalte spielten auch zu geringe digitale Kompetenzen von Kindern und Eltern eine entscheidende Rolle. (epd/mig) Aktuell Panorama
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